Dienstag, 24. Februar 2015

Absturz oder Höhenflug? Das ist hier die Frage



Buenas tardes liebe Faschingsnasen, liebe Freunde, Familie und Follower,

ich bins mal wieder Pascal, euer „Lieblings-Mexikaner“. Ich melde mich heute mal wieder aus dem momentan doch etwas nass-kalten Aguascalientes. Schön, dass ihr wieder dabei seid! Fräähd mich :)  Heute möchte ich mit euch so einige spannende Erfahrungen und Erlebnisse teilen die ich in den letzten zwei Wochen machen durfte. Dabei habe ich versucht mir die Kommentare und das Feedback von Lieblingsdaddy und Zab zu Herzen zu nehmen und diesen Post etwas kürzer zu halten. In der Kürze liegt ja schließlich manchmal die Würze. Qualität statt Quantität. Weniger ist manchmal mehr. Ja ich habe die Lektion verstanden! Ob ich sie jedoch auch umsetzten kann, ist eine andere Frage. Ihr werdet es rausfinden ;-)

Was bietet euch der Blog dieses Mal? Heute werdet ihr mehr über meinen ersten Valentinstag in Mexiko (sehr romantisch und sehr lustig), mein (wohl) letztes Spiel mit meiner liebgewonnen Freizeitmannschaft TRP (Ich kehre als Sieger zurück), eine geniale Fiesta mit internationalem Flair (inklusive einem zugekifften Holländer) oder mein Kurztrip nach Zacatecas mit der bezaubernden Mercedes. Vor allem aber möchte ich euch heute einen Einblick in das Leben eines mexikanischen Teenagers geben. Dieses Leben unterscheidet sich gewaltig von dem was wir in Deutschland bzw. Europa gewohnt sind. Während wir in Europa im „Freiheits-Paradies“ leben, könnte man das Leben der mexikanischen Teenager als das in einem „Gesellschafts/-Familiengefängnis“ beschreiben. Was ich damit genau meine, werde ich euch weiter unten erläutern. 

Wie immer viel Spaß. Auf gehts in einen weiteren Blogpost in meinem Mexiko-Tagebuch.


  Auf dem Weg in den Abgrund oder in den Himmel? Absturz oder Höhenflug?



Zunächst einmal möchte ich heute auf meinen letzten Blogpost bzw. die dazugehörigen Kommentare Bezug nehmen. Es ist doch ein bisschen Schwung in meinen Blog reingekommen in der letzten Woche, der sich vorallem in den Leserzahlen bemerkbar gemacht hat. Nachdem Lieblingsdaddy schon als einziger, hoffnunglos treuer Kommentarschreiber für immer und ewig abgestempelt war, kam vergangene Woche ein mysteriöser Neukommentator namens Zab hinzu, der mit seinen sehr aufwendigen und künsterlerisch wertvollen Karikaturen sein Statement zu meiner momentanen Entwicklung abgab. Anscheinend waren viele Leute an diesem Kommentar von meinem anonymen Follwer Zab interessiert, denn anders ist nicht zu erklären das dieser schier endlose Blogpost zu einem der meistgelesenen der letzten Monate wurde. Ich möchte mich, bevor ich im nächsten Abschnitt kurz Stellung zu den Karikaturen beziehe, an dieser Stelle erst einmal bei Zab für seinen Kommentar und seine Karikaturen bedanken. Ich schätze jede Form von Feedback sehr, wie ich in einem meiner Posts schon ausführlich erläutert hatte, denn ich erachte Feedback als eine der besten Möglichkeiten zu wachsen und zu lernen. Umso mehr habe ich mich deshalb über diese absolut besondere Art von Feedback gefreut. Ich erachte es als ein großes Kompliment, dass sich jemand die Zeit nimmt sich mit meiner Situation auseinanderzusetzen, sich tiefgehende Gedanken macht und in zwei solch tolle Karikaturen versucht mir einen Rat fürs Leben mitzugeben. Die Karikaturen sind nicht nur künstlerisch meiner Meinung nach sehr gelungen ( ich habe mich sofort im Gesicht wiedererkennt), sondern haben auch einen großen Aussagewert. Ich habe die Karikaturen mit einem schmuzelnden und einem ernsten Auge angeschaut und nach den tollen Interpretationen von Lieblingsdaddy und auch Zab mir meine ganz eigenen Gedanken zu den Karikaturen gemacht, die ich euch natürlich (wie immer) nicht vorenthalten möchte.
Hier sind noch einmal für die zwei Bilder von denen ich spreche:
Hinauf die Karriereleiter
Über den Wolken
So, was ist also meine Meinung über die zwei Karikaturen? Bin ich etwa eingeschappt oder beleidigt, weil jemand meine momentane Entwicklung kritsch beäugt? Nein, ganz im Gegenteil. Ich bin glücklich, dass jemand Kritik an meiner Entwicklung äußert, denn das bedeutet, dass sich jemand mit mir auseinandersetzt und versucht mir auf seine Art & Weise zu helfen. Kritik oder zumindest ein ordentliches Naserümpfen gehört zu einer Veränderung dazu wie Weißbier zum Oktoberfest und es wäre irgendwie schlimm, wenn jeder meiner Veränderung ohne Kritik hinnehmen würde, denn das würde bedeuten ich wäre euch egal. Und das bin euch, zumindest einem Großteil, wohl hoffentlich nicht. Aus diesen Gründen bin ich froh, dass es endlich auch mal ein bisschen Gegenwind gibt. Gegenwind ist gut, denn er öffnet die Augen. An nichts wächst man mehr als an einer offenen und gut begründeten Kritik. Ich sehe die Karikaturen also mehr als einen Weg meine bisherige Entwicklung zu überdecken, als ein Weg  Hämme oder Spot auszudrücken.

Mir sind so einige Gedanken durch den Kopf gegangen die letzten Tage. Ich habe mir so einige Fragen gestellt: Habe ich mich wirklich so stark verändert? Bin ich wirklich nicht mehr der "alte" Pascal? Wer ist überhaupt dieser Pascal? Bin ich wirklich wie Zab schreibt "größenwahnsinnig" geworden in der letzten Zeit? Oder durchlebe ich nur eine "Sturm & Drang"-Phase hier in Mexiko wie Lieblingsdaddy schrieb, die in Deutschland wieder abflacht?

Ich möchte heute gar nicht so sehr auf die Beantwortung dieser Fragen eingehen, denn ich habe mir vorgenommen diese Fragen ausführlich in einem eigenen Blog-Post zu beleuchten, wenn ich mein Fazit über mein Mexiko-Abenteur ziehe.

Ich möchte heute nur auf folgenden Punkt eingehen: Die Kritik an Veränderung und der Rat anderer. 

Seit ich hier in Mexiko bin habe ich eine Vielzahl von Ratschlägen bekommen und auch so manche Kritik erhalten wie in etwa:

"Du hast dich verändert!Werd wieder der alte Pascal!", "Werd nicht größenwahnsinng!", "Bleib normal im Kopf", "Hör auf zu träumen!" "Das Leben ist kein Wunschkonzert, also bleib aufm Boden."

Es waren generell Meinungen und Kritik von Leuten, die sich selbst noch nie etwas getraut haben oder ihrer jetztigen Komfort-Zone veröden. Ich unterscheide dabei mal einfachheitshalber zwischen zwei Personengruppen:

  1. Menschen, die dich gern haben und dich deswegen auf einem sicheren Pfad halten wollen. Familienmitglieder, enge Freunde oder einfach risikoscheue Leute, die dir ihre Erfahrungen weitergeben.
  2. Menschen, die dich aus ihrer eigenen Angst heraus klein halten wollen (zum Beispiel um ihr eigenes Scheitern oder ihre Angst in der Vergangenheit zu rechtfertigen.

 Ich war dankbar für die Ratschläge und die Kritik und habe mir meine Gedanken dazu gemacht. Ich habe für jedoch entschieden, dass ich diese Kritik nicht allzu ernst nehme, denn letztlich bringt mich diese Art von Kritik nicht weiter. Sie ist weder konstruktiv noch fundiert. Es sind einfach nur bloße Plattitüden ohne tieferen Sinn. Was soll ich damit anfangen?
Ich bin  zudem der Meinung, dass mein momentaner Weg für mich der absolut richtige ist. Ja ich habe große Träume und große Ziele für die nächsten Jahre, die sich vor allem in den letzten 6 Monaten rauskristallisiert haben. Ich habe Blut geleckt und jetzt will ich mehr. Ich will viel erreichen und meine eigenen Träume leben, anstatt davon nur zu reden. Ich will nicht einer von denen sein, die ihre Träume nie verwirklichen und nostalgisch im Konjunktiv II Plusquamperfekt daherreden, was sie doch alles hätten machen können, wäre ihnen nicht das und jenes dazwischen gekommen. Ich bin nicht dazu da, das Leben eines anderen oder der Gesellschaft zu leben. Ich werde meinen Pascal-Weg gehen, auch wenn mich manche dabei für verrückt oder "größenwahnsinnig" erklären. Ich glaube letztendlich sind es nämlich diese Verrückten, die die ihr Ding durchziehen ohne dabei immer auf andere zu hören, die den Unterschied machen. Und ich möchte einen Unterschied machen. Ohne wenn und Aber. 
Der Haken ist, dass es wohl ein langer, steiniger Weg werden wird, der mit bitteren Niederlagen gepflastert sein wird. Ein Pfad, der mir alles abverlangen wird, einen verdammt langen Atem erfordert und mich bei meinen Liebsten vielleicht zu einem Aufsässigen, Abtrünnigen und oder gar einem Rebell werden lässt. Aber das gehört nun mal auch zu einer Veränderung dazu: hinfallen und verlieren und vorallem Kritik zu bekommen. Aber das nehme ich gerne in Kauf. Wenn ich falle, dann nehme ich es eben hin. Dann habe ich es zumindest probiert! Verlieren, wie es Liebelingsday schreibt, gehört nun mal zum Leben dazu. Jede Niederlage macht uns stärker und lässt uns reifen. Lasst uns also verlieren und Fehler machen. Nur so lernen wir. Ich bin jung, ich bin flexibel, ich habe keine riesige Verantwortung und dadurch habe ich die Möglichkeit Fehler zu machen und damit zu lernen. 

Um meinen eigenen Weg zu gehen, werde ich wohl wie noch nie in meinem Leben ranklotzen und arbeiten müssen. Ich werde mir etwas suchen müssen wofür ich brenne, etwas dadurch aufbauen und so positiv wie möglich nach vorne schauen – dorthin, wo ich mich gerne sehen würde in 10 Jahren, und dann genau diese Richtung fixieren und unablässig darauf hinarbeiten, um dann irgendwann anzukommen. Ich weiß noch nicht wohin mich mein Weg führen wird, aber das ist momentan auch noch nicht so wichtig. Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. Und der Weg ist absolut das Ziel für mich.


Keinen Weg kann man jedoch alleine gehen und keinen Sieg kann man alleine erringen das weiß ich.


"Das Leben ist ein Mannschaftssport. Ohne eine funktionierende Mannschaft, die nicht immer aus den besten Einzelspielern bestehen muss, gewinnt man kaum ein Spiel. Und selbst ein Superstar kann es alleine nicht packen. Man braucht die Mitspieler und der Geist in der Mannschaft muss stimmen.Und es ist doch auch viel schöner, sich mit der ganzen Mannschaft zu freuen und ggf. mit ihr zu feiern." - Lieblingsdaddy

Ich werde euch bei meiner Veränderung brauchen. Ich werde eure Unterstützung, euer Feedback, eure Liebe, euere Kritik und eure Hilfe brauchen. Alleine bin ich nichts. Nur mit euch zusammen, meinen Freunden, meine Familie und allen die mir nahe stehen, werde ich meinen eignen Weg gehen können. Ich werde euch niemals vergessen, niemals meine Herkunft leugnen und euch immer treu bleiben. Ihr habt mich zu dem gemacht was ich heute bin und ihr werdet mich vermutlich auch zu dem machen, der ich bald sein werde. Dafür bin ich mehr als dankbar!

"Pascal, lass dich auf deinem Weg nicht entmutigen und gehe ihn - allerdings mit Bedacht - weiter. "

Genau das werde ich tun, zusammen mit euch! AMEN!


Ein Tag zum Einrahmen - Leben im "estilo mexicano"



Sonntag, 08.02.2015: Ein Tag zum Einrahmen, ein Tag zum Erinnern und Tag der Freiheit- mal wieder!

Nach der unvergesslichen Erfahrung vor zwei Wochen als Diego, Jonathan, Kary und ich wie echte Cowboy /Vaqueros durch die Sierra geritten sind (ich hatte euch davon berichtet)und uns dabei John Wayne fühlten, hatten wir  alle vier mehr als Blut geleckt. Das Gefühl mit dem Pferd durch die fantastische Landschaft der Sierra zu reiten war schlichtweg großartig. Wir hatten uns versprochen wieder zu kommen und noch einmal gemeinsam auszureiten, um die herrliche Landschaft der Sierra noch einmal auszukosten. An diesem Sonntag machten wir unser Versprechen dann auch tatsächlich wahr. Es ging ab nach Rincon und das zum wahrscheinlich letzten Mal während meiner Zeit hier in Mexiko. Im Gegensatz zum letzten Mal als wir am Morgen so wenig Motivation hatten, dass wir kaum aus dem Bett kamen, musste uns dieses Mal niemand wecken. Wir wurden automatisch wach, weil wir voller Vorfreude auf den anstehenden Tag waren. Wir fühlten uns fast wie kleine Kinder die sich auf Weihnachten freuen. Vor allem Diego war hibbelig und aufgeregt, wie ich ihn noch selten  zuvor erlebt hatte. Wie ein kleiner Tiger stolzierte er in unserem Zimmer am frühen Morgen auf und ab und bat mich gefühlte 10x mit den Worten„ Man, whats up? Get ready! Apurate! Andale! Go ahead!“ endlich fertig zu werden, damit wir loskönnen. Von der sonst so üblichen mexikanischen Gemütlichkeit war an diesem Morgen bei ihm so rein gar nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil: Er konnte es kaum erwarten endlich auf dem Pferd zu sitzen und loszureiten.

Gegen 11.30 Uhr kamen wir in Rincon an. Mit im Gepäck hatten wir an diesem Sonntag Thays, eine Brasilianerin die unser Quartett ergänzte. Thays ist die neue Praktikantin hier in Aguascalientes, sie ist 23 Jahre und arbeitet für nächsten fünf Wochen im MLB-Projekt, also dem Projekt im dem auch ich zuvor gearbeitet hatte. Sie ist seit ca. zwei Wochen in AGS, aber bis zu diesem Sonntag hatte ich leider noch nicht die Gelegenheit sie zu kennenlernen zu dürfen. Das wollte ich ändern, denn einerseits finde ich es wichtig, dass wir als Trainees untereinander zusammenhalten und andererseits ist nie schlecht ne hübsche Brasilianerin zu kennen, oder? Man weiß ja nie wenn man darauf nochmal zurückkommen wird. So lud ich Thays kurzerhand ein mit uns nach Rincon zu kommen, mit dem Versprechen, dass sie einen unvergesslichen Tag erleben würde. Nachdem sie am Sonntagmorgen noch aufgrund ihres Katers sträubte, musste ich alle meine Überredungskünste anwenden, bis sie letztendlich zusagte  und mitkam(einem Deutschen kann man halt nicht widerstehen ;-)) Sie sollte es nicht bereuen.


Thays und ich :)
Wir erlebten zusammen einen unvergesslichen Tag im „estilo mexicano“. Nachdem die Pferde gesattelt waren galoppierten wir am frühen Nachmittag mit unseren Pferden in Richtung der Sierra de Aguascalientes. In der Hand hatten wir dabei ein kühles Corona und im Rücken die wärmende mexikanische Mittagssonne.  Wir sangen und lachten laut als wir in gemächlichem Schritt durch die fantastische Natur ritten. Der Tag stahlte in den schönsten Farben, es duftet nach Leben, und die Luft schmeckt nach Glück.
 

 

Landschaft der Sierra
Wenn die Sonne mit dir um die Wette lacht...

Nach einem rund 1,5-stündigem Ritt kam wir an unserem Ziel an. Irgendwo in Mitten der Sierra an einem kleinen See warteten unter einem der wenigen schattenspendenden Bäumen schon die anderen "Chavos" auf uns. Sie waren mit dem Pick-Up vorgefahren und hatten auf der Ladefläche alle Zutaten für einen genialen Nachmittag im "estilo mexicano": Einen kleinen Grill, Fleisch, Tortillas, Tequila, Rum und jede Menge Cervezas. Schnell sammelten wir ein paar kleine Äste zusammen, machten ein kleines Feuer, stellten den Grill auf und Tadaaaaaa, alles war angerichtet für eine carne asada (ein Grillfest) in der Sierra.



Kary und ich verzogen uns zwischen all den bierseeligen Männern erstmal an den kleinen See und genossen unser Leben für den Moment. Arm in Arm standen wir da und schauten einfach nur in die Ferne. Die Sonne brezelte auf uns herab und der Horizont schien endlos zu sein. Es war mal wieder einer dieser kleinen Momente, den ich am liebsten für immer behalten hätte. Ein dieser kleinen Momente, die das Leben so kostbar machen, weil er dir zeigt, dass das Leben wundervoll ist.

"Die schönste Zeit im Leben sind die kleinen Momente, in denen du spürst, du bist zur richtigen Zeit, am richtigen Ort."

Was hatten Kary und ich schon alles erlebt in den letzten Wochen und Monaten. Vom ersten Tag in Aguascalientes bis heute herrscht zwischen ihr und mir eine spezielle Verbindung. Ich hatte sie nicht wirklich gesucht, sondern einfach gefunden. Und so ist das Leben eben: Das wichtigste im Leben finden wir nicht durch intensive Suche, sondern so, wie man eine Muschel am Strand findet; im Grunde findet es uns. Kary ist eine wundervolle Frau und ich darf mich mehr als glücklich schätzen sie kennengelernt zu haben. Sie kennt mich, meine Träume und meine Ziele mittlerweile besser als so mancher Freund und ich bin dankbar, dass ich mit ihr all dies teilen durfte. Kary ist eine absolute Vertrauensperson und hat es nach über 3 Jahren geschafft, mich mal wieder angezogen zu fühlen. Kary und ich haben außergwöhnliche fünf Monate hier in Mexiko zusammen erlebt und was auch immer kommen mag, die gemeinsame Zeit wird uns niemand mehr nehmen. Ich werde sie als einen Teil meiner Mexiko-Erfahrung immer im Herzen behalten. Heute sind schon beinahe fünf Monate vergangen und bald werde ich Mexiko verlassen. Ob wir uns jemals Wiedersehen werden? Wer weiß das schon, aber das war in diesem Moment auch nicht wichtig. Wichtig waren nur das Hier und Jetzt und das genossen wir ohne Frage. In der schnelllebigen und vor allem stressigen Zeit von heute, in der das Morgen binnen eines einzigen Wimpernschlags zum Gestern zu werden scheint, fällt es nicht immer leicht, den Augenblick zu genießen. Dabei sind es doch eigentlich die vielen kleinen Momentaufnahmen, die das Leben wirklich lebenswert machen.




Auf Wolke 7 ;-)
Zurück am "Basislager" war dann schon alles angerichtet für die carne asada. Das Hackfleisch bruzelte in der Pfanne, die Chilis wurden langsam braun und die Tortillas wurden auf die Glut geschmissen. Ich schnappte mir erstmal ein kühles Viktoria Bierchen und suchte im Schatten Platz, um mal zu verschnaufen. Reiten fordert einen doch schon sehr, vor allem wenn man es nicht gewohnt ist. Dementsprechend gut tat mir das "isotonische" Biergetränk und der Schatten....


Auch die anderen "Vaqueros" hatten so ihren Spaß. Ich verstand zwar bei ihrem komischen Dialekt vermischt mit der üblichen Alkoholnuschelei nur wenig, aber was ich verstand war zum Schießen. Die Jungs sind einfach super sympathisch. Ein Vaquero ist übrigens allgemein der berittene Rinderhirte und wurde von den Spaniern nach Mexiko gebracht. Der typische mexikanische Vaquero trägt einen Sombrero, eine kurze Jacke, ein Hemd und eine Cowboy-Gürtel, eine Jeans und Lederstiefel mittlerer Höhe (Botas) und genauso sahen die Jungs (zumindest teilweise) auch aus. Schauts euch an :
Mexikanische Vaqueros
Als dann schon alle Mägen knurrten und die ersten unter uns ob der Hitze, der leeren Mägen und des vielen Alkohols schon erste Sprachprobleme erkennen ließen, war das Essen endlich fertig. Jeder hatte reichlich Kohldampf, schnappte sich seine Tortillas, lud sich etwas Fleisch drauf und nahm sich eine der Chilis dazu. Dieses Essen war für mich das bisher traditionellste, welches ich bisher hier während meiner Zeit in Mexiko essen durfte. Es war so einfach und ursprünglich, dass es schon wieder außergewöhnlich war. Es gab kein Händewaschen, kein Messer, keine Gabel, kein Löffel, noch nicht mal Teller. Was wir nutzten waren unsere Hände. Wie sagen die Mexikaner so schön, wenn ich nach ner Gabel frage:  "Con la mano, tonto!", "Iss mit der Hand Schwachkopf!"Und genau so isses: Nämm die Hand, alles andere "sinn bleede ferz". Ich fühlte mich zurückversetzt in die Zeiten der Cowboys und fragte mich, ob mir diese Zeit wohl gefallen hätte so ganz ohne Luxus und "Nice-Life". "Ja auf jeden Fall!",  dachte ich mir zumindest in diesem Moment und biss genüsslich in meinen Tacco...




Provecho - Guten Appetit

Tacos sind das wohl beliebteste Gericht der Mexikaner und dazu darf natürlich eine scharfe mexikanische Salsa oder Chili nicht fehlen. Ein Tag ohne Salsa ohne Chili oder Salsa wäre hier ein Tag ohne Sonne - einfach undenkbar. Mittlerweile habe ich diese Attitüde absolut verinnerlicht und bin etwas Mexikaner geworden. Beinahe jeden Tag esse ich Salsa und war diese zu Beginn noch etwas zu scharf (was zu einigen Magenproblemen führte), habe ich mich nun absolut akklimatisiert. Ich kann mir schon garnicht mehr vorstellen in Deutschland ohne Salsa auskommen zu müssen und kann verstehen, dass die größte Furcht der Mexikaner vor Europa nicht die Angst vor der Kälte, sondern die Angst ohne Salsa leben zu müssen, ist. Schärfe gehört hier einfach zum Essen dazu wie bei uns Messer, Gabel und Löffel - die Mexikaner lieben und leiden dafür.  Während ich als Europäer "Nein" zu einer weiteren Chili sage, wenn ich schon am heulen bin und mein Munde brennt als würde er gleich verglühen, empfinden die Mexikaner dies gerade als Herausforderung. "Ist die Chili zu scharf bist zu schwach" und gemäß dieser Richtlinie hauen sich die Mexikaner hier eine Chili nach der anderen rein auch wenn sie dabei leiden müssen wie ein kleines Kind, Tränen, Mocos (Rotznasen) und Schweißausbrüche inklusive. Bestes Beispiel hierfür war Jonathan an diesem Tag. Schaut euch sein Leiden im Gesicht an:

Pinches chiles. Bist du zu schwach, bist du kein Mexikaner



Der Rest des Nachmittags verbrachten wir gesättigt und ganz entspannt unter der mexikanischen Sonne. Wir genossen einfach unser Leben, ohne Eile, ohne Zwang. Ich bin der Meinung wir sollten viel öfter von ganzem Herzen etwas tun, das kein Ziel verfolgt, keine Eile hat und sich nicht lohnen muss. Einfach mal loslassen und den Augenblick genießen anstatt immer weiter zu machen. Das soll für euch, aber vor allem als Memo an mich gelten. Laßt uns wieder lernen, den Augenblick zu genießen, zu nehmen was ist, mit beiden Händen, hier und jetzt zu leben. Frei nach dem Motto: "Ich habe keine Zeit mich zu beeilen."

Gegen 17 Uhr abends als die Sonne langsam etwas schwächer wurde,  war es dann Zeit die Zelte abzubrechen und uns auf den Heimweg zu machen. Kary und ich nahmen auf einem Pferd zusammen Platz und ritten los. Ich als "Macho" natürlich vorne und sie als Senorita hinter mir. Ab ging es in die letzten Sonnenstrahlen des Tages und zu meinem letzten Reitabenteuer, das wohl eines der romantischsten und schönsten Dinge war die ich je in meinem Leben gemacht habe. Alleine mit dem Pferd, eine mexikanischen Frau im Rücken und der Sonne im Gesicht ritt ich durch die Natur. Wir erzählten uns Geschichten, lachten und genossen. Wenn ich Glück beschreiben müsste, ich würde es genau so beschreiben...



Highlight des Tages war gemeinsam in den Sonnenuntergang zu reiten, der hübscher hätte wohl nicht sein können. Was ein Ausblick, UNGLAUBLICH. Es war ein weiterer Augenblick fürs Album. Und jeder schöne Augenblick ist für mich wie eine Perle, die ich auf die Kette meines Lebens fädele. Und jede Perle, die ich habe, macht meine Kette ein klein bisschen kostbarer. Und am Ende meines Lebens will ich mit Falten im Gesicht auf diese Kette zurückguggen und sagen: " War das ein geiles Leben du alter Sack. Du hast es wirklich gelebt, so wie du es wolltest. YOLO!"

Atardecer...na wenn das mal kein Sonnenuntergang ist, dann weiß ich auch nicht ;-)
Gegen halb 10 Uhr abends waren wir in Aguascalientes zurück. Mein letztes Reitabenteur mit meinem so liebgewonnen Quartett war vorbei uns es wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es war unvergesslich toll, das bestätigte auch Thays, die sich für die Einladung mehrfach bedanke.  Naja da gab es nur ein Wermutstropfen: Jonathan der (wie schon beim letzten Mal) von seinem Pferd fiel. "Me cai wey , me cai, me cai wey....(Ich bin gefallen, alter) "Aragalo, argalo, argalo"...(Fang es ein!), "Puta madre mi abrazo, mi abrazo (Verdammte Scheiße mein Arm), über diese Sätzte lachten wir uns die gesamte Rückfahrt kaputt und noch heute muss ich darüber schmunzeln . Nicht jeder ist eben als Vaquero geboren worden!



Mein neuer "Job" als Botschafter und Werbepartner



Am Mittwochmorgen den 11.03. stand für mich nicht der üblichen Arbeitsalltag an der UTR auf dem Programm, sondern stattdessen war ich als Gast-Redner an der Instituto Tecnológico de Aguascalientes (ITA), einer der vielen Universitäten hier in AGS, eingeladen. AIESEC hatte an der ITA eine Informationsveranstatung für die dortigen Studenten organisiert, die sich rund um Global Talent Program von AIESEC drehte. Cezar, ein guter Kumpel und Vice President für Auslandsaufenthalte sowie Internships mit AIESEC Aguascalientes, hatte mich bereits eine Woche zuvor gefragt, ob ich mir vorstellen könnte als eine Art "Testimonial" (lebender Beweis) an dieser Veranstalung mitzuwirken und über meine Erfahrungen als AIESEC-Trainee in Mexiko zu sprechen . Natürlich sagte ich da nach Absprache mit meiner Chefin zu und so ging es am Montagmorgen gegen halb 10 Uhr gemeinsam mit Cezar und Alan ab zur Universität, die mit rund 3000 Studenten um einiges größer ist als meine derzeitige Arbeitsstätte die UTR. 

Werbe-Flyer für die Informationsveranstaltung

Um 11.15 Uhr startete die Veranstaltung dann mehr oder minder pünktlich. Nachdem um 10.50 Uhr noch kein Student den Weg in Richtung des großen Audiosaales gefunden hatte, machten wir uns schon Sorgen, dass wir die Verstaltung absagen müssten. Doch nach und nach kamen dann die Studenten und auch wenn der Saal sich nicht ganz füllte, sprach ich vor knapp 40 Studenten über mich, meine AIESEC-Erfahrung und mein Internship/Praktikum hier in Aguascalientes Mexiko. Mittlerweile habe ich schon so oft über diese Erfahrung gesprochen, dass es langsam zur Routine wird. Ohne Vorbereitung hielt ich meine 20-minütige Präsentation und ich spürte keinerlei Nervosität. Stattdessen freute ich mich vor den Studenten reden zu dürfen, die super interessiert jedes meiner Worte aufnahmen. Ich freute mich in meiner Rolle als Redner ein kleines bisschen von dem was mir AIESEC in den letzten paar Monaten gegeben hat zurückgeben zu können. Ich hatte viele genommen in den letzten 5 Monaten und bin nun glücklich etwas zurückegben zu können.

Ich erzählte den Studenten mehr über AIESEC und die schwierigen sowie tollen Erfahrungen eines Auslandaufenthaltes, denn neben den vielen tollen Momenten gibt es auch so manche schwierige Phase die man überstehen muss. Mittlerweile weiß ich wie ich meine Hörerschaft durch lustige Geschichten und ein paar (derbe) mexikanische Wörte auf meine Seite ziehen kann. Ich habe eine klare Botschaft, die bei jedem meiner Reden versuche zu übermitteln und die ich auch dieses Mal wieder an meine Hörer weitergab: " Ich bin der Meinung, dass wenn man seine eigene kleine, gemütliche Komfort-Zone verlässt und sich bewusst durch einen Auslandsaufenthalt in eine völlig fremden Kultur, mit völlig fremder Sprache und fremden Essen und damit eine Diskomfort-Zone begibt, der größte Schritt für persönliches Wachstum gemacht wird. Diskomfort ist damit der Schlüssel zum Erfolg im Leben. Nur wer sich immer wieder in ungemütliche Zonen begibt, macht einen Schritt vorwärts und entwickelt sich als Person, während andere stehen bleiben.
Die Erde ist meiner Meinung nach so groß, so wunderbar, mit sovielen Orten und Kulturen, dass wir Menschen nicht dafür gemacht sind nur auf einem kleinen Fleckchen zu leben unser Leben lang. Da ist einfach zu viel was es zu entdecken gibt. Sobald man sich entscheidet sein kleines Fleckchen zu verlassen und entscheidet eine Veränderung vorzunehmen, entscheidet man sich für ein einen gewagten Schritt. Veränderungen sind nicht immer einfach, Nein sie sind vorallem zum Beginn furchtbar schwer und erfodern harte Arbeit. Aber sie sind unerlässlich um sich weiterzuentwicklen. Durch jedes neue Land, durch jede neue Kultur, jede neue Sprache erweitern wir unseren Erfahrungs-und Lebenshorizont. Wir gewinnen mit einem Auslandsaufenhalt nicht nur unvergessliche Erfahrungen, sondern neue Freunde, neue Werte und neue Perspektiven. Vor allem jedoch entwicklen wir uns selbst und bekommen die Person die wir sein können. Wir leben unser volles Potential! Wer also die Möglichkeit hat mit AIESEC ein Internship zu machen, der sollte nicht lange zögern: Jetzt ist die Zeit die Welt zu entdecken und sein Leben nachhaltig zum Positiven zu verändern! This is your life. Rock it!"




 

El sueno mexicano - Ein Leben in der Konformität




Weiterhin habe ich viel Spaß bei meiner Arbeit im GLS-Projekt und das obwohl die Besucherzahlen meiner Studenten in den letzten zwei Wochen deutlich abgenommen haben. In meinen ersten zwei Wochen an der UTR waren meine Klassen stets mit 15-25 Personen besucht, was wahrscheinlich auf die Anfangsneugierde zurückzuführen war. "Wer ist dieser neue Lehrer? Wer ist dieser Deutsche und was hat er uns zu sagen?" Die Antworten auf diesen Fragen waren es wohl die meine Studenten am Anfang in meinen Unterricht gezogen haben. Diese Anfangsneugierde hat jetzt nachgelassen. Zudem haben meine Studenten spitz gekriegt, dass ich in meinem Unterricht weder Anwesenheitslisten führe, noch Klausuren schreibe oder Noten gebe. Der Unterricht ist mehr oder minder freiwillig und für die gedacht die zusätzlich etwas lernen wollen. Der Anreiz ist aus der Sicht eines normal „faulen“ Studenten deshalb relativ gering. Es gibt ja so viel andere Sachen die man machen kann, anstatt etwas über Erfolg zu lernen wie z.B. in der Cafeteria abhängen, mit den Mädels flirten oder einfach relaxen. Das sind Dinge die für einen 18-jährigen jungen Menschen einfach interessanter sein können und das sage ich ganz ohne Ironie. Ich nehme es den Studenten die nicht zu meinem Unterricht kommen deshalb nicht übel, noch nehme ich es persönlich. Ich war selbst lange genug Schüler und Student, um zu wissen was sie denken: „Ach, is zwar schon interessant, aber bisschen mit den Kumpels abhängen ist irgendwie entspannter. Lass uns in der Cafeteria bleiben!“
Ich war als Schüler selbst nie der Fleißigste und habe kaum etwas freiwillig bzw. zusätzlich gemacht. Ich erinnere mich da nur zu gut an meinen freiwilligen Spanisch-Kurs den ich nach 3 Wochen (ich erinnere an "Kilometro") abgebrochen habe, weil ich es bevorzugt habe mittags eine Stunde mehr zu schlafen. Ich war jung und andere Dinge waren für mich wichtig, aber nicht meine Zukunft. Heute bereue ich es sehr, dass ich nicht in dem Spanisch-Kurs geblieben bin und diese tolle Sprache gelernt habe, als ich die Zeit und die Möglichkeit dazu hatte. Stattdessen quäle ich mich jetzt heute umso mehr ab und weiß was ich damals nicht wusste: 

Nur wer die Extra-Meile geht, nur wer mehr macht als andere, der aufsteht und arbeitet während andere noch schlafen, wird auch besser Resultate erhalten als andere. Motivation, Ausdauer, Durchhaltevermögen sowie der Wille sich zu verbessern und das komplett freiwillig ohne fremden Antrieb, sind die Schlüssel zum Erfolg und ich denke das diese Schlüssel auch für alle anderen „normalen“ Menschen passen. Das ist meinen Studenten momentan jedoch noch nicht so wirklich bewusst (zumindest teilweise), weshalb sie auf meinen Unterricht verzichten. Der ein oder andere wird dies vielleicht später genauso bereuen, wie ich es bereue nicht zu meinem Spanisch-Unterricht gegangen zu sein. Sie werden es vielleicht bereuen sich nicht die 50 Min. Zeit genommen zu haben und mehr über Erfolg von mir zu erfahren. Aber so ist das nun mal oft im Leben: Wir schätzen erst was wir hatten, wenn wir es nicht mehr haben.

Manche Studenten wiederum gehen schon jetzt die Extra-Meile  und kommen jeden Unterricht voll motiviert um etwas von mir zu lernen. Dieses Gefühl, dass die Leute wirklich von dir, "dem kleinen Mann", etwas lernen wollen, ist großartig.  Ich freue mich mit diesen lernwilligen und eifrigen Studenten zusammenzuarbeiten. Lieber habe ich nur 5 Studenten, aber diese brennen darauf zu lernen und auf dich ich einen positiven Einfluss haben kann, als 40 Studenten von denen 35 mehr mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, als mit dem Unterricht. In diesem Sinne gilt das Motto: Lieber klein und fein, als groß und dumm.


Diese Woche habe ich neben Frontalunterricht auch vermehrt mit Diskussionsrunden gearbeitet. Ich habe festgestellt, dass bei vielen meiner Studenten das Englisch-Level so schlecht ist, dass sie kaum etwas verstehen, wenn ich da über Goal setting und Goal achieving schwätze. Das Englisch ist für sie einfach zu kompliziert, das Thema zu überwältigend, dass sie nach 10 Minuten abschalten. Ich dachte mir deshalb Diskussionsrunden auf Spanisch ( ja auf Spanisch!) bei denen ich mit den Studenten aktiv über ein Thema diskutieren, würden einen größeren Lerneffekt bringen. So änderte ich also ein bisschen meine Strategie vom Frontalunterricht, zu vermehrten Gruppendisskussionen. Wir sprachen in den Gruppen vor allem über den "sueño mexicano", also den mexikanischen Traum von einem erfolgreichen Leben. Was ich dabei über das Leben hier in Mexiko lernte war, sagen wir mal bedrückend.
  
"El sueño mexicano" lässt sich ganz einfach zusammenfassen:

1.) Studieren und einen Abschluss machen
2.) Eine gute Arbeit " un buen trabajo" finden, am besten in einer angesehnen Firma (in AGS am besten Nissan oder SoftTech)
3.) Hart und lange arbeiten, um die Familie finanziell zu unterstützen
4.) Frühzeitig heiraten (am besten vor 25 Jahre ansonsten wird man schräg angeschaut oder gar für verrückt erklärt)
5.) Kinder bekommen bzw. Familie gründen (so früh wie möglich)
6.) Haus bauen (una propia casa)
7.) Mehr Kinder
8.) Ein lebenlang für die gleiche Firma arbeiten
9.) Ein bisschen Mexiko erkunden, d.h. zumindest einmal im Leben nach Cancun fahren
10.) Glückselig unter dem Segen Gottes sterben
 
Gruppenarbeiten und Gruppendisskussionen

Das ist er der also mexikanische Traum, den ich so zusammengefasst habe, nachdem ich mit mehr als 100 meiner Studenten gesprochen habe. So einfach und gewöhnlich der Traum klingt, so irritierend und so erschreckend war dieses Ergebnis. Warum? Eigentlich doch ganz "normal": Abschluss, arbeiten, Haus bauen, Kinder kriegen und ja das wars für ein tolles Leben.
Wenn das die größten Träume eines 18-jährigen sind dann finde ich das erschreckend. Ich finde nicht "normal", dass von all den Studenten keiner wirklich eine eigene etwas andere Vorstellung vom Leben hat. Ich meine die Mädels und Jungs sind zwischen 18- und 22 Jahre alt. Das ist normalerweise das Alter in dem man verrückte Träume hat, das ist das Alter in dem man verrückt sein will und Träume leben will. Das ist das Alter in dem man reisen will, entdecken will, rebellieren will - man will schlichtweg anders sein. Nicht so hier in Mexiko. Hier will keiner zum Mond fliegen, hier will keiner Kanzler werden, hier will keiner anders sein. Mexikaner sind keine Träumer. Mexikaner sind "Conformistas", eine große Schafsherde ohne eigenen Ziele und Träume. Die "eigenen" Träume sind nicht wirklich die eigenen sondern die Erwartungen, Vorstellungen und Pflichten welche Eltern, Geschwister, Großeltern - kurz gesagt die Gesellschaft- vorgeben. Ein Ausbrechen aus den gesellschaftlichen Erwartungen und Vorstellungen gibt es hier in Mexiko nicht oder zumindest nur sehr selten. Es wird sich angepasst, denn das ist leichter und komfortabler. Rebellieren und anders zu sein würde zu zu großen Kämpfen und großer Arbeit führen und das will man vermeiden. Lieber den einfachen Weg gehen also, den Weg den die Gesellschaft vorgibt, anstatt seinen eigenen Weg zu gehen. Ein Leben in der Konformität. So könnte der mexikanische Traum auch beschrieben werden. 

Doch woran liegt es, dass die Mexikaner so konform, so stromförmig, so "langweilig" sind? Ich denke es liegt an der Erziehung innerhalb der Großfamilie. Die Großfamilie mit ihren meiner Meinung nach veralteten Traditionen und Werten lässt es nicht zu, dass es eine Veränderung im Denken und im Handeln gibt. Ein Ausbrechen aus der gesellschaftlichen Norm wird von der Familie mit aller Macht versucht zu verhindern. Die jungen Menschen sind hier in Mexiko eigentlich frei. Sie sind frei das zu tun was sie möchten. Ob sie schwul sein, alleine leben, religiös sein oder reisen möchten. Es gibt hier keine Gesetze die das verhindern. Es gibt keine Sklaverei, die den freien Willen untersagt. Aber dennoch gibt es hier die ungeschriebenen Gesetze der Großfamilie an die man sich zu halten hat und an die sich auch gehalten wird. Ohne Wenn und Aber. Ein Rebellieren, ein Nein gibt es nicht. Mexikaner sind Confirmistas: Was aufgetischt wird, wird gegessen ob man es möchtet oder nicht. So läuft das Spiel hier. 
Im Grunde frei also, aber irgendwie doch nicht. Ein Leben im „Gesellschafts/-Familiengefängnis".

Was meine ich mit „Gesellschafts/-Familiengefängnis"? Um das zu erklären möchte ich euch zwei Beispiele geben, die meiner Meinung nach dieses Gefängnis optimal beschreiben.

1.) Als ich mit einer kleinen Studentengruppe über ihre Aktivitäten abseits der Uni sprach, erzählten diese mir von ihrem Leben in der Ranch. Ich lernte, dass man hier zwischen dem Leben in der Stadt und dem Leben auf einer Ranch radikal unterscheiden muss. Während das Leben in der Stadt als "frei" bzw. "normal" beschrieben werden kann, ist das Leben auf der Ranch ist geprägt von Familie, Traditionen und ungeschriebenen Gesetzen. Hier ist es üblich, dass man mit seiner Familie zusammenlebt und sich dieser voll und ganz hingibt. Die Eltern haben die volle Kontrolle über das Leben ihrer Kindern. Teenager dürfen auf der Ranch zwar einen Freund (spanisch "novio") haben, aber sich nur heimlich sehen und küssen. Vor den Eltern ist nicht einmal Händchenhalten erlaubt. Küssen wir gar als Skandal angesehen. Würde man sich hier küssen ohne verheiratet zu sein, man würde als "Puta" (Schlampe) abgestempelt werden. Will der Freund seine Freundin mal besuchen muss er bei den Eltern der Freundin um Erlaubnis bitten. Wird Erlaubnis gewährt, dann dürfen sich die "Verliebten" eine halbe Stunde im Wohnzimmer der Familie sehen. Natürlich nur unter den strengen Augen des Vaters, der seine Tochter beschützt. Privatsphäre wird hier eben groß geschrieben ;-)
Die Mädchen die auf der Ranch leben erzählten mir zudem, dass sie noch nie in einer Bar waren geschweigedenn in einer Diskothek. Das wird von den Eltern untersagt, denn das könnte ja dazu führen, dass man sich unsittlich verhält. Die Mädels waren mit 19 Jahren noch nie alleine im Kino, waren noch nie alleine in der Stadt oder sind alleine gereist. Entweder man geht mit der Familie oder gar nicht. Was machen diese Mädels also den lieben langen Tag? Sobald sie nach Hause kommen, werden sie in den Haushalt mit einbezogen. Sie haben die Wäsche zu machen, zu putzen, Hausaufgaben zu machen oder zu lernen auch wenn man keine Lust hat. Nein zu diesem Leben zu sagen, ist nicht möglich, denn damit würde man sich ohne Respekt gegenüber seinen Eltern verhalten und Respekt vor den Eltern ist die oberste Regel. Als ich das hörte, saß ich mit offenem Mund da und konnte es fast nicht glauben. Aber wer jetzt denkt, die Mädels wären unzufrieden mit ihrem Leben der hat sich geirrt. Die Mädels sagten mir dazu folgendes: "So ist das nun mal hier in Mexiko. Man muss sich einfach anpassen. Und eigentlich ist das Leben auch gar nicht so schlimm. Immerhin habe ich meine Familie. Die ist immer für mich da und beschützt mich. Was brauche ich mehr? Wir sind zufrieden so wie es ist!" 

2.) Mit einer anderen Studentengruppe machte ich ein anderes Experiment: Freiheit vs. Konformität. 

Ich fragte: "Wer will sein eigenes Leben leben?" -> Alle Hände gehen nach oben
Ich fragte: "Wer hält Freiheit für wichtiger als Konformität?" -> Alle Hände gehen hoch für Freiheit
Ich fragte: "Wer würde Nein zu etwas sagen, dass er auf keinen Fall zu tun möchte?" -> Alle Hände gehen nach oben
Ich fragte: "Wer will reisen, in einem anderen Land leben oder seinen eigenen Weg gehen?" -> Alle Hände gehen nach oben

Fazit 1: Freiheit über sein eigenes Leben zu bestimmen ist also für junge Mexikaner essenziell.

Anschließend fragte ich genauer nach:
Ich fragte: "Was ist wichtiger: Dein eignes Leben führen oder Familie?" -> Die Mehrheit der Hände geht für "eigenes Leben" hoch
Ich fragte: " Wer würde seine Familie verlassen, um sein eigenes Leben zu führen?" -> Nur noch 30 % der Hände geht nach oben
Ich fragte: "Wer würde sich seinen Eltern widersetzen?" 10% der Hände geht nach oben
Ich fragte: "Wer würde sagen: Nein hab ich kein Bock drauf, das sehe ich nicht so, das hat keinen Sinn wenn die Mutter sagt du sollst dein Bett machen?" -> Keine Hände gehen nach oben
Ich fragte: "Wer glaubt das Mexikaner Confirmistas sind?" -> Alle Hände gehen nach oben.

Fazit 2: Die Angst seine Eltern zu verletzten und nicht den Regeln zu folgen ist größer als das Streben nach dem eigenen Glück. Anpassen als Weg zum Glücklichsein. Konformität und gesellschaftlicher Druck siegen eben. Für mich als Europäer ist das unglaublich und traurig zugleich. Ich versuchte meinen Studenten klar zu machen: Wer ihr wirklich glücklich sein wollt, wenn ihr wirklich euer eigenes Leben führen wollt, dann müsst ihr eure Familie verlassen. Zumindest für eine bestimmte Zeit. Ihr müsst lernen zu rebellieren, Nein zu sagen, zu Dingen die ihr nicht wollt. Es ist euer verdammtes Leben und nicht das euerer Eltern. Die haben ihr eigenes Leben. Nur wenn ihr den Mut habt anders zu sein, aus den gesellschaftlich Normen auszubrechen werdet ihr euer Glück finden. Geht eueren Weg und nur euren Weg. Wenn ihr das wollt müsst ihr bereit sein zu kämpfen, zu opfern und zu scheitern. Aber nur wenn ihr das tut, könnt ihr sagen ich habe wirklich gelebt. In 60 Jahren schaut ihr auf euer Leben zurück und ihr könnt entscheiden wie der Titel eures Lebensfilms heißt:

"Ein Leben in der Konformität. Ein Leben das ich hasste." oder

"Der Mann der seinen Traum lebte. Versucht, gescheitert, gekämpft, geträumt und gewonnen. Ein Leben voller Erfahrungen."

Was wollt ihr? -> Alle Hände gehen für den zweiten Film nach oben. Eigenes Leben oder Konfirmität. Das ist hier die Frage.



Wie toll sich Wertschätzung anfühlt - Dankbarkeit als Bezahlung 

 

"Tun Sie gelegentlich etwas, womit Sie weniger oder gar nichts verdienen. Es zahlt sich aus." - Oliver Hassencamp -

Viele Leute und viele meiner Studenten hier in Mexiko fragen mich immer wieder warum ich hier nach Mexiko gekommen bin, um für 0 Euro zu arbeiten wenn ich doch in Deutschland bei Tenneco die Möglichkeit bekommen hätte für 8 Stunden Arbeit pro Tag mehr als 2000 Euro netto zu verdienen. Viele meiner Lehrerkollegen reagieren mit ungläubigem Kopfschütteln, wenn ich ihnen erzähle, dass ich an der UTR mehr als 35 Stunden die Woche arbeite und dafür nicht entlohnt werde, sondern stattdessen noch Geld bezahle.
 "Was, warum machst du das? Das ist doch völlig irre. Du könntest in Deutschland soviel Geld verdienen und dir damit alles kaufen was du möchtest? Ich würde meine Zeit und meine Arbeit nicht einfach so herschenken wenn ich dich wäre. Warum forderst du nicht etwas Geld?"
Das sind die Standardaussagen, die ich während meiner Arbeit hier an der UTR gehört habe und mit denen ich mich auseinandersetzen musste.

Es war am Anfang für mich nicht immer leicht diese Fragen und Aussagen zu beantworten, aber mittlerweile habe ich meine Antwort gefunden. Ich arbeite wirklich jeden Tag sehr hart, habe einen übervollen Stundenplan, muss drei Klassen vorbereiten, habe unzählige Projekt nebenher laufen, die von mir gefordert werden und verbringe auch noch in meiner Freizeit viele Stunden damit meine Klasse vorzubereiten. Ich arbeite akribisch und gewissenhaft, um meinen Studenten das Beste geben zu können. Meine Tage sind deshalb lang und meine Nächte kurz. Manchmal gibt es Momente in denen ich im Lehrerzimmer sitze und denke: "Ich will einfach nur schlafen. Ich hab grad null Bock!" vorallem nach 5 Unterrichtsstunden am Stück ohne große Pause und einem trockenen Hals vom vielen Sprechen. Warum nehme ich all die Mühen und all die Arbeit auf mich? Warum arbeite ich mehr als ich je zuvor bei Tenneco gearbeitet habe als ich dafür noch Geld bekam? Die Antwort ist: Passion /Leidenschaft. Es ist die Leidenschaft, der Spaß am Lehren, der Spaß mit den Schülern der mich antreibt in jeder Unterrichtsstunde 100 % zu geben, manchmal auch sogar mehr. Ich bin teilweise mehr motiviert als meine Studenten selbst, weil ich einfach für die Thematik "Success in life and career" brenne. Es ist nicht Geld das mich antreibt, es ist nicht ein Boss der mich antreibt, essind nicht Kollegen die mich antreiben sondern mein eigenes Ich, meine Leidenschaft und vorallem meine Idee anderen Menschen zu helfen, sie zu inspirieren und ihnen etwas beizubringen, dass ihr Leben vielleicht verändern kann. Ich sehe mich als Helfer, als Vermittler, als Augenöffner um meinen Studenten eine bessere, weil erfolgreichere Zukunft zu ermöglichen.

"Aprende a ayudar a la gente más allá de sus trabajos; ayuda los con sus vidas." 
Dafür stehe ich jeden Morgen mit Begeisterung auf und dafür arbeite ich auch wenn meine Kollegen mal wieder sagen:" Du arbeitest echt viel. Du solltest mehr chillen!" Nein, ich denke mit chillen hat noch nie jemand die Welt verändert oder besser gemacht. Es war immer harte Arbeit, viel Energie und Einsatz. "Vun nix, kummt nix!" sagt man in der Pfalz so schee und genau daran glaube ich.

Ich hatte manchmal so meine Zweifel ob sich meine ganze Arbeit auch wirklich lohnt oder ich mit meinem naiven, weltverklärten Gedanken, die kleine Welt meiner Studenten besser zu machen nur Hirngespenster nachjage. Diese Woche habe ich dann in geballter und für mich emotional sehr überwaltigender Form Feedback zu meiner Arbeit und zu meiner Person bekommen, das ich euch natürlich nicht vorenthalten will.  Teilweise sind es sehr persönliche Momente,aber das ist halt mein Blog. Persönlichkeit ist das A und O hier. Hier sind nun eine der schönsten Worte, die ich je in meinem Leben gehört habe und sie bedeuten für mich mehr als nur eine kleine Welt:

"Todo el mundo te ama, Pascal. Nosotros no queremos que sales!"
- Eine Studentin-
"I am so grateful that you are here Pascal. You are such a nice and smart person. With every word you say you change my small little world. Thank you so much that you give me class!"
- Eine Studentin-

" I love what you stand for. I simply love your personality, Pascal. You are kind, smart, funny, honest, handsome. You are Pascal and you brought so much happiness into my life. Thank you!"
- Mercedes-





Brief meiner Studenten

Diese Worte, diese Zeilen sind alles was ich gebraucht habe, um glücklich zu sein diese Woche. Diese Worte der Wertschätzung und der Dankbarkeit sind für mich mehr wert als Geld mir jemals bezahlen könnte und der Antrieb meinen Weg so weiterzugehen wie ich ihn eingeschlagen habe. Was ist Geld gegen ein Wort der ehrlichen Wertschätzung und Dankbarkeit? Nichts! Geld kann dir ein Haus kaufen, aber kein Zuhause. Geld kann dir Bekannte kaufen, aber keine Freunde. Geld kann dir eine Frau kaufen, aber keine Liebe. Geld kann dir einen Job bezahlen, aber keine Leidenschaft geben. Deshalb ist Freiwilligenarbeit so interessant und meiner Meinung nach so wertvoll. Auch wenn du kein Geld verdienst, viel Zeit opferst und viel Mühen investierst bekommst du doch etwas zurück, dass alle Menschen in der Welt wollen: Dankbarkeit, Wertschätzung und Anerkennung. Und das ist doch die schönste Entlohnung die es gibt.
Geht also raus in die Welt, arbeitet freiwillig an dem was euch gefällt und vergesst dabei das Geld für einen Moment. Wir haben die Möglichkeit mit unseren Ideen, das Leben anderer zu beeinflussen, wenn wir dafür hart arbeiten und dafür investieren ohne dafür etwas zu verlangen. Ehrenamt und Freiwilligenarbeit sind die Stützen unserer Gesellschaft und mehr wert als viele geldliche Arbeit. Mit Hilfe der Freiwilligen können in den Projekten Dinge bewegt werden, die ohne die Freiwilligenarbeit nicht realisierbar wären.Und damit wird die Welt zu einem besseren Fleckchen.

 

 

13/14 de febrero - El Día del Amor y la Amistad

 


Von dem großen Bruder Amerika rüber geschwappt, ist die Valentinstags Tradition in Mexiko ganz besonders groß. Hier heißt der Tag der Liebenden „el día del amor y de la amistad“, also Tag der Liebe und der Freundschaft. Traditionell wird also auch Freunden und Bekannten gedacht. Besonders üblich ist es, im Büro die Kollegen mit einer Kleinigkeit meist in Form von Süßigkeiten zu verwöhnen. Kleine Geschenke versüßen eben den Alltag, dessen sind die Mexikaner sich bewusst.
Die Geschäfte sind voll mit originellen Geschenken, welche zum Valentinstag für die Lieben gekauft werden. Meist ein wenig zu kitschig für unseren Geschmack, stehen die Mexikaner total drauf. Während Blumen aufgrund von der im Großteil des Landes herrschenden Hitze weniger beliebt sind, schenkt man sich vor allem Süßigkeiten, Kuscheltiere, Luftballons in Herzchen Format oder sonstigen „Liebeskitsch“. Karten und e-cards werden außerdem gerne an den oder die Liebste und an Freunde und die Familie zum Zeichen der Zuneigung verschickt.

Auch die UTR war vom Valentins-Fieber erfasst und hatte am Freitag den 13. (Ohje was ein schreckliches Datum) zu einer St. Valentine´s Celebration aufgerufen. "You will find weddings, roses, desserts, food and more!" Das versprach der St. Valentins Flyer und das klang doch mal ziemlich verrueckt. Hochzeiten am Valentinstag an einer Universität? "Sind die denn von allen guten Geistern verlassen?", dachte ich mir. Naja, ich würde es mir wohl anschauen müssen und so kam ich am Freitagmorgen zur Uni obwohl dies mein einziger freier Tag der Woche ist. Früh aufstehen also anstatt lange ausschlafen. Aber ich tat das gerne, denn ich wollte mir das Event auf keinen Fall entgehen lassen. Wenn man neue Dinge erleben und neue Erfahrungen machen will muss man halt manchmal zurest kleine Opfer bringen.

Flyer der UTR zum Valentinstag
Schon als ich die Uni betrat war deutlich zu sehen sowie zu spüren, dass heute der Tag der Verliebten war. Männer wie Frauen trugen rote Kleidung, die Gänge waren mit Herzchen geschmückt und alle waren gut gelaunt. Gegen 10 Uhr, also pünktlich mit der ersten Pause, startete dann das Valentinstagsevent. Auf dem Campusgelände hatte die Schüler einige kleine Stände aufgebaut, die sie liebevoll mit Herzchen und Luftballonen geschmückt hatten. Dort verkauften sie für kleines Geld selbstgemachte Kuchen, Desserts und Taccos. An anderen Ständen konnte man romantische Fotos machen und an einem Stand konnte man ( ja ohne Witz) heiraten. Nach und nach versammelten sich alle Schüler und auch der Großteil der Lehrer auf dem Gelände um dem Spektakel beizuwohnen oder etwas zu essen. Trotz des eisigen Wettes an diesem Tag, huschte warme Liebesluft durch das UTR-Gelände an diesem Tag.



Nachdem sich vor mir schon einige Kollegen und Schüler getraut hatten (El Gringo Patrick sogar 3x die Bitch), ließ auch ich mich nach einer süßen Anfrage erweichen und entschloss mich kurzerhand zu heiraten. Ja meine Damen und Herren, ich habe es getan! Ich bin unter der Haube. Ich habe GEHEIRATET. Und das nicht nur einmal sondern gleich ZWEIMAL, ich alter Schlawiner. "Doppelt gemobbelt hält besser", sagt man bei uns doch so schön und diesem Motto blieb ich treu. Eine für die Küche, eine fürs Bett oder wie war das? (kleiner Spaß). Zweimal gab ich meinen Frauen also das Versprechen sie für immer zu lieben bis das der Tod uns scheidet und steckte ihnen den Ehering an. Zweimal unterschieb ich den Ehevertrag und zweimal entkam ich nur knapp dem üblichen Hochzeitskuss, der lautstark durch "Beso, Beso, Beso, Bes!!!" gefordert wurde.Hier meine offiziellen Hochzeitsbilder. Grußkarten werdet ihr natürlich alle bald erhalten. Babies sind auch schon im Anmarsch, also keine Sorge ;-)







Das Valentinstagsevent war in allen Belangen ein voller Erfolg und ich hatte einen Heidenspaß. Ich freute mich über alle die kleinen Nettigkeiten, Umarmungen und Süßigkeiten die ich geschenkt bekam. Obwohl ich normalerweise ein absoluter Gegner dieses amerikanischen Kommerztages bin, muss ich ich gestehen, dass ich dieses Mal absolut begeistert war.  Fazit: Mein erster "El día del amor y de la amistad“ in Mexiko war ein voller Erfolg. Zweimal geheiratet, mich schon dick gegessen und verdammt viel Spaß gehabt!

"Love is in the air, uyeaaaaah!"












El Gringo Patrick

Lets go international, yeah upp - Eine Fiesta mit internationalem Flair!



Am Abend des 14.02 (Valentinstag offiziell) war ich zur Geburtstagsfeier von Analesa, meiner amerikanischen und super lieben Arbeitskollegin, eingeladen. Über die Einladung hatte ich mich sehr gefreut und da ich dieses Wochenende überraschend doch in AGS war, sagte ich natürlich gerne zu. Nach langer Zeit war ich also mal wieder in Aguascalientes unterwegs um zu feiern. Ich hatte die letzten Wochen ziemlich gemütlich angegangen und weniger gefeiert, da mich die Arbeit an der UTR doch schon ziemlich schlaucht, sodass ich am Wochenende mehr Ruhe brauche und möchte. Aber nicht so diesen Samstag! Da war ich im Feiermodus: "Lets get the party started on a saturday night!"

Nach einem tollen Samstagnachmittag mit Mercedes, den wir gemeinsam in Zacatecas verbachten, liefen wir gemeinsam um 21 Uhr auf der Party auf, die in Analesas Appartment stattfand. Hausparty, wuuhup, wuhuup! Bereits zur frühen Stunde war die Bude gut gefüllt und die ersten Wein-und Bierflaschen geleert. Als wir ankamen, blickte ich in die gemütliche Runde und fast ausschließlich in fremde Gesichter. Ich kannte auf der Party außer Patrick (El Gringo) und Analesa zunächst einmal niemanden. Andere würden jetzt vielleicht sagen: "Oh mein Gott, is doch voll komisch wenn man niemanden kennt oder?", aber ich finde eine Party umso cooler, je weniger Leute man kennt, denn das heißt man lernt in jedem Fall neue, coole Leute kennen, hat andere Gesprächsthemen und meistens auch mehr Spaß, weil man einfach unbekümmerter ist. Ich kannte hier am Anfang auch niemanden und nun habe ich mehr Freunde als ich mir je vorstellen konnte. Eine meiner größten Lektionen die ich während meiner Zeit hier in Mexiko gelernt habe ist, dass neue Bekannschaften und neue Freunde der Pfeffer und das Salz sind um deine Suppe (dein Leben) schmackhafter und besser zu machen, da sie dir die Welt mit ihren Augen zeigen und mit ihren Geschichten erzählen. Wer immer nur mit den gleichen Leuten abhängt, bekommt auch immer nur die gleichen Geschichten erzählt. Wer jedoch mit neuen, frischen Leute abhängt bekommt jedes Mal etwas neues, spannendes zu hören. Offen zu sein für neue Leute zu sein, heißt also auch offen zu sein für neue Idee, für neue Geschichten und für neue Perspektiven. Je mehr Freunde also, desto besser. Und genau mit dieser Attitüde betrat ich die Party.

Die Party war gefüllt von Leuten aus aller Herrenländer. Da war ein 2 Meter großer Holländer namens Guus, vier Kanadier, eine Libanesin, eine Französin, drei Amerikaner, etliche Mexikaner und natürlich El pinche Aleman. This was international! Wie cool war das denn? Ich hatte all diese Leute zuvor noch nie gesehen, geschweigedenn kennengelernt obwohl sie wie ich auch in Aguascalientes arbeiten und leben. Wir hatten völlig aneinander vorbei gelebt und ies zeigte mir mal wieder wie klein mein Sichtfeld doch ist. Umso glücklicher war ich, dass ich jetzt so kurz vor Ende meiner Zeit hier in AGS noch die Möglichkeit hatte all die Leute kennenzulernen. Und über internationale Kontakte freue ich mich immer sehr. Wer weiß ob ich mal in Kanada arbeiten möchte oder in Amerika einen Roundtrip mache. Falls ja kann ich einfach meine Freunde anschreiben und zack habe ich meine Unterkunft oder vielleicht sogar einen neuen Job. Netzwerken ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Skills die man sich aneignen kann und ein großes, internationales Netzwerk ein super Sprungbrett für neue Möglichkeiten. 

Ich nutzte die Party also um auf neudeutsch gesagt, ein bisschen zu "netzwerken", das heißt ich unterhielt mich mit allen zumindest 20 Min. und zog dann weiter. Ich lernte in der kurzen Zeit so einige coole neue Leute und Geschichten kennen. Da war zum einen eine hübsche Mexikanerin, die vor zwei Monaten in Freiburg ihren Deutschen Mann geheiratet hatte, eine Libanesin die neben arabisch, auch Französisch, Englisch auch Spanisch sprach und völlig irre war, ein Kanadier, der gerade sein eigenes Fotografie-Startup gegründet hat und mir erzählte das er wie ca. 70 % aller Kanadier ursprünglich nicht aus Kanada kommt (Kanada hat mehr Einwanderern und Flüchtlingen dauerhaften Aufenthalt gewährt als jedes andere Land der Welt), ein Holländer aus Amsterdam der ironischerweise im Bereich Drogenaufklärung- und bekämpfung arbeitet, aber selbst kifft wie ein Irrer, und einen Amerikaner der als Professor an der Uni arbeitet und gerade sein erstes Buch verfasst. Und das war nur ein kleiner Auszug, denn da waren noch weitaus mehr coole Leute und vor allem hübsche Frauen die ich so kennenlernte.

Die Libanesin in der Mitte und rechts der Kanadier
Giiiiiirls
Neben dem Plaudern, ließen wir auch den Spaß und das Trinken nicht zu kurz kommen. Nachdem schon um 10 Uhr die ersten Runden Beer-Pong gespielt wurden und die ersten Haschisch-Potts ihre Runde gedreht hatten, rief Analesa später dann zu einer Runde "Flip-Cup" auf. "




Beer-Pong

Das Spiel machte einen Heidenspaß, da sich Komplexität sich glücklicherweise in Grenzen, sodass jeder gleich mitspielen kann. Der Spaß kommt vorallem wird durch den Wettkampfgedanken und das Zusammengehörigkeitsgefühl das unweigerlich aufkommen, denn man kann das Spiel nur als Team gewinnen. das Team das als erster alle seine Cups geflippt hat, gewinnt nämlich das Spiel. Ich kann euch sagen, wir haben gebrüllt, geflucht und jeden Sieg gefeiert, als wären wir Helden. Es war WAHNSINN!! Was ein geiles Spiel, das ich auf jeden Fall mit nach Deutschland bringen werde.

Flip-Cup

Um 12 Uhr Mitternacht wurde dann die Party unterbrochen - Analesa hatte Geburtstag!  Alle stimmten in ein fröhliches, betüdeltes "Happy Birthday" ein und Analesa wurde gefeiert. Doch es blieb nicht nur bei diesem Geburtstagsständchen. Insgesamt bekam Analesa Geburtstagsständchen in 7 (!) verschiedenen Sprachen, von Deutsch, über Französisch, Spanisch bis hin zu Polnisch, wobei dieses Geburtstagständchen wohl das irrste ist was ich je gehört habe :D

"Vamos a bailar!" war anschließend die deutliche Ansage von Analesa und die Tanzfläche wurde eröffnet. Wir tanzten was das Zeug hielt zu Musik aus allen möglichen Ländern. Auch der Tequila floß nun in etwas raueren Mengen - "Shot, Shot, Shot!!" Auch die Hasch-Pfeife von Guus dem Holländer drehte fleißig ihre Runden, wobei ich da Nein sagte. Die Stimmung war wirklich ausgelassen und lustig. Die Frauen wurden naughty und die Männer caliente, so könnte man es beschreiben, haha.







Gegen 2 Uhr verabschiedete ich mich dann gemeinsam mit Mercedes von der Party. Guus war mittlerweile so stoned, dass er mich kaum noch erkannt und zwei Mädels so betrunken, dass sie ihre Magenflüssigkeit nicht für sich behalten konnte. Ein typisch Party- mit internationalem Flair halt!

 

Ein letztes Spiel, ein letzter Sieg - Meine "equipo mexicano"



Am Sonntag war dann schon ein bisschen Abschiednehmen angesagt, denn es stand (vermutlich) meines letztes Spiel mit meiner mexikanischen Equipo TRP an. Da ich die nächsten zwei Wochenenden auf Reisen sein werde und an meinem letzten Wochenende hier in Aguascalientes nach meiner Abschiedsparty Samstagnacht Sonntagmorgen vermutlich nicht in der Lage sein werde geradeaus laufen zu können, war dieses Spiel auch gleichzeitig mein Abschiedspiel. Ich habe die Jungs der Equipo mittlerweile sehr ins Herzen geschlossen und daher war das Spiel schon was besonderes. Jeder einzelne der Mannschaft hat dazu beigetragen, dass meine Mexiko-Erfahrung um sovieles reicher wurde. Was haben wir gelacht, zusammen dumm gebabbelt, gejubelt und getrauert - also alles was der Fußball eben so bringt. Ich bin super dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte hier regelmäßig zu kicken und so nicht ganz aus dem Training zu kommen (und fett zu werden). Auch wenn wir letztlich unser großes Ziel den Titel zu holen nicht erreicht haben, so kann ich durchaus sagen, dass wir eine erfolgreiche Zeit hatten. Von all den Spielen die ich mitspielte, haben wir nur zwei verloren. Naja eines davon war halt ziemlich wichtig, aber was solls. Auch das letzte Spiel gewannen wir nach einem 0:2 Rückstand nach 70 Minuten am Ende noch mit 3:2. Dieses "Wunder von Aguascalientes" war für mich natürlich ein perfektes  Spiel zum Abschluss, auch wenn ich leider kein Tor beitragen konnte. Am Ende schossen wir noch ein gemeinsames Mannschaftsfoto, das ihr hier sehen könnte. Danke TRP!

TRP-Equipo

 

Es ist kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man eine außergewöhnlich gute Zeit hat. Gerade habe ich doch noch meine Abschiedsparty gefeiert und nun ist in 5 Wochen mein Mexiko-Abenteuer schon zu Ende. Bald werde ich wieder auf den Boden der Realität kommen, wie man so schön sagt. Noch zwei Wochen bleiben mir in Aguascalientes und es werden sicherlich zwei super anstregende Wochen, da ich für den Abschluss des GLS-Projektes so einige Aufgaben erfüllen muss. Es werden aber auch schöne zwei Wochen in denen ich z.B. nach Sayulita zum Strand fahre und meine Abschiedsparties feiere. Wenn ich an meinen Abschied denke, dann sehe ich mich auf jeden Fall mit feuchten Augen. Es wird wohl einer der emotionalsten Momente in meinem Leben werden. Natürlich werde ich euch genau berichten, wie es tatsächlich war.

Freut euch also auf weitere Blogeinträge. Ich hoffe ihr hattet wie Spaß beim Lesen und bleibt mir weiterhin treu.

Bis bald, euer Pascal :)