Freitag, 9. Januar 2015

Silvester in Mexiko o año nuevo en Mexico

Hallo, Servus und Grüß Gott,

nachdem ich euch bereits von meinem ersten Weihnachten in Mexiko erzählt habe, werde ich euch heute über das letzte Highlight des Jahres, nämlich über meine Silvesternacht hier in Mexiko berichten.

Feliz año nuevo - Frohes neues Jahr! Also auf gehts in die Erlebnisse meiner letzten Nacht in 2014 und meinem Start ins Jahr 2015. Viel Spaß!


 El dia ultimo - der letzte Tag des Jahres:

Um das Ende des Jahres 2014 und meiner ersten drei Monate gebührend ausklingen zu lassen entschlossen Diego und ich uns nicht lumpen zu lassen und Silvester in DER Stadt schlechthin zu verbringen: Mexico City, die Hauptstadt und Millionenmetropole Mexikos. In dieser Stadt hatte für mich am 01.Oktober 2014 mit meiner "Gefangenschaft" am Flughafen meine Reise angefangen und hier würde nun auch der letzte Tag dieses wundervollen Jahres zu Ende gehen. So schloss sich also der Kreis meiner ersten drei Monate.

Vorab sollte man wissen, dass Silvester hier anders gefeiert wird als in Deutschland.
Nr.1 ) Feuerwerk ist hier aus Unfallgründen verboten. Anscheinend hatte es in den letzten Jahren soviel Unfälle gegeben, dass sich die Regierung für ein landesweites Verbot von Feuerwerk für den Privatgebrauch entschieden hatte.
Nr. 2) Silvester ist hier beinahe so wichtig wie Weihnachten und ist ebenso eine Art traditionelles Familienfest. Die meisten Leute verbringen Silvester also ganz besinnlich mit ihrer Familie und gehen nicht wirklich feiern. Das war für mich schon etwas ungewöhnlich, denn für mich ist Silvester eigentlich immer eine Nacht die ich mit Freunden verbringen und in der wir so richtig "änner durff machen". Naja, so unterscheiden sich also mal wieder die Traditionen.

Nach einer kurzen Nacht die Diego und ich im Reisebus verbrachten, kamen wir um 6 Uhr morgens mit müden Augen in der Hauptstadt an. Noch immer habe ich mich nicht wirklich daran gewöhnt im Bus nachts wirklich zu schlafen. Stickige Luft, die kühle Luft der Klimaanlage und schnarchende Nachbarn sind für mich einfach nicht die optimalen Bedingungen um wirklich zu schlafen. Mein Schlaf gleicht dann eher einem stündlichen Aufwachen und Wiedereinschlafen. Naja, ich sollte mich mal nicht beschweren, immerhin hatten wir uns es ja so ausgesucht. Von der Central de Autobuses  ging es für Diego und mich dann direkt weiter zur Wohnung unseres Kumpels Ruben. Vor drei Wochen hatte ich noch mit Ruben in Ross und Memos Haus auf dem Boden geschlafen, doch nun hatte er tatsächlich nach langer Suche mit seinem Kumpel Wohnung gefunden und diese zur WG gemacht. Und eben diese WG würde unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage in Mexiko sein.
Nach einer schier endlosen erscheinenden Metrofahrt quer durch Mexiko City und der anschließenden Suche nach Rubens Appartment kamen wir dann gegen 9 Uhr morgens an unserem Ziel an - endlich!

Nach einer eiskalten Dusche und einem typisch mexikanischen Frühstück an einem der Straßenessenstände ( Tortas für 10 Pesos, also beinahe gratis) fühlte ich mich wieder lebendig und dia ultimo konnte starten. Diego und ich wollten diesen letzten Tag des Jahres nutzen um ein bisschen auf Sightseeingtour in Mexiko City zu gehen. Eigentlich dachte ich ich hätte so gut wie alle typischen Touri-Plätze dort schon gesehen nachdem ich  ja bereits eine ganze Woche in Mexiko nur mit Sightseeing verbracht hatte, aber diese Stadt ist so verdammt groß und hat so verdammt viel zu bieten, dass es da tatsächlich noch einiges zu sehen. Allen voran war es mir als Fußballverrückter entgangen DAS Fußballstadion zu sehen: das Aztekenstadion (spanisch Estadio Azteca). Und schließlich war es Diego, der nun wirklich nicht als fußballaffin durchgeht, der die Idee hatte dorthin zu fahren. Also ab in die Metro und auf zu diesem bombastischen Stadion. Das Estadio Azteca besitzt eine Kapazität von 105.000 überdachten Sitzplätzen und ist seit dem Rückbau des Maracanã-Stadions das weltweit nunmehr drittgrößte Stadion für Fußballspiele (nach dem Stadion des 1. Mai in Pjöngjang und dem Yuba Bharati Krirangan in Kolkata) und das größte reine Fußballstadion der Welt. Das Estadio war als einzige je zweimal Austragungsort eines Eröffnungs- und Finalspiels der Fußball-Weltmeisterschaft (1970 mit damals max. 107.494 Zuschauern und 1986 mit 114.464 Sitzplätzen) und ist mit 19 Spielen häufigster Austragungsort von WM-Spielen.


Als wir am Stadion ankamen dann erstmal ein kleiner Schock. Um das Stadion zu sehen wurde ein Mondpreis von 100 Pesos verlangt . 100 Pesos - verdammt! Wenn man ein Spiel im Stadion live sehen will kostet ein Ticket 60 Pesos und wir sollten nun für eine reine Besichtigung 100 Pesos zahlen?! Im Lääääwe nid! Also versuchten wir es mit Trick 17: Wir gliederten uns einfach in eine große Touristengruppe ein die gerade dabei war ins Stadion zu gehen und hofften nicht aufzufliegen. Wir fühlten uns dabei wie zwei Kleinkriminelle, aber was solls, es klappte! So kamen wir also kostennlos in den Genuss einer Stadionführung durch das kleine Museum des Stadion, der Kabinen, dem Presseraum und natürlich dem Stadion selbst. Memo an mich selbst: Frechheit siegt nicht immer, aber immer öfter!
Willkommen im Estadio Azteca
Für alle Fußballverrückten ist das Estadio eine wahre Goldgrube an Erinnerungen an unvergessliche Fußballmomente. Für die ältere Generation vielleicht sogar noch etwas mehr als für mich.
Beispielsweise fand 1970 das sogenannte Jahrhundertspiel, "el partido del siglo", in diesem Stadion statt: das Halbfinale zwischen Italien und Deutschland.

107.000 Zuschauer sahen damals eines der wohl größten Spiele in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft. Italien ging nach sieben Minuten in Führung und wollte den Vorsprung in der bewährten Catenaccio-Taktik verteidigen, doch die Deutschen schlugen  in der letzten Minute zu. Karl-Heinz Schnellinger erzielte das 1:1, nachdem die deutsche Mannschaft 80 Minuten lang das italienische Tor berannt und dabei zahlreiche Großchancen vergeben hatte. Eine Verlängerung musste die Entscheidung bringen. Der spätere Torschützenkönig dieser Weltmeisterschaft, Gerd Müller, brachte Deutschland in der 95. Minute in Führung, doch Tarcisio Burgnich konnte nur vier Minuten später ausgleichen. In der 104. Minute gelang den Italienern durch Luigi Riva die 3:2-Führung, die durch ein weiteres Tor von Müller in der 110. Minute zunichtegemacht wurde. Den Schlusspunkt dieser unglaublichen Verlängerung setzte Gianni Rivera mit dem 4:3 in der 111. Minute. Damit stand Italien im Finale gegen Brasilien, doch am meisten in Erinnerung blieb den Menschen das Halbfinale zwischen Italien und Deutschland. Es ist heute unter dem Begriff „Jahrhundertspiel“ bekannt, wobei die deutsche Presse bereits das mit 3:2 nach Verlängerung nach 0:2-Rückstand gewonnene Viertelfinale gegen den alten Rivalen England als Jahrhundertspiel bezeichnet hatte.

Zwei Fußballlegenden unter sich ;-)

Auch eines der wohl legendärsten Tor aller Zeiten fiel in diesem Stadion: das Tor von Diego Maradona mit der Hand Gottes. Jenes Skandaltor zum 1:0 (Endstand 2:1) haben vorallem die Engländer dem einstigen Fußballstar nie verziehen. Das zweite Tor von Diego Maradona in diesem Spiel wurde später von der FIFA zum Tor des Jahrhunderts gekürt.

Heute wird das Stadion überwiegend vom mexikanischen Spitzenclub und aktuellem Meister "Club América" genutzt, dessen Anhänger das Stadion bei den Meisterschaftsspielen durchschnittlich mit etwa 65.000 Menschen füllen. Gelegentlich wird das Stadion auch für andere Massenveranstaltungen, wie religiöse Zusammenkünfte genutzt. Am 25. Januar 1999 war beispielsweise Papst Johannes Paul II. während einer Pastoralreise nach Amerika im Aztekenstadion zu Gast und hielt eine Ansprache.

Als wir das Stadion betraten war ich wirklich beeindruckt. Was ein grandioses Stadion. Und was eine Akustik! Unsere Fühererin bat uns alle (ca 40 Leute) mal "Goaaaaal!" zu rufen und alleine diese 40 Stimmen führten zu einem superlautem Echo. Jetzt stellt dir das Ganze mal mit über 100.000 Zuschauern vor wenn du ein Tor machst. Das Gefühl danach muss besser sein als ein Orgasmus tippe ich! ;-)

Nach diesem ersten coolen Erlebnis entschieden Diego und ich uns dann nach Xochimilco zu fahren einem der 16 Stadtbezirke (Delegaciones) von Mexiko-Stadt, der mit ca. 415.000 Einwohner beinahe größer ist als jede deutsche Großstadt. Gemeinsam mit dem historischen Zentrum der Stadt ist Xochimilco Weltkulturerbe der UNESCO und heute vor allem für seine „Schwimmenden Gärten“ bekannt. Die „Schwimmenden Gärten“ sind für die Hauptstadtbewohner wie auch Touristenströme ein beliebtes Ausflugsziel. Sie bestehen aus einem Geflecht künstlich angelegter Kanäle mit einer Gesamtlänge von rund 150 km und Inseln aus bepflanzten, mit Seeschlamm bedeckten Flößen (Chinampas), deren Wurzelwerk mittlerweile bis auf den Grund reicht.Heutzutage werden die Gärten zur Erholung, für touristische Aktivitäten, aber auch wieder als landwirtschaftliche Anbaufläche und damit gemäß ihrer ursprünglichen Aufgabe benutzt.
Schwimmende Gärten Xochimilco


Leider sind die "schwimmenden Gärten" jedoch nicht nur außergewöhnlich schön anzuschauen, sondern auch auch leider außergewöhnlich teuer, sodass Diego und ich nur einen kleinen Blick leisten konnten. Das war auch genug gerade wenn man sich vor Augen führt, dass es schon ziemlich komisch gewesen wäre, wenn zwei Männer eine Stunde lang romantisch auf einem Fluss entlangsegeln....

Stattdessen sparten wir uns unser Geld für das Wesentliche hier in Mexiko: ESSEN! Doch nicht nur irgendein Essen, Nein es gab...Trommelwirbel....TACCOS! Und was für leckere! Doc dazu mussten wir erstmal durch das Labyrinth eines der typischen Mercados laufen. Auf den Mercados werden allerlei mexikanische Essenspezialitäten angeboten. Hier gibt es von super-frischen Früchten über Fischtaccos bis hin zu ganzen Schweineköpfen alles zu kaufen. Die Geräuschkulisse in der Markthalle war fuer mich als Tourist aussergewoehnlich. Die Kulisse war ein Mix aus dem Geschreie aus all den Verkaufer die ihre wild gestikulierend und bruellend um Kunden warben, so wie tratschenden Mexikanern, irritierten Touristen und mexikanischer Hintergrundmusik. Das Betreten einer der Markthallen ist fuer mich immer ein intensives Eintauchen in die typische mexikanische Kultur. Neben den typischen Mexikanern die hier arbeiten. einkaufen oder essen, ist vor allem das angebotene Essen einfach nur mexikanisch. Und mit typisch mexikanisch meine ich nicht nur super lecker, sondern auch schnell, einfach, frisch und leider auch ungesund. Aber was solls, wenn dein Magen knurrt und du diese verdammt gut aussehenden Taccos siehst, bleibt dir gar keine andere Moeglichkeit als dich an einen der Essensstaende zu setzen und 1-4 Taccos zu verschlingen.



Mexikanische Familien beim Mittagessen

Taccos, Taccos, Taccos.... mhhhhhm

Waehrend Diego und ich also genuesslich unsere Taccos zu uns nahmen, beobachtete ich das Geschehen auf dem Markt. vorallem die uns gegenueber sitzende mexikanische Kleinfamilie, die trotz offensichtlichen Gewichtsproblemen ein Tacco nach dem anderen bestellte nach dem Credo: wenns schmeckt, dann schmeckts halt. Irritiert doch mein offensichtlich zu auffaelligen Starren sprach mich die Familie gleich an. Und dann spielte sich wieder der mittlerweile schon gwoehnliche Dialog ab: De donde es? Wo kommst du her?
Soy de Alemania. Ich bin aus Deutschland.
Incercio? Echt?
Si, es la verdad. Ja das ist wahr.
Oh que bonito. Me gusta mucho Alemania. Oh wie schoen, mir gefaellt Deutschland sehr.
(Laecheln aufsetzen) A mi tambien. Mir auch.
Podemos tomar una foto juntos? Koennen wir ein gemeinsames Foto machen?
Claro que si. Ja auf jeden Fall.
Die Mexikaner lieben es anscheinend Fotos mit einem Deutschen zu machen, anders ist nicht zu erklaeren warum jeder dritte Dialog so endet. Diego kann nur immer den Kopf schuetteln, wenn mal wieder die Frage nach einem gemeinsamen Foto kommt.
Mich freuts natuerlich, denn es zeigt doch, dass die Mexikaner uns Deutsche moegen.
Und jetzt schaut euch einfach mal in Ruhe das Foto an....wer jetzt auf den Ausschnitt guggt hat verloren ;-)



Nach dem leckeren Essen verbrachten wir dann noch eine Stunde auf dem riiiiiiiesigen Freiluft-Markt in Xochimilco. Ich habe noch nie in meinem Leben einen so grossen Markt in meinem Leben gesehen. Beinahe das ganze Stadtzentrum war ein einziger grosser Markt auf dem es wirklich beinahe alles zu kaufen gab. Neben Essen, auch allerlei Souvenirs auch Tiere oder Motorraeder. Es war echt der Wahnsinn. Leider koennen die untenstehenden Bilder nicht die Atmosphaere nicht abbilden. Nur wer selbst auf dem Markt gewesen ist, kann in etwas nachvollziehen was ich meine wenn ich sage, dieser Markt ist das kleine Abbild der Vielfalt und Kultur Mexiko Citys.






Der Helm hilft bei einem Unfall sicher ;-)

Am Abend hieß es dann fertig machen für die große Nacht . Und obwohl das jetzt nach Euphorie klingen mag, fühlten Diego und ich alles andere als Euphorie an diesem letzten Vorabend des Jahres. Anstatt der mega-geilen-super-dupper Fete wegen der wir nach D.F. gekommen waren, lagen wir auf unserer Luftmatratze und malten uns aus wie schlecht der Abend werden würde. Wir hatten beide erwartet, dass wir hier in Mexiko auf die beste Party in ganz Mexiko gehen, aber stattdessen hatten wir um 8 Uhr noch immer keinen Plan was wir machen würden. Zudem sagten nach und nach alle Freunde ab  mit denen wir eigentlich feiern gehen wollten und Ruben unserer einziger Mitzögling war krank. Ich war sichtlich enttäuscht in diesem Moment und verfluchte es beinahe extra nach Mexiko City gekommen zu sein. Aber Miesepeterrei und schlechte Laune haben ja noch nie geholfen einen Abend legendär werden zu lassen. Eine positive Grundeinstellung und eine Flasche Tequilla helfen da doch schon viel mehr, oder nicht? Also ein paar kräftige Schlücke aus der Pulle und ab gings in die Stadt....










Im Herzen der Stadt war schon mächtig etwas los. Die bekanntesten Straße, Calle Reforma, war extra für diese Nacht gesperrt und verwandelte sich in eine Festivalstraße, die von tausenden Menschen gesäumt war. Am Ende der Festivalstraße gab es dann noch ein Gratis-Konzert von Alejandro Fernandes einem bekannten Musiker hier. Langsam kam ich in Feierstimmung. Die Nacht konnte beginnen.

Nachdem wir über die Festmeile geschlendert waren, zog es und als nächstes in eine Bar. Es war mittlwerweile schon 11 Uhr. Das neue Jahr stand also kurz bevor.
In der Bar angekommen dann natürlich erst einmal der gewöhnlich, prüfendende Blick nach „Beute“, nach hübschen Mexikanerinnen, die uns diesen Abend eventuell versüßen könnten. Unsere Blicke wanderten also durch die Bar, während wir an unserem Bier schlürften, blieben diese gleichzeitig  an einem Tisch stehen an dem zwei junge, mehr oder weniger hübsche Frauen ganz allein saßen. Wir grinsten uns an und jeder dachte das Gleiche:  Aha, mal sehen was da möglich ist! Doch Diego und Ruben zogen gleich den Schwanz ein, Frauen ansprechen, so erzählten sie mir, sei nicht so einfach und überhaupt als Mexikaner sei das viel schwerer…..blablabla. Wer musste also die Kinder in die gute Stube holen? El pinche aleman. Ich lief rüber zum Tisch stellte mich kurz vor und fragte einfach ob sie Bock hätten mit uns diese unvergessliche Nacht zu feiern. Das wars, mehr nicht. Aber es reichte um die zwei an unseren Tisch zu holen und sie kennenzulernen. Memo an mich selbst: Bien hecho, Pascal (Gut gemacht, Pascal). Nun mit kühlem mexikanischem Bier und Frauen im Gepäck konnte die Nacht so richtig losgehen.

Unsere Girls
Prost
 Der Minutenzeiger kam der magischen 24 Uhr-Grenze immer und immer näher. Nur noch 5 Minuten bis zum neuen Jahr. Also schnell ab zur Calle Reforma um dort mit tausenden anderen zu feiern. Aber halt fuck, wir mussten ja noch unsere Rechnung bezahlen. Und während wir auf unsere Rechnung warteten hörten wir die Menschen in der Bar laut den Countdown runterzählen: „ 5,4,3,2,1….“ FELIZ ano nuevo! Happy New Year! Wuuuhuuuu, yeah, Exstase, Freude. Naja, weniger bei uns, die wir immer noch auf die verdammte Rechnung warteten. Und so verbrachte ich also die ersten Minuten dieses neuen Jahres in irgendeiner belanglosen Bar und mit dem Sport den ich hier in Mexiko bereits ausreichend kennengelernt hatte: WARTEN.
Dann endlich kam sie, die Rechnung, wir bezahlten und machten uns mit den Mädels im Schlepptau auf schnellstem Wege auf zum Hauptplatz der Calle Reforma. Dort kam dann das Silvesterfeeling auch wirklich an bei mir. Über mir schossen die Raketen in die Luft und erleuchteten den mexikanischen Himmel, neben mir lagen sich wild fremde Leute in den Armen, unter mir vibrierte der Boden. Menschen jubelten, schrien und beglückwünschten sich. Ich zog diese Atmosphäre völlig auf, starrte in die Luft und ließ meine Gedanken einfach loslaufen. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht bei jedem Jahreswechsel kurz innezuhalten und das alte Jahre zu reflektieren. Meistens bin ich dann in einer Parallelwelt in der mich für einige Minuten niemand ansprechen kann, weil ich tief in meinen Gedanken versunken bin. Was hatte mir das abgelaufene Jahr gebracht, was hatte ich gelernt, was hatte ich erreicht? Für was konnte ich dankbar sein? Und was würde mir wohl das neue Jahr bringen? Welche neue Aufgaben würden auf mich warten? Was will ich erreichen dieses Jahr?
 
Mittlerweile ist schon mehr als die Hälfte meiner Zeit hier in Mexiko vorbei, denn ich bin nun schon mehr als drei Monate im Land der Mayas, Zapotecen, Taccos und des Tequillas. Es liegen nun also noch genau zwei Monate und 21 Tage vor mir hier bevor am 24.03.2015 mein Rückflug nach Frankfurt (Deutschland) geht. Dieses Datum der Rückreise macht mich einseits traurig, weil es gleichbedeutend mit dem Ende eines unvergesslichen Lebensabschnitts sein wird, aber andererseits ist da in mir auch eine gewisse Freude all meine Freunde und vor allem meine Familie wiederzusehen. Wie immer wird es ein lachendes und ein weinendes Auge bei meinem Abschied geben. Doch bis es soweit ist werde ich versuchen meine letzten verbleibenden Woche hier nocheinmal voll auszukosten und alles was geht mitzunehmen. Ich darf hier in Aguascalientes noch neun sicherlich aufregende Wochen verbringen, bevor ich dann in meinen letzten zwei Wochen mit meiner Freundin Annika meinen Abschlusstrip hier in Mexiko machen werde. 
2 Monate und 21 Tage, das ist also die Zeit die noch vor mir liegt. Mein Ziel: Diese letzen knapp drei Monate zu den besten meines Lebens machen!
 
Dann holte mich Diego aus meiner Parallelwelt wieder raus, schüttelte mich und nahm ich in den Arm. Zwar waren meine Brüder Dominic und Frederic dieses Jahr nicht mit mir an Silvester, aber trotzdem umarmte ich das gerade einen meiner Brüder. Genau das dachte ich als ich Diego in den Armen lag und er dachte vielleicht das Selbe. Aber wie Männer das mit ihren Gefühlen nun mal so machen, sagten wir nur kurz: „Feliz ano nuevo, wey!“ Mehr Gefühle waren nicht erlaubt ;-)
Feliz ano nuevo!!
Nachdem wir uns alle das Beste für das anstehende Jahr gewünscht hatten, zog es uns anschließend in eine Karaokebar. Auf dem Weg dorthin unterhielten wir uns ein bisschen mit den Mädels und vor allem die Brünette namens Eli machte einen ganz ganz komischen Eindruck. Nach jedem Satz den sie sagte, hielt ich sie für mehr verrückt. Selten hatte ich vorher eine so komische Frau kennengelernt. Ich kam mit ihrer direkten, unlustigen und provozierenden Art einfach nicht zurecht. Vielleicht würde sich das ja aber nach ein paar Bier ändern, das hoffte ich zumindest.
In der Karaokebar herrschte schon eine prächtige Stimmung- wie immer in den Karaokebars hier in Mexiko. Die Leute singen lautstark jeden verdammten Song mit, tanzen dazu und haben einfach Spaß.  Und meine Güte, die Leute konnten wirklich verdammt gut singen – naja die meisten zumindest. Da waren einige Gesangstalente dabei, die neben dem Gesang auch noch richtig Stimmung in die Bude brachten. Allen voran die Homos. Homos? Ja richtig gelesen. Die Schwulen unter den Gästen machten aus einem normalen Karaokeauftritt eine Live-Show höchster Güte. Sie räkelten sich auf dem Boden, berührten sich und sagen mit solch einer Passion, dass man beinahe hätte meinen können es gehe um Leben und Tod.  Wir befanden uns hier in der sogenannten „Zona Rosa“, der liberalsten und offensten Zone hier in Mexiko und wohl in gesamt Mexiko. Hier liefen Männer mit Highheels rum, waren geschminkt und küssten sich ohne Hemmungen. Eine absolute Ausnahme in diesem sonst sehr konservativen Land, indem Schwulsein oftmals noch als Krankheit betrachtet wird. Doch in der „Zona Rosa“ war alles erlaubt.
Auch unsere 5-er Gruppe zog es nach und nach auf die Bühne. Die Mädels sagen im Duett und selbst Diego und Ruben sangen einen Song. Auch ich gab einen Song zum Besten, den einzigen englischsprachigen Song des Abends: Angels von Robbie Williams. Und ja ich hatte dabei meine Hosen an ;-) Während ich den Song sang, jubelten mir die Leute zu und alle gröhlten in mehr oder wenig gutem Englisch mit. Ein geiles Gefühl!

Ich hatte richtig Spaß diese Nacht, was vielleicht auch daran lag, dass die Blondine und ich am Ende mehr als Freunde waren ;-)




Schaut euc den Gesichtsausdruck an und ihr wisst die Tussi is verrückt

Gegen halb 5 leerte sich die Bar dann langsam und auch wir orderten unsere Rechnung. Und außer dieser Rechnung entwickelte sich dann eine unvergessliche Geschichte. Nachdem wir die Rechnung in Höhe von 1000 Pesos erhalten hatten, bat mich Diego 300 Pesos zu bezahlen. Ich schaute ihn nur verdutzt an und fragte: "Was 300 Pesos? Für was? Ich hab zwei Bier getrunken?!! Diego schaute mich achselzuckend an und sagte: " Ja is halt so. Die Frauen zahlen nicht. Das ist hier in Mexiko so!"
Waaaas? Die Mädels waren beide komplett abgeräumt, hatte beide für mehr als 500 Pesos gesoffen und wollten jetzt ohne was zu zahlen abhauen? Niemals, dachte ich mir. Also fragte ich die Brünette (alias die Verrückte): "Wollt ihr nix bezahlen?!" Wutentbrannt schaute sie mich an, nahm ihre Tasche und verließ die Bar. Doch das war nicht alles. Als wir die Bar verließen, kam sie weinend auf mich zu und schrie mich an: "Pinche nako, pinche muerto de hambre, pinche pobre puto!" was soviel heißt wie "Du armer Schlucker, die Vollidiot, du Schwuchtel!". Diego und Ruben konnte sie nur mit Mühe zurückhalten, immer wieder riss sie sich los und wollte auf mich losgehen. Ich hatte sowas noch nie erlebt. Die Frau war sage und schreibe 32 Jahre alt und war völlig aufgelöst, weil ich sie fragte ob sie etwas zu unserer Rechnung dazugeben will. Frauen können ja verrückt sein, aber für diese Frau müsste man ein neues Wort erfinden. Verrückt reicht da schon nicht mehr aus!

So endete also eine alles in allem lustige Silvesternacht mit einer Geschichte, über die sich meine ganze Familie Tage später würde herzlich amüsieren können. Gegen halb 6 lagen wir dann im Bett und schlummerten mit einer schönen Alkoholfahne ein....

Gute Nacht...



Als wir einige Stunden später wieder erwachten und uns so anschauten musste wir allelaut anfangen zu lachen. Alle Details der letzte Nacht wurden nochmal durchgegangen und durchgesprochen und jedesmal wenn wir über die Verrückte erzählten, konnte wir nur ungläubig den Kopf schütten "Pinche nako, pinche muerto de hambre, pinche pobre puto!" - das Gelächter war groß. Eine unvergessliche Nacht lag hinter uns, so viel stand fest.

Zum Frühstück gab es dann erstmal ein paar Taccos und eine heiße Suppe, die uns half wieder in die Spur zu kommen. Für mich ist eine solche Art zu frühstücken mittlerweile Normalität geworden. Marmelade, Schinkenwurst, Butter und Weck haben hier beim Frühstück einfach nichts verloren. Auch Kaffee ist eher selten. Stattdessen gibt es einen Sadt und es  wird schon zu früher Stunde pflichtbewusst darauf geachtet, dass die ersten Tortillas gegessen werden, denen im Laufe des Tages natürlich weitere folgen würden.




Den Rest des Tages nutzten wir dann für einen kleinen Stadttrip. Bei strahlendem Sonnenschein sahen wir das Nacional Autitorio,  das zu den weltweit besten Veranstaltungsorte von Fachmedien zählt,.die Feria Chapultapec und das außergewöhnliche Kunstmuseum "Soumaya".



So klein isser, so klein...

Seit 2011 ist Mexiko-Stadt nämliche um eine kulturelle Attraktion reicher: Das Kunstmuseum Soumaya (Museo Soumaya Fundación Carlos Slim). Der mexikanische Unternehmer Carlos Slim, laut dem Forbes Magazine der reichste Mann der Welt, schenkte seiner Stadt einen einmaligen Kunstpalast, benannt nach seiner verstorbenen Frau Soumaya. Der Multimilliardär stellt dort öffentlich seine umfangreiche private (!) Kunst-Kollektion aus. 

Das Museum liegt in einem sogenannten  mixed-use development, Plaza Carso in Nuevo Polanco.
Diese Projekt bei auch die Hauptgebäude von Carlos Slims Unternehmen gebaut wurden, ebenso wie ein Luxushotel und einige Apartments kostete schlappe 800 Million Dollar. Peanuts für einen Milliadär wie Carlos Slim. Mit dem Muesum hat er sich jedenfalls sein eignes Denkmal in Mexiko geschaffen.
 
Nuevo Polanco.
Allein schon das Museumsgebäude ist ein architektonisches Kunstwerk und hat sich als neues Wahrzeichen in Mexiko-Stadt etabliert. Tausende Metallplatten formen eine Art Bienenwaben, welche die an einen Bug eines Schiffes erinnernde Konstruktion überziehen. Das futuristische Museumsgebäude hat sich innert kürzester Zeit als ein neues Wahrzeichen von Mexiko-Stadt etabliert. Entworfen wurde das Soumaya-Museum vom Architekten Fernando Romero, welcher mit einer Tochter von Carlos Slim verheiratet ist. Die Investition soll sich auf mehr als 34 Millionen US-Dollar belaufen haben scheinbar viel und doch nur ein Bruchteil des unfassbaren Vermögens des erfolgreichen Geschäftsmannes.

Das Museum fürs Volk
Die rund 66.000 Kunstwerke umfassende Sammlung des Museums beinhaltet europäsche Gemälde der Maler Cézanne, Picasso, Dalí, Renoir, Van Gogh, Leonardo da Vinci und die bedeutendste Rodin-Sammlung ausserhalb Europas, ebenso wie Werke der grossen mexikanischen Künstler Diego Rivera, José Clemente Orozco und David Alvaro Siqueiros. Die Kunstsammlung ist nun im Soumaya-Museum einem breiten Publikum zugänglich gemacht worden und erst noch ohne ein Eintrittsgeld zu erheben. Kultur und Kunst vom feinsten für das mexikanische Volk. Das klingt zwar super toll, aber ich denke Carlos Slim ist ein cleverer Geschäftsmann und würde er nicht selbst einen finanziellen oder persönlichen Vorteil von diesem Museum haben, hätte er es wohl nie gebaut. Nichtsdestrotz ist es ein einmaliges Erlebnis dieses Museum von innen zu sehen.









Am Ende des Tages waren wir dann alle geschlaucht. Müde von der Nacht und mit schmerzenden Füßen nach den über 30 Kilometern die wir an diesem Tage zurückgelegt hatten in dieser riesigen Stadt, waren froh als wir abends endlich wieder in Rubens Apartment ankamen. Das untenstehende Bild, bringt die Kraftlosigkeit und teilweise Verzweiflung über die nimmerendenden Wege perfekt auf den Punkt:


Am frühen Abend entschieden Diego und ich uns dann nach AGS zurückzukehren, um uns eine weitere Nacht im Bus zu ersparen. So endete ein weiterer unvergesslicher Aufenthalt in Mexiko City, der Stadt in der nun auch meine letzten drei Monate meiner Zeit hier in Mexiko angefangen haben und wo sie auch enden werden. Aber bis dahin gibt es noch viel zu tun, viel zu erleben und viel zu lernen. Neue Geschichten warten schon auf mich und damit auch auf euch. Bleibt also dabei und habt weiterhin viel Spaß beim Lesen.

Bis ganz bald und beste Grüße an euch,

Pascal

2 Kommentare:

  1. So jetzt hast du auch mal deine negativen Erfahrungen mit den offenbar nach deutschen Männern lechzenden Mexikanerinnen gemacht und sozusagen kräftig Lehrgeld bezahlt. Leider mussten offenbar auch deine finanziell sicher nicht so gut ausgestatteten mexikanischen Freunde mitbluten, weil du als Welteroberer in Machomanier unbedingt weibliche Begleitung, Unterhaltung und vielleicht noch mehr gebraucht hast. Vielleicht hast du sogar geglaubt, es ehtimmer so weiter und die bezahlen dir deine Rechnung. Aber: Wer bestellt, der bezahlt und auch Mexico hat seine Sitten und Bräuche !!
    Vielleicht war das Mädchen gar nicht so verrückt, sondern hat dich nur mal wieder auf den Boden der Realität zurück geholt !?
    Übertreibe es nicht mit den Frauen, schon garnicht mit völlig fremden !!!

    Da fällt mir gerade der Text eines alten deutschen Schlagers ein, dessen erste Zeilen so lauten:

    Flieg nicht so hoch mein kleiner Freund
    die Sonne brennt dort oben heiß,
    wer so hoch hinaus will, der ist in Gefahr ...

    Ich wünsche dir weiterhin viel Spass, vor allem viele neue positive Erfahrungen in deinem neuen Job und eine ähnlich schöne 2. Hälfte deines Mexico-Abenteuers wie die 1. Hälfte.
    Aber bleib vernünftig !

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  2. Professor natürlich nur mit einem f ! Du färbst schon ab !

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