Freitag, 28. November 2014

Eine weitere spannende Woche in Mexiko o Otra semana emocionante en Mexico

Guten Tag, Buenas tardes und Herzlich Willkommen zu meinem nächsten Blogeintrag :)

ich freue mich wie immer, dass ihr wieder den Weg zu meinem Blog gefunden habt.  Ich denke mittlerweile habt ihr euch ja schon daran gewöhnt einmal in der Woche von mir "belästigt" zu werden ;-) Auch die vergangene Woche habe ich wieder von unterschiedlichen Leuten sehr sehr nette Nachrichten bzgl. meines Blogs hier bekommen. Diese Nachrichten sind natürlich immer kleine Highlights über die ich mich besonders freue. Für einige gehören meine wöchentliche Blogposts mittlerweile fest zur Woche dazu, genauso wie das Fußballspiel am Sonntag. Das ist für mich das größte Kompliment und ich hoffe ich kann euch mit meinen Posts weiterhin Freude bereiten.

Diese Woche möchte ich euch, wie es der Titel schon verrät, von einer weiteren spannenden Woche hier in Mexiko berichten und wie immer gibt es so einiges zu erzählen, auch wenn sich mittlerweile ein gewisser Alltag eingestellt hat. Beginnen möchte ich dabei wie eigentlich immer am Anfang der Woche. Und der Anfang der Woche ist.....richdiiiiisch, Montag ;-)

Nach unserem anstregenden Wochenendausflug nach Leon zum Festival Internacional del Globo Mundo schlief ich Montagnacht natürlich wie ein Baby. Glücklicherweise war an diesem Montag ein Feiertag in Mexiko, denn es war der Tag der mexikanischen Revolution. So musste ich nicht wie sonst üblich, meinen Unterricht vorbereiten und Unterricht im Emax geben, sondern konnte ganz ohne schlechtes Gewissen 1-2 Stunden länger schlafen, was auch dringend nötig war. 
Dieser Montag war der 17.11.2014 und nicht nur für alle Mexikaner ein besonderer Tag, sondern auch für mich. Warum? Nun ja, ich hatte mir bei meiner Ankunft in Mexiko das Ziel gesetzt nach rund 1,5 Monaten nur noch Spanisch zu sprechen. Und heute waren genau 1,5 Monate vergangen seit meiner Ankunft hier. Der Tag um von Englisch auf Spanisch zu wechseln war also gekommen. Andaleee! Ich hatte bisher versucht mit meinem beinahe alltäglichen Spanisch-Unterricht konzentriert auf dieses Ziel hinzuarbeiten und auch wenn ich noch kein perfektes Spanisch spreche, reicht es doch schon für eine fortgeschrittene Unterhaltung aus. Wichtig, um mein Spanisch nun zu verbessern, ist das tägliche Sprechen der Sprache. Ich denke ihr wisst, nur wenn man eine Sprache regelmäßig spricht, hört und schreibt, wird man irgendwann die Sprache lernen. Hören und schreiben tue ich Spanisch eigentlich jeden Tag, aber sprechen....naja, mal so mal so. Hauptsächlich spreche ich tagsüber mit meinen Studenten und meiner Familie, allen voran mit Diego. Und da ich mit ihm am meisten spreche war es nun Zeit vom Englischen ins Spanische zu wechseln. Diego sollte mein Sprachpartner, mein Language Buddy bzw. mi amigo idioma werden. Damit Diego sich über seine Aufgabe bewusst wurde und wir beide eine gemeinsame Richtlinie haben, schrieb ich an diesem Montagmorgen eine Art "Stellenbeschreibung" die ich an unsere Wand klebte, sodass wir jeden Tag daran erinnert werden anstatt Englisch nun Spanisch zu sprechen. Unsere Abmachung enthält nun folgende Punkt (siehe Bild unten)
1. Spreche mit mir in Spanisch wenn immer es möglich ist, außer
- wenn wir besoffen sind
- wenn wir mit den anderen Trainees reden
- wenn es sehr komplexes Thema ist
- wenn wir über Frauen und Frauengeschichten reden
2. Spreche langsam, deutlich und mit Wörter/Vokabeln die ich verstehen kann-->super einfaches Spanisch
3. Erkläre mir neue Wörter und Ausdrücke in Englisch
4. Korrigiere mich, helfe mir und unterstütze mich
5. Erinnere mich daran Spanisch zu sprechen sobald ich es nicht tue
6. Gib mir regelmäßiges Feedback, was ich noch verbessern muss

Deine Bezahlung: Ganz viel Spaß und ein Städtetrip deiner Wahl

Unsere Abmachung
Diese Abmachung haben wir nun seit über einer Woche und wir haben noch Probleme uns immer daran zu halten :D Es ist schon nicht leicht einfach so zu wechseln, wenn man vorher immer in Englisch geredet hat. Immer wieder erwischen wir uns dabei Englisch zu reden anstatt wie abgemacht Spanisch. Aber wir haben nun eine Art kleines Ritual, um immer wieder ins Spanische zurückzukommen. Und zwar wenn einer von uns in Englisch spricht sagen wir: "Que? No entiendo nada!" was so viel heißt wie: "Was? Ich verstehe gar nichts!". Solang der einer von uns in Englisch spricht, kommt immer "Que?" vom anderen, bis wir letztlich in Spanisch sprechen.  Und so solls ja auch sein.

An diesem Montag war neben dieser Abmachung noch etwas weiteres außergewöhnlich. Und nutzten meine Gasteltern die freien Tage, um eine Trip in die Hauptstadt in die "ciudad de México" zu machen. Es war also das erste Mal, dass meine Eltern für eine längere Zeit nicht Zuhause waren. Ich hatte davon bisher ja nicht viel mitbekommen, da ich ja auch verreist war übers Wochenende, aber am Montag dann erlebte ich was es für Diego und seine Schwestern bedeutet, wenn die Mama nicht im Haus ist, nämlich vorallem zwei Dinge: Hunger und Chaos. 
Als ich am Montagmorgen aufstand und in die Küche ging, erinnerte mich das ganz stark daran wie Frederic und ich immer die Küche hinterlassen, wenn unsere Eltern nicht im Haus sind. Es sah wirklich genau gleich aus. Die ganze Spühle war voll mit Geschirr, überall standen offene Sachen rum, nichts war aufgeräumt, der Boden klebte und im Kühlschrank herrschte gääääääähnende Leere. Außer Milch und Käse gab es wirklich nichts mehr essbares im Kühlschrank :D  Als ich meine Schwestern fragte was sie denn gefrühstückt haben, antworteten die mir "Nichts". Oh man, wie hilflos man doch ohne seine Mutter ist :D Als Diego dann runter in die Küche kam und nach 2-minütigem Blick in den Kühlschrank (in Spanisch ein verdammt schweres Wort namens "Refrigerador") auch nichts essbares fand, stand das undenkbare an: Wir mussten tatsächlich einkaufen gehen und uns unser eigenes Essen zubereiten. Der D-Day war gekommen :D Also machten Diego und ich uns fertig und fuhren anschließend in den nächsten Supermarkt, um den Kühlschrank und unsere Mägen ein bisschen zu füttern. Die Supermärkter hier sind wirklich riiiießig. Ich würde mal sagen doppelt so groß wie ein normaler Edeka in Deutschland und auch größer als ein Real oder Walmart. Hier kann man neben normalen Lebensmitteln von der Waschmaschine, über den Fernseher bis hin zur Hauswandfarbe alles mögliche kaufen. Wir beschränkten uns aber auf das Wesentliche und kauften nur etwas fürs Frühstück und das Mittagessen ein und machten uns wieder auf den Weg nach Hause. Zum Frühstück gab es dann um halb 1 mittags Rührei und jeweils eine Torta für jeden. Eine Torta ist eine Art mexikanisches Sandwich bzw. Belegtes und ultra lecker. Sobald ich wieder in Deutschland bin, werde ich diese Tortas auf jeden Fall auch in Deutschland machen, das steht fest. Tortas kann man hier in Mexiko, wie fast alles, in den kleinen Essenständen an der Straße oder in den kleinen Lebensmittelläden kaufen oder eben selbst zubereiten, denn eigentlich kann jeder eine Torta zubereiten. Die Torta ist eine Art Weißbrot (etwas süßer als unser Weißbrot) mit Mayo und Senf als Grundlage und belegt mit Schinken, Käse, Tomaten, Zwiebeln, Avocados (die sind hier auch super lecker..mhm) und natürlich Chilies sowie eine Prise Salz, wie sollte es anders sein. Anschließend wir die Torta oben und unten mit Butter bestrichen und kurz angebraten. Und daaaaann, ja dann heißt es: Buen provecho oder Guten Apetitt! :) 
Tortas sind so das einzige was Diego in der Küchen auf die Reihe bekommt ohne seine Mutter, aber dafür kann er das ziemlich gut. Da vier alle vier, das heißt Karina, Valeria, Diego und ich ziemlich hungrig waren aß jeder von uns eine große Torta. Diego aß gar eine Monster-Torta schauts euch einfach an :D Ja er aß das ganze Ding ALLEINE! Kein Witz :D Pinche gordon (Verdammt fett!)
Zubereitung der Torta unter den stregen Augen von Valeria
Diegos Monster-Torta
Nach diesem leckeren Frühstück stand dann Self-Teaching auf dem Programm, d.h. eine Stunde Spanisch lernen und eine Stunde lesen. Lesen ist für mich immer eine gute Möglichkeit drei Sachen zu kombinieren: Konzentration, Lernen und Entspannung. Vor allem Konzentration ist ein wichtiger Punkt, denn oftmals wenn ich lese schweifen meine Gedanken ab und von dem was ich lese bleibt nichts in Erinnerung. Deshalb versuche ich regelmäßig eine Stunde konzentriert zu lesen, ohne das meine Gedanken abschweifen, um so meine Konzentration zu trainieren und endlich weniger vergesslich zu werden. Seit ich hier bin habe ich, bis auf wenige Außnahmen, noch nichts vergessen oder verloren. Das grenzt beinahe schon an ein kleines Wunder, wenn man bedenkt, dass ich schon geschafft habe ohne Ranzen in die Schule zu gehen ("Frederic, hast du meinen Ranzen gesehen?"), oder regelmäßig die Nummer von Oma&Opa vergesse( "Was war nochmal die Nummer, Frederic?") oder eigentlich jeden Tag meinen Geldbeutel suche (Mama: "Jeden Dach es sälwe Gschpräch, das esch doch nid normal. Kann dann ä Mensch so vergesslich säi. Lech doch dein Geldbeitel do hi, wodne ach widder finsch de negschde Dach. Das gäbts doch nid!"). Aber siehe da, seit ich hier bin habe ich erst einmal verzweifelf meinen Geldbeutel gesucht und erst eine Sonnenbrille verloren. Starke Bilanz würd ich sagen, haha :D

Am Nachmittag fragte mich Diego dann, ob ich Bock hätte mit zu den "Hot springs" hier in der Therme von AGS gehen wollte. Da ich immer offen für neue Sachen bin, sagte ich natürlich zu. Gemeinsam mit zwei Freundinnen von Diego, Sometimes-Candy und Alexa, fuhren wir also zur Therme. Ich hatte richtig Bock auf Therme, mit Sauna, Dampfbad, Liegestuhl usw. Aber denkste, Pustekuche. Das Ding war keine Therme, das waren im wahrsten Sinne des Wortes einfach nur "Hot springs" also heiße Bäder. Erwartung und Realität = fail! In der "Therme" gab es ca. 15 Räume mit großen Bädern, die man für eine bestimmte Zeit mieten konnte. So mieteten wir uns einen dieser Räume für 2 Stunden und ja...anstatt Sauna, badeten wir einfach mal 2 (!) Stunden. Die Mädels, ganz männlich, hatten in ihrem Gepäck neben ihren Bikinis auch ein paar Biere dabei. Zwar hatte ich eigentlich keine Lust auf ein Bier nach dem Wochenende in Leon, aber gegen ein kühles Radler (ja tatsächlich hier gibt es Radler) kann man ja nix wirklich einwenden. Und so verbrachten wir zwei Stunden in dem warmen Wasser, tranken en kühles Bier und quatschen ein bisschen. Einziger Schwachpunkt an der Veranstaltung: Die zwei Frauen waren nix, leider! Ach, das hätte so schön werden können, zwei Jungs und zwei Mädels alleine für zwei Stunden in einem Wasserbecken....aber man kann hald nid alles haaa ;-)


Lecker Bierchen
Wieder zuhause angekommen hatten Diego und ich natürlich richtig Hunger und wir freuten uns aufs Abendessen. Doch da niemand, wie sonst immer, für uns gekocht hatte, mussten wir erstmal kochen. Alter, das Leben kann echt ungerecht sein ;-) Naja, wir hatten ja vormittags schon alle Zutaten gekauft, sodass zumindest das schon mal wegfiel. Kochen wollten wir etwas ganz einfaches und zwar Steaks, mit Pommes und Gemüse. Da kann man ja nix falsch machen....haha!
Wieder einmal zeigte sich, dass die Diego wirklich mit Kochen nix, aber auch gar nix am Hut hat. Außer Tortas kann er in der Küche eigentlich nichts machen außer essen :D Ich will ja nicht behaupten ich sei der Meisterkoch schlechthin, aber im Vergleich zu Diego doch :D
Hier in Mexiko ist es üblich, dass die Mütter immer für die gesamte Familie kochen. Morgens, mittags und abends. Der Ehemann und die Kinder haben so also mit Kochen gar nix am Hut. Falls die Mama mal nicht kochen kann, wird hier eben einfach in einem der unzähligen Restaurants oder Essenstände gegessen. Aber kochen? Nein niemals,niemals,niemals! :D Ich habe hier wirklich schon einige Mexikanerinnen kennengelernt, die sich nicht mal alleine ihr Frühstück machen können. Und diese Frauen sind nicht 8-9 Jahre alt, sonder zwischen 20-26 Jahre. Eine Freundin hat mir sogar erzählt, dass sie einmal Frühstück für sich und ihren Vater machen musste, als ihre Mutter im Krankenhaus lag und dass dies einer der schlimmsten Tage ihres Lebens war. Sie war so überfordert, dass sie angefangen hat zu weinen...kaum zu glauben, aber tatsächlich wahr. Ich kann darüber wirklich nur lachen :D Ich meine jeder Ochs kann sich zumindest ein Rührerei oder sonstiges machen! :D Ich denke ernsthaft, wenn Diego von heute auf Morgen alleine leben müsste ohne seine Mama, er würde verhungern :D Um euch klar zu machen was ich damit meine, will ich euch von unserem Koch-Abenteuer an diesem Abend erzählen:
Ich bat Diego ein bisschen Wasser mit Gemüsebrühe aufzustetzen für das Tiefkühl-Gemüse und schonmal den Ofen vorzuheizen, während ich schnell eine Dusche nahm. Als ich nach knapp 10 Minuten runter in die Küche kam, hatte Diego folgendes getan: Er hatte über einen Liter Wasser warm gemacht und in der Pfanne Öl heiß gemacht für die Pommes....Ohne Worte, ich konnte nur noch lachen! Als ich ihm sagte, dass wir die Pommes im Ofen machen, riet er mir vehement davon ab:" Nein, wir können die Pommes nicht im Ofen machen! Du bringst uns um. Ich hab den Ofen noch nie benutzt. Ich kann dir auch nicht sagen wie er angeht. Ich bin sicher die Pommes müssen wir in der Pfanne machen!" Als ich ihm in einem 5-minütigem Referat erzählte, dass es kein Problem sei Pommes im Backofen zu machen, stimmte er mir zu und wir heizten den Backofen endlich vor. Als ich ihn fragte ob er etwas Gemüsebrühe für die Zubereitung des Gemüses hat, antwortete Diego nur: "Meinst du ich weiß, ob und wo wir Kräuter oder Gewürze haben? Ich komme in die Küche zum Essen, nicht zum Kochen!" Ach einfach herrlich, nicht wahr? :D
Naja, um es kurz zu machen nach knapp einer Stunde kochen hatten wir dann zusammen wirklich ein außergewöhnliches Menü gezaubert, haha. Zwar waren die Pommes nicht ganz durch, das Gemüse verkocht, und das Fleisch angebrannt aber hopp, aller Anfang ist schwer und wenigstens hatten wir es probiert :D
Gemeinsam mit Diegos Schwester genossen wir uns selbstgekochtes Menü. Leider aßen Diegos Schwester gar kein Gemüse. Sie mögen das nicht. Hier in Mexiko ist es nicht üblich regelmäßig Gemüse oder Salat zu essen. Wenn ich es mir so recht überlege, habe ich eigentlich noch nie Salat oder Gemüse zu einem Essen hier gehabt. Stattdessen gibt es Chilli, Salz und Tortillas. Das ist eben die mexikanische Küche. Für alle Vegatarier unter euch: Ich kann euch eigentlich nur abraten nach Mexiko zu kommen, wenn ihr nur wegen dem Essen kommen wollt. Warum? Weil hier jedes Essen Fleisch hat, sogar Suppe. Ich hab mir einmal hier einen Salat bestellt und als der Salat kam und ich genüsslich aß, schauten mich alle verwirrt an und fragten mich ganz entsetzt wo denn das Fleisch ist. Ohne Fleisch, ohne Mexiko. Das ist hier die Parole :D

Lecker Pommes


Das perfekte Dinner....haha
Am Dienstagmorgen stand dann um 9 Uhr wieder Pilatis auf dem Programm. Mir macht Pilatis und Yoga mittlerweile richtig Spaß. Es ist ein guter Ausgleich zu all den anderen Sachen die ich hier tue und die Ruhe die man beim Yoga beispielsweise hat ist wirklich erfrischend. Man kann einfach mal abschalten und seine Gedanken ruhen lassen. Nach einer Stunde Yoga ist man zwar körperlich nicht erschöpft wie bei einem normalen Sport, aber man hat Energie getankt, um danach alle anstehenden Aufgaben anzugehen. Auch wenn es mir manchmal schwer fällt mich zu konzentrieren und auf meinen Atem zu hören, ist es doch eine Herausforderung und ein Lernprozess den ich gerne annehme. Also auch wenn es vielleicht ein bisschen Homo ist, probiert Yoga oder Pilatis einfach mal aus. Vielleicht sagt es euch ja auch zu :)

Unser kleiner Yoga/Pilatis-Tempel
Nach dem Pilatis lief ich dann gemeinsam mit Linda direkt zum Emax. Dort trafen sich alle Trainees sowie Lorenia, um über das MLB-Projekt zu sprechen. Ich hatte gemeinsam mit Lorenia die Idee für eine Feedback-Runde um das Projekt zu verbessern. Ich denke ehrliches Feedback, sei es im Beruf oder im Privatleben ist das Beste was man bekommen kann. Ich denke Feedback ist die Grundlage, um sich zu verbessern, zu verändern und zu wachsen. Ich habe Feedback während meiner Zeit bei Tenneco vermisst und vermisse es auch oft im Privatleben. Viele Leute bevorzugen es einfach nichts zu sagen oder es hinter dem Rücken zu sagen, anstatt den Leuten direkt und ehrlich ins Gesicht zu sagen was man denkt und was man fühlt. Ich würde mir wünschen, dass die Leute die mir Nahe stehen mir regelmäßig Feedback geben zu meiner Person. Nur wenn ich weiß wo meine Stärken und wo meine Schwächen liegen, kann ich gezielt daran arbeiten meine Stärken auszubauen und meine Schwächen zu minimieren, um so zu wachsen. Also, wenn ihr mir schon immer mal sagen wolltet was ihr an mir liebt oder was ihr an mir hasst, dann schreibt mir eine Nachricht. Ich bin jederzeit offen dafür! :)

Da ich Feedback also so grundlegend erachten und ich wirklich gerne das MLB-Projekt und AIESEC vorantreiben möchte, trommelten wir also an diesem Dienstmorgen alle Trainees zusammen, um das Projekt gemeinsam zu verbessern.  Alle Trainees die momentan hier in AGS sind arbeiten in diesem MLB-Projekt. Linda als Lehrerin für Englisch, Linda Pasta für Italienisch, Andre für Portugisisch und ich für Deutsch. Ich finde, die Idee des Projektes ist wirklich gut bloß gibt es bei der Umsetzung noch einige Verbesserungspotentiale, um es mal so auszudrücken. Und so saßen wir zusammen und sammelten Ideen, Aktionen und Pläne wie man das Projekt erfolgreicher gestalten könnte. Dieser Dienstagmorgen war der Start für eine Reihe von Workshop die wir von Dienstag bis Donnerstag plus diesen Montag veranstalteten. Wir redeten nicht nur über das MLB-Projekt, sondern hatten auch Workshops zu den Themen "Aguascalientes" "AIESEC-Service" und "Host-Family".  Gemeinsam sammelten wir unzählige Ideen, entwickelten Pläne, Fragebögen und und und. Unserer Gruppe kam zu Gute, dass wir einen Deutschen dabei hatten. Da ich schon einige Workshops und Meetings besucht habe in meiner noch sehr jungen Karriere, weiß ich wie sinnlos manchmal die Zeit bei Meetings verplempert wird. Deshalb versuchte ich die Gruppe ein bisschen zu leiten und mit einer Agenda zu arbeiten. Mir macht es schon immer nichts aus vor einer Gruppe zu sprechen und der Moderator in Meetings zu sein. Ich sehe da schon ein bisschen meine Stärken, weshalb ich sicherlich auch versuchen werde beruflich diese Stärken zu nutzen. Vielleicht als Projektleiter, vielleicht als Dozent, vielleicht als Berater/Coach, vielleicht als Startup-Gründer oder vielleicht in der Personalentwicklung. So ganz genau weiß ich nicht wo hin ich beruflich hinmöchte, aber ich denke die Idee ist mittlerweile klar. Es wird jedenfalls kein 8-16 Uhr Job sein bei dem ich 80% der Woche vor einem PC hocke, Exceltabellen bearbeite, an SAP-Masken verzweifle und Arbeit für ein Unternehmen mache, das mir nichts bedeutet. Ich bin sicherlich noch auf dem Weg zu meiner wirklichen beruflichen Leidenschaft und auf diesem Weg versuche ich mich bestmöglich vorzubereiten, indem ich jeden Tag meinen Kopf und meinen Körper herausfordere. Momentan ist der Weg das Ziel, solange ich mein konkretes Berufsziel noch nicht herausgefunden habe.

Naja, ich bin ein bisschen abgeschweift...Zurück zu den W orkshops. Wir nutzen also jeden Tag etwa zwei Stunden um an verschiedenen Projekten zu arbeiten und hatten am Ende jeden Tages zumindest einen groben Plan, wie und was wir verbessern können. Jetzt gilt es den Worten auch Taten folgen zu lassen und unsere entwickelten Fragebögen sowie Verbesserungsvorschläge umzusetzen und zu implementieren. Und dazu hab ich eigentlich richtig Bock. Ich finde es wäre großartig, wenn ich AGS verlasse, dass die nach mir folgenden Trainees nicht die gleichen Probleme haben wie ich sie vor meinem Praktikumsstart hier hatte, sondern ganz einfach und ohne große Sorgen hier her kommen könnnen, um ihre Arbeit zu machen sowie Mexiko zu erleben. Gelingt es uns die Verbesserungen wirklich zu implementieren, hätte das nicht nur einen großen Vorteil für die Trainees sondern auch für AIESEC. Es wäre unsere Hinterlassenschaft an die Nachwelt sozusagen ;-) Hier ein paar Eindrücke unserer Workshops:

Brainstorming

"Hitzige Diskussionen"

Lorenia und ich

Ideen für das MLB-Projekt

Hart am Arbeiten ;-)
Natürlich stand diese Woche auch wieder täglicher Spanisch-Unterricht sowie normaler Unterricht an mit meinen Deutsch-Klassen an. Da hat sich mittlerweile eine gewisse Routine eingestellt und der Unterricht gehört fest zu meinem Tagesablauf dazu. Ich arbeite gern mit meinen Studenten zusammen und bin zuversichtlich, dass sie am Ende des Projektes gut auf ihren möglichen Deutschland-Aufenthalt vorbereitet sind.

Spanisch-Unterricht
Am Dienstagnacht dann eine weniger gute bzw. eine traurige Nachricht. Mitten in der Nacht klingte das Telefon und wenn das passiert gibt es eigentlich nur drei Optionen:
1.) Opa Alban oder Oma Liesel sind gestürtzt
2.) Pascal oder Frederic haben ihren Schlüssel vergessen und wollen nachts um halb 4 ins Haus
3.) Es ist jmd verstorben

Und leider traf in dieser Nacht letzteres zu. Diegos Tante war nach langer Krankheit mitten in der Nacht gestorben. Natürlich machte diese Nachricht das ganze Haus wach und Diegos Eltern fuhren direkt ins Krankenhaus.
Die nächsten 2-3 Tage herrschte dann eine sehr gedrückte Stimmung im Haus. Diegos Mama ist sowieso (wie fast alle Frauen) sehr emotional und deshalb traf sie der Tod auch am härtesten. Sie war die ganze Woche bei ihren Geschwistern und bei ihrer Mama, sodass das Haus ohne sie auskommen musste. Was das heißt, hab ich euch ja schon erzählt: Essen war Mangelware. Aber darüber konnten wir hinweg schauen. Manchmal gibt es eben wichtigere Dinge im Leben als Kochen und dafür hatte ich absolut vollstes Verständnis. Eigentlich kann ich jeden Tag zwei warme Mahlzeiten essen und es ist, abgesehen von diesen Sonderfällen, immer etwas im Essen im Haus. Ich muss also nie wirklich einkaufen gehen, es sei denn ich möchte etwas spezielles essen. Über diese Situation bin ich echt sehr glücklich. Wie ich aus den Gesprächen mit den anderen Trainees mitbekommen habe, ist fast keiner der anderen Trainees wirklich zufrieden mit seiner Gastfamilie. In Linda Pastas-Gastfamilie wird so gut wie nie gekocht, sodass sie immer selbst einkaufen und kochen muss, was natürlich viel Zeit und Geld kostet (Anmerkung: Wenn eine Gastfamilie jmd. aufnimmt verpflichten sie sich eigentlich zwei Mahlzeiten pro Tag bereitzustellen). Zudem muss sie mit den zwei kleinen Schwestern der Familie und einem Hund zusammen in einem Zimmer schlafen, obwohl sie allergisch gegen Hunde ist.
Jana beispielsweise wohnte gar nicht in einer Familie, sondern mit einem AIESECer in seiner Bude. Das der natürlich nicht regelmäßig kocht ist klar. Aber das er nicht seine Rechnungen bezahlt und es deshalb kein warmes Wasser und kein Internet gibt, das ist nicht klar :D
Andre, der Brasilianer, hat ebenso Probleme in seiner Gastfamilie, sodass letztlich nur Linda und ich wirklich zufrieden sind mit unseren Gastfamilien. Ich habe also wirklich Glück gehabt. Aber wie bereits im letzten Blogeintrag erwähnt, habe ich das Glück vielleicht auch ein bisschen gezwungen zu mir zu kommen. Wie auch immer, ich war ja schon vorher rundum zufrieden, aber als ich die Geschichten der anderen Trainees gehört habe, da war ich nochmal einen Tick mehr dankbar und  zufrieden.

Das beste Beispiel für die Gastfreundlichkeit meiner Familie hier war folgendes:
Diegos Mama kam am Donnerstagnachmittag nach der Beerdigung extra nach Hause, um für unsere Familie, aber im speziellen für mich etwas zum Mittagessen zu kochen. Sie entschuldigte sich gar bei mir, dass sie die letzten Tage nicht wirklich etwas gekocht hatte. Das war schon wirklich sehr sehr süß, aber beinahe zuviel des Guten.  Auf jeden Fall zeigte es mir, dass ich mehr als glücklich und dankbar sein sollte, hier für knapp 6 Monate leben zu dürfen. Ich werde versuche durch meine Art und mit kleinen Gesten der Dankbarbeit, das zurückzubezahlen was ich bekomme.

Achja was ich euch zudem noch zeigen wollte sind die Bilder, von den wohl schönsten Sonnenuntergängen die es hier in Mexiko gibt. Aguasclientes ist hier in Zentralmexiko dafür bekannt, mit die bezaubernsten Sonnenuntergänge zu haben und tatsächlich kann man jeden Abend zwischen 6-7 Uhr  ganz kostenlos das faszinierende Naturspektakel beobachten. Ich will ja nicht wie ne Frau klingen, aber diese Sonnenuntergänge sind wirklich außergewöhnlich. Der gesamte Himmel färbt sich erst in rosa, dann in organge und rot bevor die Sonne hinter den Bergen von AGS untergeht. Das ist roooomanndisch.... Ich habe diese Woche einfach mal zwei Fotos davon geschossen:

Sonnenuntergang in Aguasclientes
Blick vom Emax-Gebäude
Ja und so verging die Woche, wie eigentlich immer, relativ schnell und meine Arbeitswoche war am  Donnerstag gegen 20.30 Uhr beendet, da ich freitags ja nicht arbeite :)
Die freie Zeit am Freitag nutze ich aus, um morgens ein bisschen laufen zu gehen, meinen Blog fertig zu machen, gemeinsam mit Gabi Spanisch zu lernen und zwei Stunden zu lesen. Der Tag verging super schnell und um halb 8 abends holte mich Danny dann zum Fußballspielen ab, was natürlich der perfekte Abschluss eines gelungen Tages war. Mit der Equipo mit der Danny und ich unter der Woche spielen macht es richtig Bock. Wie bereits erwähnt sind da einige gute Kicker drin und wir haben echt Spaß die 60 Minuten die wir zusammen spielen. Wie bisher jedes Spiel bei dem ich hier in Mexiko gespielt habe, gewannen wir auch diese ganz verdient mit 8-4, wobei mir zwei Tore gelangen. Langsam mutiere ich noch zum Goalgetter, haha :D

Gegen halb 10 war dann wieder zuhause, sprang unter die Dusche und um 10 Uhr fuhr ich schon wieder mit Diego zum Haus von nem Kumpel. Dort trafen wir uns, um unseren ersten mexikanischen Kochkurs zu machen. Ja richtig gehört, Kochkurs! 
Da ich von all dem leckeren Essen hier in Mexiko wirklich begeistert bin und darauf in Deutschland keinesfalls verzichten möchte, hatte ich vor ein paar Wochen die Idee gemeinsam mit den anderen Trainees hier einen Kochkurs ins Leben zu rufen. Ziel sollte es sein, jede Woche eine der mexikanischen Spezialitäten, natürlich mit der Hilfe eines erfahreren Koches, selbst zu kochen und so kochen zu lernen. Ich denke selbst gerne und vorallem kochen zu können ist eine der besten Fähigkeiten die man sich im Leben aneignen kann, denn egal was kommt man wird immer essen müssen und da ist es doch sinnvoll, wenn man sich selbst was leckeres zubereiten.
Und so wurde an diesem Freitag wurde dann aus der Kochkurs-Idee tatsächlich Realität. Linda, Carin und ich (naja, eigentlich auch Diego) waren die Schüler, während Bogar, Cezar und vor allem Paco uns zeigten wie man mexikanisch kocht. An diesem Freitagabend stand folgendes Gericht auf dem Programm: 
- selbstgemachte Gorditas mit selbstgemachter Füllung, veschiedenen Salsasoßen und Avocadocreme.....mhhhhhhm wie eeeglich, ded de Sandmann sache ;-)
 Lichter, Lafer, lecker lets go....


Gemeinsam machten wir also den Teig für die Gorditas, bereiteten die verschiedenen Salsasoßen und die Avokadocreme zu und schnitten Kartoffeln sowie all die anderen Zutaten für die Füllung. Also alles handmade. Nichts gekauft, nix Maggie-Fix und so. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.
Alles in allem hatten wir wirklich Spaß beim Kochen und neben einer netten Gesellschaft sowie vielen neuen Einblicken in die mexikanische Küche, nach rund 2 Stunden auch ein super leckeres Abendessen auf dem Tisch. Naja, eigentlich konnte man schon nicht mehr von Abendessen sprechen, da es mittlerweile schon Mitternacht war, aber hier in Mexiko kann man das mal als Abendessen durchgehen lassen ;-) Assistiert von einem guten Weißwein genoss ich meine ersten selbstgemachten Gorditas. Ahh, die Dinger sind wirklich ein Traum. Genauso wie die verdammte Advocadocreme. Einfach lecker!
Und so endete gegen halb 2 nachts unser ersten Kochkurs sehr erfolgreich und leider auch mit einem überfüllten Magen. Wiederholung ist auf jeden Fall sicher!
Viele Köche...verderben nicht den Brei bzw. die Gorditas

Selfieeee

Kartoffel schälen und Chilis waschen
Zwiebel-Kartoffel-Chilifüllung für die Gorditas

Bällchen-Teig für die Gorditas
Gefüllte Gorditas und die Avocadocreme
Nach einer kurzen Nacht und nur rund 5 Stunden Schlaf klingte am Samstagmorgen dann um halb 7 Uhr der Wecker. Überraschung, Überraschung, heute stand mal wieder ein Wochenend-Trip, diesesmal nach Guadalajara, der zweitgrößten Stadt hier in Mexiko. Gemeinsam mit all den Trainees, Lorenia und unserem Chauffeur Angel machten wir uns um 7 Uhr bei bester Laune auf in die Metropole. Achja, hier habt richtig gelesen, wir hatten tatsächlich unseren eigenen Chaffeur für den Trip :D Irre, aber wahr! Lorenias Papa ist anscheinend irgendein hohes Tier beim Staat und hat deshalb einen eigenen Chaffeur angestellt, der aber nicht nur für ihn sondern für die gesamte Familie fährt. Da Lorenias Eltern ihr nicht erlaubt hatten alleine 3 Stunde zu fahren (ich weiß das klingt lachhaft) buchten sie also für Angel ein Hotelzimmer und schickten ihn als Fahrer mit uns nach Guadalajara. Irgendwie tat mir Angel ein bisschen leid, denn obwohl er für das Wochenende sicherlich gut bezahlt werden würde, ging doch sein gesamtes, wohlverdientes Wochenende dafür drauf um für sechs Mitt-Zwaniger den Chauffer zu spielen. Aber naja, ich konnte daran nichts ändern und es war natürlich äußerst comfortabel bzw. günstig mit dem Auto zu reisen.

Ab gehts nach Guadalajara...Hebbaa!
Pinche brasileño
Kaffee am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen :)
Nach rund drei Stunden Fahrt, einer Stunden Nickerchen und einer Stunde wildem Gegröle zu jedem Song der im Radio lief, kamen wir dann schließlich in Guadalajara an. Angekommen mussten wir, ganz typisch mexikanisch, natürlich erstmal kräftig was essen. Es blieb uns gar keine andere Möglichkeit, denn unser erster Stopp war direkt in einem Restaurant wo schon die speziellen grünen Taccos aus Guadalajara auf uns warteten. Also: Buen provecho, auch wenn ich gar kein Hunger hatte, da ich immer noch überfressen war von den Gorditas in der Nacht zuvor. Aber immer riiinnn damit!
Grüne Taccos, selbstgepresster Organensaft, Salsa, Limones, Fleisch und Salz. Welcome to Mexiko!
Unser zweiter Stopp des Tages war dann der Mercado San Juan de Dios. Dies war ein riesiger unterirdischer Mark auf dem man wirklich alles mögliche, aber vorallem mexikanische Spezialitäten und Souvenirs kaufen konnten. Die Mexikaner nennen diesen Markt auch Mercado de Imitation, denn hier kann man alle gefälschten Sachen kaufen, wie z.B. das gefälschte Bayerntrikot mit  vier Adidas-Streifen :D  So schlenderten wir knapp 1 Stunde durch dieses Labyrinth von kleinen Gassen und die Mädels kauften ein paar Souvenirs, während ich schon einige Weihnachtsgeschenke für meine Familie kaufte. Der frühe Vogel und so ;-)




Die Mexikaner und ihre Glaubensfiguren


Stopp Numero 3 war dann das Zentrum von Guadalajara und dieses war wirklich sehr sehenswert. Anders als viele Städte hier in Mexiko, die noch stark von der Kolonialzeit geprägt sind wie z.B. Guanajato, Zacatecas oder Queretaro,  war Guadalajara ganz anders. Dies liegt daran, dass Guadalajara in den fünfziger Jahren Teil eines Projekts, in dessen Verlauf das Stadtbild verändert wurde. Viele der alten Gebäude wurden abgerissen, um die Straßen zu erweitern und neue Bauten zu errichten; hinzu kamen unterirdische Parkhäuser und Einkaufszentren. Glücklicherweise nahmen die schönsten Bauten der Vergangenheit aber keinen Schaden, sodass wir diese bei herrlichem Sonnenschein bewundern konnten.
Beim Spaziergang durch das Zentrum der Stadt kontten wir die tolle Plätze, volkstümliche Kunst sowie tolle Bauten sehen. Highlight der Stadt war, wie sollte es auch anders sein, die Kathedrale, die  sich im Herzen der Stadt befindet und  mit ihren Zwillingstürmen und der dazwischen gelegenen Kuppel der bekannteste historische Ort am Horizont von Guadalajara ist. Gegenüber der Kathedrale  lag der sehr sehenswerte Plaza Guadalajara und etwas südlich befand sich der Plaza de Armas mit einem Musikpavillon im Art-Nouveau-Stil und den dazu passenden Lampen.
Die Kathedrale

In der Kathedrale
Willkommen in Guadalajara
Plaza Guadalajara

Angriff der Monstertauben...uaaaaaaahaha



Die Guadalajara-Crew auf dem Plaza Guadalajara
Weiter ging es nörderlich der Kathedrale zu der Rotonda de los Jaliscienses Ilustres (Rotunde berühmter Persönlichkeiten aus Jalisco). In der Mitte dieser Grünanlage stand eine rundes Denkmal mit 17 gerippten Säulen und außenrum standen Statuen mit berühmte Persönlichkeiten aus Guadalajara, die einen bedeutenden Beitrag zu Kunst, Wissenschaft und Politik geleistet haben.
Ich bin sicher, bevor ich Mexiko verlasse werde ich hier auch meine eigene Statur bekommen. Nach all dem was ich bisher für dieses Land geleistet habe, ist das denke ich auch gerechtfertigt. Ich denke dabei an eine Statur, wie ich ohne Hosen ein deutschen Bier trinke und darunter der Titel: El Aleman, muy pitudo (Der Deutsche, gut bestückt unnerum.) Ich finde das wäre eine klasse Idee ;-)

Rotonda de los Jaliscienses Ilustres


Anschließend schlenderten wir noch zum Plaza de la Liberación, der an die Abschaffung der Sklaverei unter Miguel Hidalgo erinnerte und in den Palacio Goberniero, in dem wir die Geschichte von Guadalajara und Mexiko sehen konnten. Und wieder mal zeigte sich: Miguel Hidalgo ist ominipräsent!


Plaza de la Liberación

Eso es Mexico!
Selfie mit Miguel Hidalgo, der hier in Mexiko omnipräsent ist

Auf den Spuren der mexikanischen Geschichte im Plaza de Gobierno
Nach diesem dreistündigen Stadtrundgang waren wir natürlich alle wieder sehr hungrig bzw. durstig, sodass wir eine kleine Rast machten in Mitten des Stadtzentrums. Während die anderen die Tortas Ahogadas Guadalajara genossen reichte mir ein Kaffee, den ich war verdammt satt gefressen. 

Andre, Linda Pasta und unser Guide Dzeko
Obwohl ich jetzt schon fast 2 Monate in Mexiko bin, ist für mich die Art des Bezahlens immer noch manchmal komisch. In Deutschland ist es üblich, dass wenn man bezahlen möchte ein Handzeichen gibt, mit dem Finger schnipst oder kurz ruft bzw. pfeift. Das ist hier völlig verpönt und geht gar nicht. Als ich es am Anfang gemacht habe, schlugen mir die Leute regelrecht auf die Hand damit ich aufhöre zu schnipsen. Für die Mexikaner bedeutet schnipsen, dass man keinen Respekt vor den Leuten hat und sie behandelt wie dressierte Tiere. Nun ja, das mag irgendwo auch stimmen nd ich finde es richtig, aber Gewohnheit ist halt Gewohntheit. Hier in Mexiko um zu signalisieren, dass man zahlen möchte, lächelt man freundlich oder macht eine Handbewegung wie wenn man etwas in die Luft schreiben würde. Warum das? Nun ja, das in-die-Luft-schreiben steht für das Unterschreiben der Rechnung wenn man mit Kreditkarte bezahlt hat. In Mexiko ist es völlig üblich mit Kreditkarte immer und überall zu bezahlen  und auch bezahlen  können, deshalb hat sich das so eingebürgert. Wenn dann die Bedienung mit der Rechnung kommt ist diese in einem kleinen Buch und wird ohne Kommentar auf den Tisch gelegt. Im Gegensatz zu Deutschland wo die Bedienung erstmal fragt "Getrennt oder zusammen?" und dann ggf. jeden einzeln abkassiert, wird hier kurzer Prozess gemacht indem einfach die Rechnung auf den Tisch gelegt wird. Die Gruppe muss dann untereinander ausmachen wie gezahlt wird. Jeder schmeißt dann halt seinen Betrag in das Buch oder man legt seine Kreditkarte rein und die Bedienung bucht dann von dort alles ab. Anschließend wird die Kreditkartenrechnung unterschrieben und man kann gehen. Mal wieder zeigt sich für mich: Anderes Land, andere Sitten.
Die etwas andere Art zu Bezahlen
Nach unserem Snack ging es dann weiter mit der Stadttour. Was mir an Guadalajara gerfiel war das Leben in der Stadt. Man merkte direkt den Unterschied zwischen der Großstadt Guadalajara und der Kleinstadt Aguascalientes. Hier waren viel mehr Menschen unterwegs, hier war es hektisch, hier war es laut, hier pulsierte das Leben in jeder Minute. Irgendwie erinnerte mich das an meine großartige Zeit in Mexico City und vielleicht waren es genau das was mir an Guadalajara gefiel.

Das Leben in der Stadt
Auf dem Weg durch die Stadt liefen wir durch die schönen Straßen der Stadt und entdeckten so einiges neues:
Los saltamontes (Grashüpfer) zum Essen

Keller is not impressed

Typischer mexikanischer Fastfood-Snack
Einfach mal mitgespielt. So bin ich halt :D
Unseren Abend verbrachten wir dann im angesagten Stadtteil Chapultapec. Natürlich wurden wir dorthin ganz bequem von unserem Chauffer Angel hingebracht. Nach einem erfrischenden Bier in einer der unzähligen Bars dort, zog es uns anschließend zum Musik-Festival. Heute war der Tag der Musik in Mexiko und speziell in Guadalajara, der Geburtsstadt der weltberühmten Mariachi-Bands, war das natürlich ein Feiertag, weshalb dieses Musik-Festival initiiert wurde. Tausende junge Leute kamen nach Chapultapec, um die verschiedenen Bands an diesem Abend zu hören und darunter unsere Multi-Kulti-Truppe aus Europa. Die Bands auf dem Festival waren richtig gut und auch die Stimmung war ausgelassen.Und so genossen wir die gute Musik, tanzten ein bisschen und fielen natürlich auf. Aber das bin ich zumindest mittlerweile gewöhnt :D
Europe here we go: Deutscher, Italinerin, Brasilianer, Schwedin und eine Deutsche

Musik-Festival in Guadalajara
Leider war der Abend in Guadalajara ziemlich schnell vorbei für mich, denn gegen halb 8 verabschiedete ich mich vom Rest der Truppe und machte mich, gemeinsam mit Linda Pasta, auf den Weg zum Busbahnhof in Guadalajara um nach AGS zu fahren. Ich hatte Danny tief und fest versprochen am Sonntag in AGS zu sein, um Fußball spielen zu können. Ich war die letzten paar Wochen ja immer unterwegs gewesen, weshalb ich auch ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte, da ich die Mannschaft sonntags im Stich ließ. Deshalb verprach ich dieses Mal sicher da zu sein und da das Match am Sonntagmorgen um 8 Uhr angepiffen werden würde, hieß dies also auf die Nacht in Guadalajara zu verzichten und heimzureisen. Was man nicht alles für diesen verdammten Fußball macht!
Glücklicherweise hatte sich Linda Pasta auch kurzfristig entschlossen zurück nach AGS zu reisen, sodass ich zumindest nicht ganz alleine fahren musste.  Bisher war mein Verhältnis zu Linda Pasta, naja sagen wir mal "unterkühlt". Obwohl wir schon einige Male zusammen unterwegs waren, hatte ich mit ihr bisher kaum Kontakt. Im Gegensatz zu all den anderen Trainees war sie bisher diejenige die sich ein bisschen von uns absonderte, was vielleicht auch daran liegt, dass sie nicht so gut Englisch spricht und deshalb Schwierigkeiten hat mit uns zu reden. Aber nun hatten wir beide eine dreistündige Busfahrt vor uns und saßen press nebeneinander. Die optimale Möglichkeit sich mal kennenzulernen. Und tatsächlich kamen wir schnell ins Gespräch und nach ein bisschen Smalltalk hatten wir eines der beste Gespräche das hatte seit ich hier in Mexiko bin. Natürlich, wie sollte es anders sein, ging es um die Liebe, um Männer und Frauen, um Sex, um Freiheit, um Werte. Es war wirklich super hilfreich für mich all meine Bedenken die ich gegenüber einer festen Beziehung momentan habe, mal von einer ganz anderen Perspektive, nämlich einer weiblichen Perspektive zu sehen. Wenn du Männern darüber sprichst kommt am Ende ganz standesgemäß: " Ja un, isch se scharf? Willsch se lachse oder nid?" Klassiker halt. Doch mit ihr machte es wirklich Spaß mal ernsthaft darüber zu reden und das, zu meinem völligen Erstaunen, die ganze Zeit auf Spanisch. (Memo an mich selbst: Geht doch!) 
Letztlich sagte Linda einen Satz zu mir, der sich vielleicht ein bisschen zum Leitspruch für meine Zeit hier in Mexiko entwickeln könnte: "Disfrute de su vida aquí y disfrutar de las posibilidades. Haga lo que se siente bien y no pensar en ello!" Was so viel heißt wie: Genieß dein Leben hier und genieß die Möglichkeiten. Tu was sich gut anfühlt ohne ständig darüber nachzudenken! 
Weise Worte!

Während wir so erzählten verging die Zeit im Flug und als wir in AGS ankamen schauten wir uns beide an: " Hä? Sind wirklich schon 3 Stunden vergangen?". Haha, tatsächlich. Wir hatten Non-Stopp gerede und es war Zeit "Buenas noches" zu sagen. Müde, aber glücklich über den Tag in Guadalajara fiel ich um halb 2 dann ins Bett.

Dididididididididi (Wecker-Geräusch für alle dies nicht gleich erkannt haben)...Schon wieder 7 Uhr morgens? Verdammt! Müde und völlig gebraucht, musste ich mich zwingen aus dem Bett zu gehen und mich fürs Spiel fertig zu machen. Wie kann man, bei aller Liebe, um 8 Uhr Sonntagmorgens ein Fußballspiel ansetzen? Das gibts wahrscheinlich nur in Mexiko....Naja, man muss sich eben anpassen Um halb 8 holte mich Danny dann ab und das Spiel wurde, wie eigtl. immer, mit einer viertel Stunde Verspätung um 8.15 Uhr angepfiffen. Der Platz auf dem wir spielten war wirklich die reinste Zumutung. Er hatte ca. die Größe vom TVH-Hartplatz und war zu allen Seiten hin abfallend. Es gab keine Band oder ein Fangnetz, sodass wirklich alle zwei Minuten das Spiel für 2 Minuten unterbrochen war, weil der Spielball mal wieder den Berg runtergerollt oder irgendwo im Gebüsch gelandet war und irgendein Spieler den Ball holen musste. Also sowas nerviges. So gab es natürlich kaum einen Spielfluss und falls der Ball mal rollte war es viel zu eng um mal zu kombinieren. Es  entwickelte sich wirklich ein äußerst unansehliches Spiel, das wir letztlich etwas glücklich mit 1-0 gewannen, nachdem ich die Vorlage zum Tor gegeben hatte. Naja, wie heißt es so schön: Mund abbutze und weider mache!
Unser Millionensturm  ;-)
Glückliche Sieger

Dirkt nach dem Spiel ging es dann ungeduscht und ohne etwas zu essen zum Paintballspielen. Danny hatte mich morgens gefragt ob ich Bock hätte und da ich noch nie Paintball oder wie es hier heißt  "Gocha" gespielt hatte, war ich natürlich dabei. Am Gocha-Campo trafen wir die Freunde von Danny und auch Diego war am Start. Für 160 Pesos, was umgerechnet knapp 9 Euro sind, bekamen wir die Grundausrüstung vom Veranstalter gestellt, das heißt Helm, Weste sowie das Gewehr mit Patronen. Nach kurzer Einführung ging es dann auch schon los mit dem Spiel 5 gegen 5. Der Campo war reisig und wir verteilten uns, um dann gegenseitig anzugreifen. Insgesamt spielten wir 6 Spiele. Wir krabbelten auf dem Boden, versteckten uns hinter Bäumen, gaben uns Deckung und versuchten das gegnerische Team so schnell wie möglich zu erledigen. Und obwohl ich im echten Leben niemals auf jeden schießen würde und Krieg absolut verabscheue, machte das Spiel doch Spaß. Aber es war auch super anstregend und vor allem nach einem ganzen Fußballmatch zuvor.
Ich muss sagen ich war auch ein bisschen ein Opfer in diesem Spiel, denn ich war der einzige der vorher noch nie Gocha gespielt hatte. So war ich oftmals leichte Beute für die anderen und bekam einige heftige Schüsse ab. Und ich kann euch sagen diese kleinen Bällchen tun verdammt weh, wenn sie auf deinen Körper kommen. Eine Kugel traf mich rechts an der Hüfte. Ein paar Zentimeter weiter links und ich hätte Tschüss zu meiner Familienplanung sagen können :D
Nach drei Stunden spielen waren dann alle Patronen verschossen und wir machten uns auf dem Heimweg. Voll mit Farbe und mit "Schusswunden" kamen Diego und ich zuhause an und musste Diegos Mama erstmal erklären, was wir angestellt hatten. Sie war natürlich wenig begeistert und drohte, natürlich im Spaß, meine Mama zu kontaktieren, falls wir nochmal spielen würden. Also Mama, falls das Telefon mal klingt und jmd in ner fremden Sprache mit dir spricht, nicht gleich auflegen, denn das könnte Diegos Mutter sein ;-)
Die Gocha-Crew
Folgen des "Krieges"
Nach einem dringend benötigten Mittagessen und einem noch dringender benötigtem Mittagsschlaf, verbrachte ich den Rest des Sonntags mit Kary. Kary hat sich mittlerweile zu einer echt wichtigen Person hier für mich entwickelt. Und auch wenn es mit ihr, wie mit fast allen Frauen, nicht immer leicht ist und sie sicherlich nicht den leichtesten Charakter hat, verbinge ich wirklich gerne Zeit mit ihr, da wir einfach auf einer Wellenlänge sind. Naja und sie ist hübsch und ich bin ein Mann und...naja ich kann und will ja ehrlich mit euch sein: da läuft was seit Leon. Aber pssssssst nicht weitersagen ;-)

Den Nachmittag verbrachten wir ganz gemütlich in dem wir durch die Stadt schlenderten und uns all die Sonntagsmärkte anschauten. Dabei stießen wir auch auf einen kleinen Flohmarkt wo ich mir meine ersten Spanisch-Bücher kaufte. Die ganze Zeit wollte ich mir schon spanische Bücher kaufen, um abends ein bisschen lesen und Spanisch lernen zu können und nun fand ich endlich ein paar. Die Bücher haben zwar das Niveau für einen 3.Klässler, aber hopp, jeder fängt mal klein an. Ich war jedenfalls happy. Meine ersten Bücher in Spanisch, yeaaah!!

Der Tag mit ihr war wirklich schön. Wir redeten unglaublich viel miteinander, tauschten uns über unsere Familien, unsere Freunde, unsere Beziehungen, unsere was-auch-immer aus. Wir hatten echt ne gute Zeit und so endete diese Woche mit einem sehr entspannten Sonntagnachmittag- bzw. abend.
Hier ein paar Bilder :)
Bücherflohmarkt
Kary und ich auf dem Plaza Principal

Aguascalientes bei Nacht

Das Rathaus in AGS

La ingelsia

Gottesdienst am Sonntagabend
Schnuten-Selfie

Soooo....obwohl ich eigentlich dieses Mal weniger schreiben wollte, ist doch doch fast wieder ein halber Roman geworden. Oh man, ich hass mei Schreibwut....;-) Sorry, wenn ich euch immer soviel zum Lesen zumute, aber es ist wirklich schwierig für mich all die Momente und neuen Erfahrungen hier kurz zusammenzufassen. Ich erlebe einfach zu viel. Ich weiß nicht alle von euch lesen immer den ganzen Text, aber für die die immer von Anfang bis Ende durchhalten: Danke, ihr seid echt lebensmüde ;-)

In diesem Sinne: Ich hoffe ihr seid noch quicklebendig und euch hat mein Post gefallen. Falls ja, freue ich mich wie immer über eure Kommentare. 

Beste Grüße an euch. Ich denk an euch!

Pascal