Buenas
tardes liebe Freunde und Familie,
Weihnachten
ist gerade vorbei und der Ranzen vom Weihnachtsessen spannt immernoch, weshalb
ich heute nur mein mein Papaya-Bananen-Müsli esse, die Samstagsruhe genieße und
für euch diesen Blogeintrag schreibe. Nach den aufregenden letzten zwei Wochen
und den schönen Weihnachtstagen mit meiner Familie ist heute (endlich) wieder
ein bisschen Ruhe und ein bisschen Alltag in mein Leben hier eingekehrt. Diese
Ruhe nutze, um euch von meiner Oaxaca-Reise, die ich vom 15.12 - 23.12
unternommen habe, zu erzählen.
Diese Reise war eines der größten Abenteuer meiner bisherigen Zeit hier in Mexiko und einers meiner persönlichen Highlights. Es war schlichtweg eine unvergesslich großartige Erfahrung. Ich habe in den acht Tagen meiner Reise unglaublich viele neue Eindrücke von diesem fantastischen Land namens Mexiko sammeln und noch besser, wundervolle Menschen kennenlernen dürfen. Es wird schwer sein all meine Eindrücke, Gedanken und Gefühle dieser acht Tage in Worte zu fassen, aber ich werde in den kommenden Zeilen das Beste versuchen, um euch ein stückweit an meiner Erfahrung teilhaben zu lassen.
Also auf
gehts ab gehts, rein in das Oaxaca-Abenteuer! Ich wünsche euch viel Spaß beim
Lesen und beim Neidisch-Sein, haha ;-)
1. Warum ich beinahe nicht nach Oaxaca gelandet wäre und warum mexikanische
Hilfsbereitschaft mich glücklich macht
Ich hatte
euch in meinem (vor-)letzten Blogpost berichtet (ich hoffe an dieser Stelle
alle von euch haben fleißig meinen letzten Blogeintrag gelesen,falls nein:
schämt euch!), dass mein erstes Projekt, das MLB-Projekt, vor fast genau zwei
Wochen planmäßig am 12.12 geendet hat. Dieses frühe Projektende gab mir
also knapp 10 freie Tage bis zu Weihnachten, praktische meine ersten
mexikanischen Urlaubstage darstellen. Schon frühzeitig hatte ich mit dem
Gedanken gespielt diese 10 Tage zu nutzen und eine Tour zu machen. Dabei
schwirrte von Anfang Oaxaca als Ziel meiner Tour in meinem Kopf rum. Ich hatte
von der Stadt und den Stränden dieses Bundesstaates in meinem
Lonley-Planet-Reiseführer gelesen und was ich da las, ließ mich heiß werden:
"The
state of Oaxaca (wah-hah-kah) has a special magic felt by Mexicans and
foreingers alike. A redoubt of indigenous culture, it`s home to country`s
most vibrant crafts and art scene, some outstandingly colorful and extroverted
festivities, a uniquely savory cuisine and varied natural riches. At the center
of state in every way stands beautiful, colonial Oaxaca city, an elegant and
fascinating cultural hub.
To the
south, across rugged, remote mountains, is Oaxaca`s fabulous coast, with its
endless sandy beaches, pumping Pacific surf, seas full of dolphins, turtels and
fish and villages that will make any traveler happy."
Als
ich diese Zeilen in meinem Bett in meinem superkühlen, dunklen Zimmer hier in
Aguascalientes las, da wurde mir klar: Oaxaca, du bist was ich will!
Naja oder
so klar nun auch wieder nicht, denn fast hätte ich diese mexikanische Perle
liegen lassen für eine andere, mit Sicherheit ebenso schöne Perle namens Puerta
Vallarta. Doch warum das? Warum wäre ich beihnahe in Puerto Vallarta gelandet?
Nun ja, einer meiner Kumpels hier, Jonathan, hatte mich gefragt, ob ich Bock
hätte mit ihm und ein paar weiteren Freunden an den Party-Strand nach Puerta
Vallarta gehen möchte für vier Tage. Er hatte sich bereits um alles gekümmert:
Reise, Hotel, Versorgung, ich musste nur noch zusagen. Und da ich nicht
unbedingt alleine reisen wollte hier in diesem fremden Land sagte ich zu. Doch
irgendwie hatte ich, obwohl ich zusagte, bei der ganzen Sache kein gutes
Gefühl. Der Preis für drei Nächte war teuer, ich würde alleine im Hotel
schlafen müssen, ich wäre an andere Leute und Pläne gebunden und hätte meine
freie Zeit nicht wirklich genutzt. Nein, das wollte ich nicht. Irgendwie schlug
mein Herz doch mehr für Abenteuer, mehr für wunderschönen Strände, mehr
für Oaxaca. Und so sagte ich eine Woche vor Reisebeginn Jonathan wieder ab und
nahm das Abenteuer Oaxaca in Angriff. Bis heute habe ich diese Entscheidung
nicht bereut. Ganz im Gegenteil, es war eine der besten Entscheidungen der
letzten Wochen, die mir mal wieder zeigte, dass man am besten mit seinem Herz
entscheidet.
Wie jede
Reise benötigte auch diese Reise ihre Reisevorbereitung. Ich hatte mir
vorgenommen genau 9 Tage zu reisen, um pünktlich zu Weihnachten wieder zurück
bei meiner Familie zu sein. Da Oaxaca rund 13 Stunden südlich von
Aguascalientes liegt, blieben nach Abzug von knapp zwei vollen Reisetagen also
7 Tage. Diese 7 Tage wollte ich aufsplitten in drei Tage Oaxaca-City und vier
Tage Strand und Meer. Und da ich nicht 13 Stunden Non-Stopp im Bus sitzen
wollte, entschloss ich zudem einen kleinen Halt in Mexiko City bei meinen
Freunden Ross und Memo für eine Nacht zu machen. Das war der Plan. Also ging es
auf zur Umsetzung. Ross und Memo hatte ich gleich mit im Boot. Punkt 1: Check!
Da ich nicht unbedingt im Geld schwimme und nur ungern alleine sein wollte in
diesem völlig fremden Bundesstaat, war mein zweites Anliegen dann Gast-Familien
für meine Tage in der Stadt und am Strand zu finden. Glücklicherweise arbeite
ich ja für AIESEC, eine nationale bzw. internationale Studentenorganisation,
weshalb es auch in Oaxaca AIESEC gibt. Schnell hatte ich mir einen Kontakt von
einem AIESEC-Mitglied dort beschafft und Kontakt aufgenommen. Meine
Kontaktperson Lia konnte mir leider keine Unterkunft anbieten, gab mir aber den
Kontakt einer ihrer Freundin namens Gabi, die im Zentrum von Oaxaca wohnt. Und
Gabi, ohne mich zu kennen, ohne auch nur ein Bild von mir gesehen zu haben, bot
mir direkt an bei ihr zu übernachten. Punkt 2: Check!So sind sie die Mexikaner:
hilfsbereit und gastfreundlich bis aufs Blut! Einfach grandios und auf jeden
Fall nachahmenswert!
Ebenso gab
Lia mir den Kontakt eines Freundes in Puerto Escondido, bei dem ich vielleicht
wohnen könnte. Aber dieser sagte mir einen Tag vor Reisebeginn ab. Weniger gut.
Punkt 3: Fail! Ich hatte also nur eine Unterkunft in der Stadt, jedoch nicht am
Strand, zu dem ich unbedingt wollte Naja, ich war dennoch Feuer und Flame für
Oaxaca. Notfalls würde ich eben in einem Hostel am Strand schlafen. Irgendwie
würde das schon hinhauen.
Sonntagabend,
am Tag vor der Abreise, klärte mich dann Daniel noch ganz fürsorglich über die
Gefahren in Oaxaca auf. Oaxaca ist einer der ärmsten Staaten in Mexiko und
diese Armut führt gelegentlich auch immer wieder zu Gewalt und Überfallen auf
Touristen. Vorsicht und Obacht war also geboten, wie mir Daniel eindrücklich
klar machte. Andere hätten nach dieser Ansage vielleicht die ganze Reise
abgeblasen, aber ich ließ mich davon nicht wirklich iritieren. Bisher war noch
immer alles gut gegangen, egal wo ich war. Zudem hatte ich Mamas Glückskette um
den Hals, sodass mir nichts passieren konnte. Vielleicht etwas leichtsinnig und
naiv. Aber: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.
2. Der Reisestart und eine Nacht mit Freunden in Mexiko City
So ging es
also dann am Montagmittag pünktlich 12 Uhr mit dem Reisebus von der Buszentrale
in Aguascalientes auf nach Mexiko City, wo ich meine erste Nacht verbingen
wollte. Die Reise begann. Das Abenteuer nahm seinen Lauf.
Und so lief
von der Metro Haltestelle San Cosme den gewohnten Weg zurück "meiner"
Wohnung. Augenscheinlich hatte sich nichts wirklich verändert hier in D.F., wie
Mexico City auch genannt wird. Immer noch gab es all die kleinen Verkaufstände,
die von gefälschten Kopfhörern, Tshirts bis hin zu Raubkopien alles verkauften.
Noch immer sah ich bettelnde, verwahlloste Mütter mit ihren Kindern auf den
Straßen, noch immer war der Verkehr besorgniseregend. Auch als ich um die Ecke
zu Ross Haus bog, stand da immernoch der gleiche, kleinen Tacco-Stand, an dem
wir an meinem ersten Abend hier in Mexiko meine ersten Taccos gekauft hatten.
Die selben drei witzigen, schwerbeschäftigten Köche winkten mir auch diesesmal
nach einem freundlichen "Buenas tardes" freundlich zu. Im Haus traf
ich dann als erstes meinen Freund den Hausmeister, mit dem ich damals bei einem
kühlen Feierabendbier, mit meinem brüchigen Spanisch über Fußball philosophiert
hatte. Die Uhr schien stehen geblieben zu sein, so fühlte sich das zumindest
an. Bis, ja bis ich meine alte Heimat betrat. Denn hier hatte sich in der
Zwischenzeit so einiges zum Positiven verändert. Aus dem kahlen
"Wohnzimmer", dass man eigentlich kaum Wohnzimmer nennen konnte, da
es nur aus einer kleinen Komode, einem Fernseh auf dem Boden und meiner
Luftmatraze bestand, hatte sich in ein richtig schönes, wohnliches Zimmer
entwickelt. Ross und Memo hatten es in den letzen zwei Monaten super schön
eingerichtet (inkl. einem echten Weihnachtsbaum), sodass man nun wirklich von
einem Wohnzimmer sprechen konnte, in dem man gerne wohnt. Auch meine
Deutschland-Flagge, die ich als Gast-Geschenk zurückgeließ, hatte ihren
Ehrenplatz an der Wand gefunden.
Es fühlte
sich gut an wieder zurück zu sein, wieder vereint zu sein. Die Zeit mit diesen
zwei Menschen hat mich einfach geprägt und ist für mich unvergesslich. |
Für den
Abend hatten Ross und Memo eine kleine Posada ( = mexikanisch für
Weihnachtsfeier) mit Freunden organisiert. Gegen halb 10 Uhr abends fanden dann
nach und nach alle eingeladenen Freunde. Sie alle kamen in ihren
Buisnessdresses, und das ist kein Spaß, gerade von der Arbeit. Hier in Mexiko,
gerade in Mexiko City, ist es üblich bis spät in den Abend zu arbeiten.
Die Mexikaner arbeiten wirklich lange, Überstunden sind hier oftmals an der
Tagesordnung. Unter der Woche gibt es neben der Arbeit, essen und vielleicht
ein paar Freunde treffen nicht viel anderes. Freizeithobbies wie Sport, Kino,
Musikunterricht oder sonstiges haben hier kaum Kultur. Ein wesentlicher
Unterschied zur deutschen Arbeitskultur und der mittlerweile gerade von der
Generation Y geforderten Life-Work-Balance.
Nach kurzem
Kennenlernen, fanden dann tatsächlich alle 8 Personen Platz und gemeinsam aßen
wir das von Memo und Ross super lecker zubereitete Abendessen. Dazu gab es
einen weniger leckeren Rotwein. Aber als noi demit!
In
gesseliger Runde verbrachten wir einen schönen Abend, auch wenn ich so meine
Probleme hatte den Gesprächen zu folgen. So gut ist mein Spanisch nun doch
wieder nicht.
La Posada |
Gegen halb
zwei lag ich dann im Bett. Naja es war weniger ein Bett, denn zwei dünne Decken
auf dem Boden, einem Kissen und meinem Schlafsack (Danke an dieser Stelle für
das Geschenk Dominic). Meine so geliebte Luftmatraze, die nach zwei Stunden
ihre Luft verliert, hatte Ruben sich gekrallt, der vorübergangsweise bei Ross
und Memo eingezogen war.
Nach einer
kurzen Nacht, klingte um 6 Uhr dann der Wecker. Ich machte mich schnell fertig,
haute mir ein Paar Eier in die Pfanne, einen Kaba in den Bauch und während noch
alle schliefen verließ ich das Haus. Weiter ging es nach Oaxaca.
Rührei und Kaba am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen |
3. Eine neue Familie - Drei einzigartige Tage in
Oaxcaca
Mehr oder
minder pünktlich gegen halb 8 verließ mein Reisebus Mexiko City gen Oaxaca. Nun
konnte das Abenteuer also so richtig beginnen. Ich hatte ehrlich gesagt keinen
Schimmer, wer oder was mich in Oaxaca tatsächlich erwarten würde, denn außer
einem kurzen Skypie und ein paar kurzen WhatsApp-Nachrichten wusste ich
eigentlich nichts von Gabi und meiner neuen Gast-Familie. Aber trotzdem hatte
ich ein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Circa sechs Stunden ging es mit dem
ADO Bus südwestlich von Mexico City, durch wunderschöne Kaktus- und
Berglandschaften – eine willkommene Oase nach einem Tag in der beschäftigten
Hauptstadt Mexikos.
Tag 1: Ankunft und Oaxaca bei Nacht
Gegen 14 Uhr
kam ich dann in Oaxaca an der kleinen Buszentrale an. Dort erwartete mich Gabi.
Ich wusste jedoch nicht so recht nach welchem Gesicht ich Ausschau halten
sollte als ich so in die Empfangshalle reinspazierte. Glücklicherweise falle
ich mit meinen Haar und meinem Kleidungsstil hier in Mexiko regelmäßig auf,
sodass mich Gabi und ihre Schwester gleich erkannten, auf mich zukamen und mich
begrüßten. Mein erster Eindruck (ehrlich): Zwei weniger hübsche, etwas dürre,
wirklich anders aussehende Mädels, aber sehr symphatisch. Gemeinsam liefen wir
den Weg von der Busstation zu meinem neuen Zuhause und kamen gleich ins
Gespräch. Gabi war 24 Jahre alt während ihre jüngere Schwester Eli genau wie
ich 22 Jahre auf dem Zähler hatte. Beide studierten hier in Oaxaca Sprachen.
Gabi sprach neben Spanisch auch ein bisschen Englisch und sogar Deutsch. Auch
ich erzählte ein bisschen über mich, meine Arbeit und meine Gründe nach Oaxaca
zu kommen. Unsere gemeinsame Sprache war dabei nicht Englisch, sondern
Spanisch. Nach etwa 15 minütigem Fußmarsch, vorbei an einem Eis (!)laufstadion
(völlig irre bei mehr als 26 Grad Außentemperatur) waren wir dann am Haus
angekommen und ich konnte zum ersten Mal ein Blick in mein neues
"Zuhause" werfen. Es war eine mittelgroße Wohnung mit zwei Zimmern,
einer großen Küche, einem Hinterhof sowie einer Toilette mit Dusche. Ich hatte
mein eigenes Bett, sowie Steckdosen und Internet. Also alles was ein moderner
Mensch so zum Überleben braucht, haha. Die Wohnung war nett, aber völlig
inluxeriös, teilweise spartanisch eingerichtet und ausgestattet. Es fühlt sich
wie in einer kleinen Studenten-WG an. Die zwei Schwestern lebten hier mit ihren
zwei kleinen Brüdern, Noah (Schüler, 14 Jahre) und Emanuel (Azubi, 18 Jahre),
zusammen. Ursprünglich kommt die Familie aus einem armen Dörfchen, ohne Schulen
und Weiterbildungsmöglichkeiten. Deshalb sind alle nach und nach hier in die
Stadt gezogen, um zu studieren, zu lernen oder zu arbeiten. Die ganze Familie,
bis auf die Eltern, war also nun hier in Oaxaca vereint und lebte zusammen. Und
ich durfte nun für drei Tage teil dieser Familie sein.
Gabi (links) , Elli und ich |
Wie üblich
hier in Mexiko gab es natürlich... erstmal etwas zu essen und nach meiner
langen Reise war mir das gerade Recht. Es gab von Gabi zubereitete Flautas.
Gabi sollte sich als wahre Super-Köchin herausstellen, doch dazu später mehr.
Nach dem
leckeren Mittagessen zogen Gabi, Elli und ich dann bei Dämmerung zu meiner
ersten City-Tour los.Wir liefen durch die schönen Gassen, vorbei an den
beleuchteten Gebäuden und noch geöffneten Läden. Die zwei zeigten mir die
wichtigsten Plätze der Stadt, wir sahen den Zocalo, die Cathedrale, den Palacio
de Gobierno, Templo de Santo Domingo und vieles mehr. Die Stadt hatte ihren
ganz eigenen Charme.
Der
koloniale Charme war besonders rund um den Hauptplatz, den Zocalo spürbar. In
Oaxaca, wie auch in vielen anderen mexikanischen Städten, wird der Hauptplatz
„Plaza de la Constitución“ (Gründerplatz) genannt, aber man sollte nie unter
diesem Namen nach ihm suchen. Im Volksmund ist er als Zócalo bekannt
und er ist ohne jeden Zweifel das Herz der Stadt. Der Platz wird gesäumt
von eindrücklichen Arkaden, mit gemütlichen Cafes und Restaurants. Von hier
kann man auch bestens das muntere Treiben beobachten: Schuhputzer offerieren
ihren Service, Indigenas versuchen den Touristen handgemachte Souvenirs zu
verkaufen, Studenten machen es sich auf den schmiedeeisernen Bänken unter den
riesigen Bäumen bequem.Hier konnte ich die kleinstädtischen Bilder der
Luftballonverkäufer, Straßenmusiker und Touristen jeder Altersgruppe aus allen
Ecken der Welt sehen. Hier war alles versammelt., groß und klein. Bei
Sonnenuntergang konnten wir zudem einem der Konzerte der traditionellen
Blasmusikgruppen aus Oaxaca lauschen. Es herrschte eine unvergleichliche
Stimmung!
Hier ein
Zitat, dass ich darüber gelesen habe und das die Stimmung dort auf den Punkt
bringt:
"Was für andere ein Plätzchen unter einer Palme
am Meeresstrand, ist fuer mich der Zócalo von Oaxaca: Ein Traumort der Ruhe,
inmitten des kunterbunten Treibens, das diesen autofreien Platz wie eine Insel
umspült. Endlich wieder im Café unter den Arkaden sitzen, gleich am frühen
Morgen."
Hier ein
paar Bilder und Eindrücke des Zocalos:
Am Abend
dann servierten die Mädels noch einen selbstgemachten Cafe de Olla - mein
absoluter Lieblingskaffe hier in Mexiko.
Der
Kaffe ist mit nichts zu vergleichen, was es in Deutschland so an Kaffe
gibt. Er hat ein ganz anderes Aroma und einen ganz anderen Geschmack. Er
schmeckt eher etwas süßlich, ja fast sogar etwas "weihnachtlich",
wenn ihr versteht was ich damit meine. Naja jedenfalls trank ich genüsslich
meinen Kaffee und tunkte dazu (wie zu besten Behres-Zeiten) wie üblich hier in
Mexiko meinen Kuchen in den Kaffee. Da saß ich also, mit vier völlig fremden
Menschen zusammen in ihrer Küche und trank mit ihnen Kaffee und lachte mit ihnen
als würden wir uns schon Jahre kennen. Schon jetzt war mir diese kleine Familie
super sympathisch geworden.
Tag 2: Die
Schönheit Oaxacas
Für den
nächsten Morgen hatte ich mit den zwei Mädels dann vorgeschlagen, dass wir
gemeinsam ein auf Erkundungstour durch die Stadt gehen. Die zwei Schwestern
hatten gleich zugestimmt und sich als Touristenführer angeboten.
Bevor es
losging wollte ich dann eine schnelle Dusche nehmen. Also schnell ins Bad und
hä? Da war irgendwie keine funktionierende Dusche. Ich hatte vergessen, dass
ich hier in einem der ärmsten Bundesstaaten des Landes bin und nicht in meinem
"Luxus-Haus" in Aguascalientes wohne. Die zwei Duschen waren nicht
mehr wirklich funktionsfähig, sodass sich die ganze Familie der ursprünglichen
Duschvariante widmete: Wasser in einen Eimer und ab über den Kopf. Falls man
warm duschen wollte, musste zuvor das Wasser auf dem Herd gewärmt werden. Auch
mit den Toiletten funktionierte das hier etwas anders. Es gab keine, wie
in Deutschland absolut selbstverständlich, Toilettenspülung. Stattdessen warf
man das Papier, das man bei einem "großen Geschäft" benutzt hatte in
einen daneben stehenden Papiereimer und spült anschließend den Rest mit einem
großen Eimer voll Wasser weg. Zähneputzen war in der Küche angesagt, da es
sonst kein Waschbecken gab und unter der Beobachtung von vielen Käfern fühlte
ich mich ein bisschen komisch, haha.
Da meine
Familie hier in AGS ziemlich ähnlich lebt wie wir in Deutschland, war ich das
natürlich nicht gewohnt und für mich schon ein bisschen ungewohnt. Aber hätte
ich früher damit sicher so meine Probleme gehabt, macht mir das ganze
mittlerweile nichts mehr aus. Ich kann mich realtiv gut anpassen, brauche
keinen Luxus, keine Dusche mit Tropengeräuschen und keine Toilette mit Kloschüsselwärmer.
Irgendwie mag ich diese Einfachheit, diese Unkompliziertheit sogar, denn sie
zeigt das ursprüngliche Leben und hielt mir vor Augen, dass man auch ohne
großen Besitz und Reichtum zu haben einfach, einfach ein glückliches Leben
führen kann. Die Familie machte es mir vor.
Nach einer
eiskalten Dusche und einem von Gabi zubereiteten super leckeren Tortillas zum
Frühstück machten wir uns dann auf den Weg zur Stadt-Tour. Mit dem Bus ging
knapp 30 Minuten raus aus der Stadt nach Santa María del Tule . Dieses
Dörfchen ist genau für einen Grund bekannt:
Den Árbol
del Tule, eines der größten Lebewesen der Erde. Ins deutsche übersetzt heißt
dies "Baum von Tule" und der Baum ist ein etwa 1400–1600 Jahre altes
Baumexemplar der Art Mexikanische Sumpfzypresse Mit einem
Stammdurchmesser von 14,05 Metern ist er der dickste Baum der Welt.
Nach den
offiziellen Angaben hat der „Baum von Tule“ bei einer Höhe von 41,85 m ein
Gewicht von 636,107 Tonnen. In Bodennähe beträgt sein Umfang 46 Meter. Als man
1996 daranging, das abgestorbene Holz herauszuschneiden, fielen davon 10 Tonnen
an.
Der Baum
hat, wie mir die Mädels erzählen, den Spitznamen „Baum des Lebens“ bekommen,
dies wegen der durch die unterschiedlichen Holzformationen (angeblich)
sichtbaren Tiere an seinem knorrigen Stamm. Und tatsächlich konnte man mit
etwas Fantasie z..B Löwen, Affen oder gar Elefanten erkennen.
Nach dieser
ersten Station ging es dann bei bestem Wetter weiter.
|
Neben der
schönen Altstadt ist sicherlich auch dieses angenehme Klima, das
Touristen anlockt: Oaxaca wird auch „Stadt des Frühlings“ genannt – dort
herrschen das ganze Jahr über angenehme Frühlingstemperaturen.
Zu unserer
zweiten Tourstation führten mich die Mädels an einen See außerhalb der Stadt.
Dort kommt man als normaler Tourist sicherlich sonst nicht hin, denn wir
mussten drei verschiedene Busse bis dahin nehmen bis wir dort ankamen. Aber die
Fahrt hatte sich gelohnt. Der See lag inmitten der herrlichen Landschaft
Oaxacas, die umgeben ist von grünen Bergen und Felsen. Fast wie
"Dehääm" im Pfälzer Wald. Einfach herrlich, diese Natur. Zwar war
schwimmen im See verboten, aber dennoch ließ ich mir es nicht nehmen mich ein
bisschen zu erfrischen, wenn auch nur mit den Füßen. Gabi gefiel die Idee und
zog gleich nach. Letztendlich standen wir dann in dem kleinen Wasserfall und
fühlten uns wie kleine Kinder, die im Wasser plantschen dürfen. Das eiskalte
Wasser an unseren Füßen, war erquickend und vitalisierend zugleich und stand im
Kontrast zur Wärme.
Herrlich |
Wir
verlieben eine Weile an diesem wirklich schönen Fleckchen Oaxacas und genossen
die Ruhe der Natur. Ich versuchte den Mädels beizubringen wie man Steine ins
Wasser flippert, aber als auch beim 20. Versuch der Stein einfach ins Wasser
geschmissen wurde, gab ich es auf.... :D
Gemeinsam
zogen wir weiter. Es ging zurück Richtung Stadtzentrum und das in einem
überfüllten Bus ohne Klimaanlage. Es waren gefühlte 35 Grad in dem Bus und
außer schwitzen, konnte ich nichts machen. Als wir in der Stadt angekommen
waren, hatte uns die Hitze alle müde gemacht, sodass wir uns erstmal ausruhen
und stärken mussten. Was liegt da näher als ein Tacco und ein Refresca?
Zumindest in Mexiko nicht viel. Also ab zum nächsten Taccostand, in den
Schatten (ooohh Schatte) und handgemachte Taccos essen.
Taccostand in Oaxaca
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Nach dieser
Stärkung nahmen wir den wohl anstregendsten Teil unseres Tagestrip in Angriff.
Und zwar wollten wir die Stufen hoch zur einer Art Open-Air-Arena nehmen. Also
auf die Plätze und los. 350 Stufen waren es letztendlich bis wir oben ankamen
(Ja wir hatten gezählt, weil wir gewettet hatten. Ich war mit 165 natürlich
lächerlich schlecht).
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Stufe, für Stufe auf dem Weg nach oben |
Oben
angekommen trafen wir dann erstmal auf wunderschöne Wandgemälde und
anschließend konnten wir dann unvergleichbaren Blick von ganz oben auf Oaxaca
genießen. Es war wie immer bisher auf meiner Reise: Nimmst du die Stufen und
die Mühen in Kauf, wirst du oben mit der Aussicht belohnt. Ich hatte
mittlerweile ja schon viele dieser Ausblicke, sei es in Guanajato oder
Zacatecas, aber jedes Mal flasht mich so ein Ausblick über das ganze Land. Es
kickt einfach die Endorphine nach oben! Aber schaut selbst und stellt euch vor
was ihr fühlen würdet.
Zwischen all den wichtigen Persönlichkeiten darf der Deutsche natürlich nicht fehle |
Der Ausblick über die Stadt
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Nach diesem
herrausragenden Mittag, verbrachten wir den Rest des Tages dann mit einem
Stadtbummel, denn Oaxaca besteht nicht nur aus den typischen touristischen
Sehenswürdigkeiten sondern versprüht seinen Charme vorallem durch seine
multikulturelle Einwohner und das Leben in der Stadt. Sicher, es gibt eine
Reihe von sehenswerten Kathedralen, Museen und Kunstgalerien. Sie tragen
äußerst positiv zum Stadtbild bei. Doch ich laufe nicht mehr eine Kirche nach
der anderen ab. Die Zeiten sind vorbei, nach den hunderten Museen und Kirchen die
ich hier schon gesehen habe
Also, was
macht Oaxaca de Juárez so besonders? Für mich sind es einige Kleinigkeiten, die
in einer sehr entspannten Atmosphäre resultieren.
Die
vielen Märkte auf denen Kunsthandwerk verkauft wird und die kleinen
Konzerte hier und da sind der tatsächliche Puls einer Stadt. Das Leben ist hier
viefältig, pulsierend und anders. Auch die Küche ist hier besonders. Wir
konnten die in Handarbeit hergestellte Schokolade probieren, uns die
verschiedenen Mole (Sauce der mexikanischen Küche mit Chilis, Gewürzen, Nüssen
und ungesüßter Schokolade, teils vorspanischen, teils kolonialen Ursprungs)
kosten, die Chapulines (geröstete Grashüpfer), die zu den beliebtesten
Snacks in diesem Gebiet Mexikos gehören, den typischen Käse der Region (der in
Fäden zerrissen und geschmolzen wird), die Huaraches (in Form einer Schuhsohle
geformter Maisteig, belegt mit Sauce , Zwiebeln, Kartoffeln, Koriander, Fleisch
und geriebenem Frischkäse) wie auch die örtlichen Früchte naschen und die
Gewürze riechen. Auch wenn es hier und da etwas hektisch zugeht und man auf den
Märkten seine Wertsachen besser im Blick behalten sollte, ist Oaxaca sehr
schön. Hier ein paar Eindrücke, die ich einfach mal unkommentiert lasse:
Chapulines
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Zubereitung der typischen Küche in Oaxaca |
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Am Abend
trafen wir dann noch Lia, die mir ja den Kontakt zu meiner Familie hier vermittelt
hatte. Sie war nicht nur hübsch (Verdammt, warum wohne ich nicht bei ihr?),
sondern auch charmant. Wir laberten ein bisschen dumm lachten viel und Lia war
am Ende felsenfest davon überzeugt bald nach
Deutschland zu kommen.
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Selfie, mit Lia links neben mir
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Den Abend
ließen wir dann, müde von unserer Tagestour gemütlich bei selbstgemachten
fritierten Bananen ausklingen. Und dann hieß es "Buenas noches".
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Tag 3: Die Touri-Tour
Für Tag drei
in Oaxaca hatten Gabi und ich uns eine typische Touristen-Tour gebucht, die uns
zu den sehenswerten Plätzen rund um Oaxaca bringen würde.
Früh morgens
ging es, nachdem ich Mama halbwegs persönlich über Skype endlich zu ihrem
Geburtstag gratulieren konnte (an dieser Stelle: Mama, ich hab dich lieb!),
los.
Unsere erste
Station des Tages war der Monte Alban. Nein, das hat nix mit Opa Alban zu tun.
Der Monte ist etwas älter und noch nicht ins Kellerloch gefallen. So viel zum
Unterschied ;-)
Eine Tour
nach Monte Albán gehört wahrscheinlich in jedes Touristenprogramm in Oaxaca.
Monte Albán
(span. weißer Berg) war die Hauptstadt der Zapoteken und liegt 10 km entfernt
von der Stadt Oaxaca im gleichnamigen Bundesstaat Oaxaca (Mexiko). Monte Albán
liegt 2000 m über dem Meeresspiegel auf einer künstlich abgeflachten Bergkuppe
und war das religiöse Zentrum der Zapoteken, später der Mixteken. Seine
Blütezeit liegt zwischen 300 und 900 n. Chr. Die Anfänge der Besiedlung von
Monte Albán lagen nach bisherigen Erkenntnissen im 8. Jahrhundert v. Chr.
Erhalten sind umfangreiche Reste von Wohn- und Kultbauten, ein Observatorium,
Grabkammern mit Skulpturen und Wandmalereien. 1987 wurde Monte Albán ins
UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
Der Monte
Alban ist sicherlich eine der beeindruckendsten archäologischen Stätten des
Landes und bietet einen beeindruckenden Blick über das Tal von Oaxaca. Schaut
selbst:
Unser Touri-Führer erklärt die Welt der Zapoteken |
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Quintett am Start |
Monte Albán
gehört zu meinen liebsten Ruinen, weil es dort oben schön grün, kühl und ruhig
ist. Hier gab es zwar auch viele Touristen und wie immer auch einige Deutsche
(ich traf zwei Stutgatter), aber dennoch nicht so viele wie z.B. in Teoticucan.
Zwar sind andere Pyramiden in Mexiko vielleicht spektakulärer aber sicherlich
nicht ganz so idyllisch.
Unser
zweiter Programmpunkt führte uns dann zu einer Kunstgalerie. Dort gab es von
Männern handgeschnitzte und von Frauen handbemalte Holzfiguren und Schmuck
bestaunen und natürlich auch für teueres Geld zu kaufen. Aber die Preise waren
absolut gerechtfertigt, selten hatte ich so etwas aufwändiges und gleichzeitig
schönes gesehen. Ich denke in Deutschland könnte man diese Figuren für das
doppelte oder dreifache loswerden.
Die
Amerikaner unserer Gruppe sahen das vielleicht auch so und kauften deshalb für
schlappe 12.000 Pesos Figuren und Schmuck. Amis halt :D
Maenner schnitzen Holz |
Der
dritte war das verlassene Kloster Cuilapan de Guerrero, was so ganz ohne
andere Touristen ein wirklich schönes Ziel gewesen ist.
Unser
vierter und letzer Programmpunkt führte uns dann zu Doña Rosas Keramikmanufaktur im Dorf San
Bartolo Coyotepec das 15 km südlich von OX liegt .
Berühmt ist
das Dorf für seine Artesanía, schwarze Keramik. Diese wird hier von Hand
hergestellt. Keramikprodukte hat man hier schon immer hergestellt,
hauptsächlich Krüge für den Mezcal. Die 1980 verstorbene Keramikherstellerin
Doña Rosa hat herausgefunden, wie man die Keramik mit einer schwarz glänzenden
Oberfläche versieht. Damit war diese eigenständige Kunst geschaffen, die
Artesanía, von der heute viele Dorfbewohner leben. Doña Rosas Keramikmanufaktur ist eine
der größten, es gibt aber auch viele winzige Hersteller. Besonders typisch sind
große runde Krüge. Es gibt aber auch kleinere Sachen, die sich leichter
schleppen lassen. Ich kaufte ein paar Kleinigkeiten für meine Gast-Familie als
Dankeschön. Danke sagen war mir verdammt wichtig nach diesen Tagen mit dieser
netten Familie. Denn nicht nur dass ich super aufgenommen wurde, einen
speziellen Touristenservice hatte, in die Kultur eintauchen konnte und neue
Leute kennenlernen durfte, nein ich habe auch verdammt viel Geld
gespart,dadurch, dass ich kostenlos essen und trinken durfte.
Keller P. am Werk
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Am Abend
stand dann schon der letzte gemeinsame Abend mit meiner neuen Famlie an.
Mittlerweile war mir die ganze Familie ans Herz gewachsen. Jeder einzelene ob
Gabi, die eine wahre Meister-Köchin, Mutter und Freundin gleichzeitig für mich
war, Eli, die etwas schüchtern, aber doch sehr herzlich mit mir umging sowie
Emanuel, auch genannt El Gordo (Der Fette) weil er am liebsten aß und aß oder
der klein, schmächtige Bruder Noah, auch genannt El Negor, da er als einziger
der Familie schwarze Haare hat, der nach und nach immer mehr auftaute, der
zukünftige Architekt, von dessen Talent sowie Gespür für Kunst ich begeistert
war. Alle hatten ihren ganz speziellen Anteil zu einer unvergesslichen Zeit in
OX beigetragen.
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Als
Abschlussessen gab es eine DER Spezialitäten der Küche in OX:
Tlayudas.
Das ist eine große, auf Kohle geröstete Tortilla belegt mit Frijoles-Bohnen,
Salat, Fleisch und Gemüse. Ich durfte mir meine erste eigene Tlayudas
zubereiten während die ganze Familie mir dabei gespannt zusah.
Zubereitung der Tlayuda |
Meine neue Familie |
So verging der letzte Abend rasend schnell und früh lag ich dann im Bett, denn
am nächsten Morgen ging es um halb 6 weiter zum Strand. Wie ich es doch noch
geschafft habe, dort eine Unterkunft zu finden und warum es dort das Paradies
auf Erden gibt, erzähle ich euch dann in Teil 2 meines OX-Abenteuer, den es
bald gibt. Bleibt also dran und gespannt!
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