Samstag, 21. März 2015

Meine (emotionale) Abschiedswoche in Aguascalientes


Guten Tag und Buenas tardes,

während ich diesen Blogpost schreibe, sitze ich in Tulum am Strand und habe den wohl schönsten und feinsten Sandstrand unter meinen Füßen, den man sich vorstellen kann. Es sind 35 Grad und ich habe mir gerade ein schattiges Plätzchen gesucht, wo ich der Hitze des Paradieses entfliehen kann. 

Ich bin gerade mit Annika auf meiner Rundreise durch den Süden Mexikos und momentan sind wir an der Rivera Maya. Dort genieße ich meine letzten Tage in Mexiko bevor es bald wieder zurück nach Deutschland geht. Für mich sind diese letzten Tage nicht nur sehr erlebnisreich, sondern auch eine Zeit zum Reflektieren und zum Runterkommen, nach meiner letzten Woche in Aguascalientes. Diese Woche war sehr emotional und ich versuche euch heute einen Einblick in meine Gefühlslage und meinen Aktivitäten während meiner Abschiedswoche zu geben. Da die Woche so vollgepackt im Erlebnissen war, gehe ich dabei Tag für Tag von Montag bis Montag vor. 

Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen und viele tolle Einblicke.


Montag - Gefangen in Melancholie und Selbstzweifel


Mit müden Augen und einem „verkrumpelten Gesicht“ verließen Kary und ich die Buszentrale von Aguascalientes am frühen Montagmorgen. Anstatt einer Meeresprise bließen uns heute wieder die  Abgase der Autos ins Gesicht. Die Realität hatte uns wieder. Und die Realität hieß für mich: Letzte Woche Aguascalientes.


Meine Lust an diesem Montagmorgen arbeiten zu gehen war vor diesem Hintergrund eher nicht vorhanden. Wer kommt schon gerne aus dem Paradies zurück und möchte dieses gegen eine traurige Realität eintauschen?



Aber es half ja alles nichts. Ich hatte mir versprochen in meiner letzten Woche noch einmal alles zu geben um mich bestmöglich aus Aguascalientes zu verabschieden. Das hatten all die tollen Menschen verdient, die mich die letzten 5,5 Monate begleitet hatten und das das war auch der Anspruch an mich selbst. Also den Urlaubskoffer in die Ecke und auf zur UTR. 



Meine letzte Arbeitswoche hatte es in sich. Es standen einige große Aufgaben an, die zu erledigen waren bevor ich gehen konnte. Da war zum einen mein Abschlussbericht, der sich nicht von alleine schreiben würde, zum anderen meine Abschlusspräsentation, die vorzubereiten war, mein Abschlussvideo, welches ich fertigstellen musste und auch das Abschlussprojekt des GLS-Programmes, welches ich mit meinen Studenten abschließen wollte. Und für das alles blieben nur noch drei Tage Zeit. Ich war ganz schön unter Druck und die Angst nicht alles rechtzeitig fertigzubekommen war greifbar. Wie sollte ich das bloß alles anstellen? Wo sollte ich die Zeit hernehmen, um das alles zu erledigen? 



Meine Antwort auf diese Fragen war letztlich so einfach wie auch logisch: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Ich arbeitete an diesem Montag trotz Müdigkeit nach meinem Unterrichtsende noch bis in die späten Abendstunden, um zumindest einige Aufgaben abhaken zu können. Gegen 22 Uhr beendete ich mit einem pochenden Kopf und schläfrigen Augen meinen 15 Stunden-Tag. Es war genug für heute!


Wie oftmals  bevor ich Montagsabends ins Bett gehe, klickte ich noch kurz auf meinen Blog (mein Baby), um zu sehen was sich so getan hatte die letzte Woche über. Wie ich sah, war unter meinem letzten Blogpost eine kleine Diskussion zwischen Zab und Lieblingsdaddy entbrannt, die sich vorwiegend um meine Entwicklung in den letzten 5,5 Monaten gedreht hatte. Ich las den überaus kritischen Kommentar von Zab über meinen Schreibstil, meine Inhalte, meine Entwicklung und meinen Charakter mit solch einer Intensität wie ich noch selten einen Kommentar gelesen hatte. Es berührte mich  an diesem Montagabend sehr, was dort über meinen Blog und vor allem über mich geschrieben wurde. Obwohl ich es nicht wollte,  traf mich die Kritik irgendwo zwischen Rückenmark und Herzen. 

War diese Kritik berechtigt oder überzogen? Musste ich mich und meine gesamte Entwicklung wirklich hinterfragen oder sollte ich besser auf Durchzug stellen? fragte ich mich während ich in meinem Bett lag und kein Auge zu bekam. Mein Körper wollte schlafen, aber mein Kopf hatte andere Pläne. Er fühlte sich an als ob er bald explodieren würde. Meine Gefühlslage schwankte zwischen Melancholie und Enttäuschung. Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich fühlte mich alleine und überfordert. Nach diesem tollen Wochenende in Sayulita war ich nun endgültig am harten Boden der Realität aufgeknallt und da war niemand der mich aufhob. Ich welzte mich mit meinen Gedanken über die Kritik von Zab, die viele Arbeit und meinen anstehenden Abschied hin und her und bekam kein Auge zu. Ich dachte ich wäre stark genug das alles an mir vorbeiziehen zu lassen. Doch das war ich nicht. Ich spürte wie verletzlich ich doch war. Hinter den der starken Fassade, verbarg sich doch nur ein kleiner 23-jähriger Junge , dem all dies zu schaffen machte. Es war eine der schlimmsten Nächte seit ich hier in Mexiko bin und ich war froh als ich am nächsten Morgen aufwachte. Es  war wie eine Befreiung für mich. „Ach du schöner neuer Morgen, vertreib mir Kummer und Sorgen…“, spielte das Lied in meinem Kopf, als ich am Dienstagmorgen ins Badezimmer lief.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich mir zu viele Gedanken über alles gemacht hatte in dieser Nacht. Ich hatte die Kritik zu persönlich genommen, anstatt objektiv Schlüsse daraus zu ziehen, was ich daraus lernen konnte. Da waren schließlich einige Anmerkungen von Zab und Lieblingsdaddy, die absolut zutreffend und richtig waren, wenngleich ich auch mit einigen Kritikpunkten absolut nicht einverstanden war. Heute habe bin ich dankbar für die Kritik und habe meine Lehren daraus gezogen. Kritik, so sehe ich das, gehört zu einer Veränderung hinzu und auch wenn sie manchmal hart ist, ist sie doch der fruchtbarste Weg um seinen Weg mit den richtigen Leitblanken zu gehen.
 

Dienstag - Das Abschlussprojekt


Eines der (vielen) Erfordernisse des GLS-Programmes ist es ein finales Projekt auf die Beine zu stellen, bei welchem die Studenten mittels eines Workshops zeigen sollen, was sie in den letzten Wochen gelernt haben.
Eine immer wieder aufkommende Frage während des meines Unterrichts mit meinen Studenten im GLS-Projekt war diese: 

Was ist der Unterschied zwischen erfolgreichen und nicht-erfolgreichen Personen?
 
Um die Beantwortung dieser Frage drehte sich folgerichtig dann auch das Abschlussprojekt. Aufgabe für meine Studenten war es  in Form einer Collage die Unterschiede zwischen einer erfolgreichen und einer nicht-erfolgreichen Person herauszuarbeiten.

Für das Abschlussprojekt hatten meine Studenten rund eine Woche und  zwei komplette Unterrichtstunden a 50 Minuten Zeit. Eine Stunde war dabei zur Vorbereitung gedacht, in welcher sie die fünf oben genannten Punkte klären und entscheiden welche Bilder sie für die Collage brauchen. Die andere Stunde sollte dann zur Arbeit an der Collage mit den von Zuhause mitgebrachten Bildern und Ideen genutzt werden.  So weit so gut und einfach - zumindest in der Theorie.
Die Praxis sah natürlich (wie immer) ganz anders aus. Keine Gruppe hatte für die zweite Stunde auch nur irgendein Bild mitgebracht geschweige denn einen der von mir vorgegebenen Punkt geklärt. Es war nichts vorbereitet. Oh man…Ich hatte vergessen wie faul Studenten sein können, wenn  es auf eine Arbeit keine Note gibt. 

Ich war enttäuscht und machte das meinen Studenten auch klar. “Dieses Abschlussprojekt ist wichtig für mich, denn es zeigt der ganzen Uni, was wir in den letzten Wochen erarbeitet haben. Wenn das Projekt schlecht ist, heißt das, dass mein Unterricht schlecht war. War er das? Wollt ihr das?“, fragte ich meine Studenten provokant. „Nein!“, war die klare Antwort. “Also dann fangt an zu arbeiten und zeigt der ganzen Uni, wie großartig dieses Projekt war!“
 Die Studenten hatten die „Message“ verstanden und wie von Zauberhand fing die Arbeit nun an zu laufen. Hektisch wurden die Magazine durchgeblättert, Fotos ausgeschnitten und diskutiert. Es wurde geklebt, gemacht und getan. Das Abschlussprojekt nahm Gestalt an.






Letztlich erreichten mich alle Collagen pünktlich zum festgelegten Abgabetermin am Donnerstagmorgen. Ich war stolz, wie sehr sich die Studenten meine Ansprache zu Herzen genommen hatten und absolut zufrieden mit den Ergebnissen, die so toll waren, dass wir uns entschlossen sie für die gesamte Uni sichtbar in der Eingangshalle auszuhängen.




Mittwoch - Meine erste Rede auf Spanisch


Am Mittwoch war ich gemeinsam mit den zwei Gringos Analesa und Patrick zu einer Veranstaltung zum Thema „Cultural Understanding“ an der ITA, Insituto Tecnológico de Aguascalientes, eingeladen, wo wir drei jeweils eine Rede halten sollten. Natürlich nahm ich die Einladung (wie immer) dankend an.

Es ist schon bemerkenswert, wie interessiert die Unis in AGS daran sind internationale Gäste an ihre Unis zu bringen, um ihren Studenten andere Perspektiven und Lebenswege aufzuzeigen.
„ Ihr seid der der Ansporn, den die Studenten hier brauchen, um aus ihrer Comfort-Zone rauszukommen“, sagte uns der Universitätsdirektor der ITA bei seiner Begrüßung. „Viele Mexikaner glauben nicht, dass ein Leben außerhalb der eigenen Landesgrenzen möglich ist. Aber ihr seid das lebende Beispiel und das inspiriert sie. Ihr seid der Tritt in den Arsch, den wir hier dringend brauchen! Danke fürs Kommen!“  
Die Veranstaltung war zwar nicht super außergewöhnlich und auch meine Präsentation zum Thema „Cultural Differences between Germany and Mexico“ hatte ich schon mal gehalten, aber dennoch wird mir der Tag noch lange in Erinnerung bleiben. Warum? Meine Präsensentation war nach 5,5 Monaten in Mexiko meine erste Präsentation die ich komplett auf Spanisch hielt. Es war damit ein weiterer Meilenstein meines Mexiko-Abenteuers und ein abschließender Höhepunkt meiner Bemühungen die Sprache zu lernen.

Doch warum musste ich überhaupt auf Spanisch präsentieren?
Eigentlich sollte die Veranstaltung komplett in Englisch abgehalten werden , das wurde uns zumindest tagszuvor so mitgeteilt. Also sprachen wir wie vereinbart auch in Englisch zu Beginn. Das Problem war nur: Die Studenten, vor denen wir sprachen, verstanden kaum ein Wort was wir sagten. Sie schauten uns nur immer wieder verwirrt und fragendend an. Es war offensichtlich, dass sie mit Englisch überfordert waren. Wie ein Großteil der Studenten in Mexiko sprachen auch diese junge Frauen und Männer kein bzw. nur sehr wenig Englisch. Verrückt, wenn man bedenkt, wie nahe Mexiko und die USA doch zusammenliegen und wie viele große, internationale Firmen in Mexiko angesiedelt sind.   
Woran liegt das, dass die Mexikaner wenig Englisch sprechen?

Zunächst einmal sind die Mexikaner nicht nur sehr stolz auf ihr Land sondern auch auf ihre eigene Sprache, ähnlich wie die Franzosen oder Italiener. Viele Mexikaner sagen beispielsweise, dass hier in Mexiko kein Spanisch sondern Mexikanisch gesprochen wird. „Somos Mexicanos!“, ist die Botschaft. Vor diesem Hintergrund wird das Erlernen einer anderen Sprache teilweise als Verletzung des Nationalstolzes gesehen und deshalb einfach übergangen. 

Der zweite und der wichtigste Grund ist jedoch, dass Englisch nicht, wie in Deutschland, zum selbstverständlichen Pflichtprogramm während der Schulzeit dazugehört, sondern in der Regel erst mit 18 oder 19 Jahren an der Uni angefangen wird zu lehren. Was ein Luxus, den wir in Deutschland haben, wo jedes Kind von Kleinauf mit dieser Weltsprache, die uns die Welt öffnet und uns mit ihr kommunizieren lässt, aufwächst. Es ist selbstverständlich für uns Deutsche, dass die Schule uns Englisch beibringt und jeder zumindest ein bisschen Englisch sprechen sowie verstehen kann.

Ganz anders in Mexiko, wo die Eltern in die Tasche greifen müssen, um ihren Kindern frühzeitig einen qualifizierten Englisch-Unterricht und damit einen riesigen Lebensvorteil zu ermöglichen. Beispielsweise zahlen meine zwei kleinen Schwestern jährlich knapp 20.000 Pesos (was hier verdammt viel Geld ist) nur um jeden Tag eine Stunde Englisch-Unterricht zu bekommen. Andere Welt, andere Sitten.
Nachdem Patrick, Analesa  und ich nach der ersten Präsentation schnell merkten, dass wir mit Englisch bei unserer Hörschaft nicht weit kommen würden, entschlossen wir uns auf Spanisch umzuschwenken. „Yeah, lets do it  in Spanish. Vamonos!“

Für die zwei Gringos war diese Ansage eher weniger ein Problem, denn Patrick spricht schon seit 13 Jahren Spanisch und Analesa hatte die Sprache studiert. Ihre Präsentationen zu den Themen „Bilingualism –How languages open the world“ sowie „The American Study System“ waren deshalb nicht nur sehens- sondern vor allem auch hörenswert. Doch für mich nach 5,5 Monaten hier in Mexiko eine Rede auf Spanisch zu halten? Das schien schon ein bisschen verrückt, wenn man sich vor Augen führt, dass einige nicht einmal in ihrer eigenen Sprache eine Rede halten können.

Als jüngster im Bunde, war ich dann aber an der Reihe. Als ich das Mikro bekam und unter schüchternem Applaus der Studenten auf die Bühne trat, hatte ich ziemlich schwitzige Hände - also so richtig schwitzige Hände (An die engen Freunde: Ihr wisst ja was ich damit meine ;-)). Nicht das ich mir das Ganze nicht zutraute, aber ich war doch nervös. 

„Buenas tardes chicos, me llamo Pascal, yo soy de Alemania y es un gran placer hablar hoy aqui en la ITA. “, waren meine ersten Worte, die mir ein bisschen Sicherheit gaben. Nach und nach fand ich meine Worte auf Spanisch. Mein Gehirn groovte sich ein. Sicherlich sprach ich nicht perfekt, aber meine Hörerschaft hatte ihren Spaß und das Wichtigste: Sie verstanden mich.

Wie in Mexiko so üblich nutzte ich auch eine „Schimpfwörter“ während meiner Rede, die ich während meiner Zeit hier gelernt hatte. Ich war mir nicht so sicher, ob sich dies bei dieser offiziellen Veranstaltung hier gehörte, aber ich machte es einfach. „Wer würde es einem jungen Deutschen schon übel nehmen, wenn er so spricht, wie er es in Mexiko gelernt hatte?“, dachte ich mir.



Gespannte Hörerschaft

Analesa gibt ihren "Talk"

Patrick, Analesa, der Uni-Direktor und ich

Abschiedsfoto mit einigen der Studenten
Nach 25 Minuten war ich am Ende meiner Präsentation angelangt. Es war alles gut gelaufen, auch wenn ich ab und an die Hilfe meiner zwei Kollegen brauchte, um zu übersetzen. Ich bedankte mich am Ende wie immer höflich und bekam von den Studenten tatsächlich Standing Ovations. Ich hatte eine pure Gänsehaut. All die Mühen, all die Stunden vor meinem Buch, all die Fehler die ich beim Sprechen gemacht hatte, alles hatte sich gelohnt. Ja ich hatte mein großes Ziel erreicht: Ich kann Spanisch sprechen! Yeaaaaaah! 

Am  Ende kam der Direktor der Uni auf die Bühne und verlieh uns dreien eine Ehrenurkunde der Universität. Nach der Zermonie nahm er mich dann zur Seite und sagte mir: „Hör mal, am Anfang dachte ich ja du sprichst sauberes Spanisch, aber Nein, du sprichst nicht diese komisch Sprache. Du sprichst Mexikanisch, wie ein echter Mexikaner. Deine Rede hat mir ausgezeichnet gefallen! Danke!“ Wir schauten uns beide an und mussten herzhaft lachen.
Merke:  In Mexiko kannst du als Ausländern einer Rede Schimpfwörter ruhig benutzen. Du beleidigst damit niemand, sondern machst dir Freunde. Crazy Mexico! Love it!

El Aleman con los Gringos beim anschließenden Essen :)

Donnerstag - Abschiednehmen von meiner geliebten UTR

Schon war er gekommen, mein letzter Arbeitstag an der UTR und damit der erste von vielen Abschiedstagen in Aguascalientes. 

Die UTR hat es sich zur Tradition gemacht die Trainees an ihrem letzten Tag an der Uni gebührend zu verabschieden. Wie für alle anderen Trainees vor mir auch, gab es deshalb für mich eine knapp einstündige Abschiedsveranstaltung. Eine schöne Geste und ein tolles Ende einer tollen Zeit an meiner geliebten UTR.

Um 9.15 Uhr begann meine Abschíedsvorstellung. Nach einer  Einleitungs-/Dankesrede einer meiner Studentinnen, Marianna, und meiner Vorgesetzten Gabi, bekam ich dann das Mikro überreicht und hatte damit ein letztes Mal die Aufmerksamkeit des voll besetzten Auditoriums. Der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt. Der Andrang war gar so groß gewesen, dass der Saal dicht gemacht werden musste, wie ich später mitbekam. Alle Vorgesetzen der UTR, Rodrigo und Moni von AIESEC, viele meiner Studenten und auch ein Großteil meiner Lehrerkollegen hatten sich die Zeit genommen, um meiner Abschlusspräsentation zu lauschen. Ich freute mich natürlich riesig über diese rege Anteilnahme.

Schweinwerfer an und letztes Mal „Action bitte". Der letzte UTR-Take.

Ich sprach zu Beginn zunächst kurz über Deutschland (mal wieder,haha), bevor ich anschließend zur deutschen Küche überging. Eines der (vielen) Erfordernisse des GLS-Projektes ist es nämlich am letzten Tag die landestypische Küche vorzustellen und mindestens ein landestypisches Gericht mitzubringen, um damit zum kulturellen Verständnis zwischen Mexiko und dem Land des Trainees beizutragen. So redete ich also über unser typisches Frühstück mit Brötchen, Butter und Marmelade, erwähnte natürlich die Pfälzer-Platte bestehend aus „Saumache“, „Broodworschd“, „Lewwerkneedel“ und Sauerkraut und berichtete über die unterschiedlichen Tischregeln in deutschen bzw. mexikanischen Küchen, bei denen der Saal schmunzelte.

Bevor die Präsentation zu Ende ging, zeigte ich dann mein Abschlussvideo über meine UTR-Erfahrung, welches ich gemeinsam mit Mercedes in tagelanger und mühevoller Arbeit erstellt hatte. Als das Video begann überkam mich ich eine übergroße Gänsehaut. Es schüttelte mich am ganzen Körper. All die tollen Momente liefen an mir vorbei. Unglaublich, was ich alles erlebt hatte an der UTR und wie schnell die Zeit hier vergangen war. Als ich während dem Video kurz ins Publikum blickte, sah ich einige meiner Kollegen wie sie sich kleine Tränen aus dem Gesicht tupften. Für sie, gleichfalls wie für mich, war es ein sehr emotionaler Moment. 

Ich endete schließlich mit meiner Hauptlektion, die ich aus Mexiko mitnehme: „Mi casa es tu casa! – Mein Haus ist dein Haus!“ und bedankte mich aufrichtig. Ich durfte ich noch ein letztes Mal im warmen Abschlussapplaus baden und verließ die Bühne. Ich hatte ein überglückliches Grinsen auf dem Gesicht und ein gutes Gefühl dabei. Bis zum letzten Tag hatte ich alles gegeben und alle meine mir gesetzten Aufgaben erfüllt. Ein großer Balast und der ganze Stress der letzten Tage fiel von mir ab. Ich verspürte Erleichterung und vor allem Zufriedenheit. 

"Vamos a comer todos!" - Auf gehts zum Essen- lud ich den ganzen Saal abschließend noch dazu ein meine mitgebrachten, deutschen Spezialitäten, Currywurst und Belegte, zu probieren. Nach langer Überlegung hatte ich mich (einfachheitshalber) für diese zwei "typisch deutschen Gerichte" entschieden und gemeinsam mit Diego die Zutaten eingekauft, was gar nicht so leicht war (Mexikaner wissen nicht was Curry ist und wo es Baguettes gibt!). Am Abend zuvor hatte ich noch meine "Pascal-Spezial-Currysoße" angerüht (selbstverständlich nach Geheim-Rezept ;-)) und meine Schwestern als erste Probesser auserkoren. Zwar machte ihr Gesichtausdruck beim Essen nicht so den Anschein als würde ihnen diese heiße Wurst mit Ketchup schmecken, aber sie sagten zumindest es sei "lecker" bzw. "akzeptabel"...naja mehr konnte ich wohl von Mexikanern nicht erwarten ;-)

Überraschenderweise kam die Currywurst aber an der Uni super an und nach nur 30 Minuten waren alle Würste leer. "Me encanta la Currywurst" - Ich liebe Currywurst - sagte eine meiner Leherkolleginnen. Ich lud sie daraufhin natürlich gleich auf den Hääschdner Weihnachtsmarkt ein um dort am AH-Stand bei einem guten Glühwein eine "echte Currywurst" zu essen. "Klar komm ich vorbei", sagte sie, "wenn du mir versprichst, das ich auch einen deutschen Mann bekomme". Wir lachten beide herzhaft und schmatzten weiter...

Hier ein paar Eindrücke meiner Abschlussveranstaltung:
Essensgewohnheiten in Deutschland wie z.B. das Abendbrot
Gänsehaut beim Schauen des Abschlussvideos

I am proud to be UTR

Während ich über meine UTR-Erfahrung sprach


Muchas Gracias por cambiar mi vida

Mein Abschiedsgeschenk: Eine von allen signierte Mexiko-Flagge und ein Süßigkeiten-Korb
Die UTR-Leitung, AIESEC und ich

Rodrigo und Moni von AIESEC
Haydee, meine direkte Vorgesetze und ich


Meine Deutsch-Studenten und ich

Essensausgabe: Belegte Brötchen mit Schinken und Paprika sowie Käsebrötchen mit Trauben

"Deutsche Küche": Currywurst und ein belegtes Brötchen

Am Ende des Tages stand dann noch das finale Abschlussgespräch zwischen AIESEC, der UTR und mir an, in dem wir ein Fazit über die letzten 2,5 Monate zogen. Ich war gespannt, wie zufrieden die UTR und auch AIESEC mit meiner Arbeit waren, schließlich hatte ich bis dato kaum eine Rückmeldung erhalten. Die Rückmeldung, die ich dann aber erhielt, hätte positiver nicht sein können. Als Gabi, die Chefin der UTR und meine Vorgesetzte anfing zu sprechen, hatte sie Tränen in den Auge und sagte folgende Worte, die wie Balsam für meine Seele waren und mir bis heute noch in Erinnerung sind:

„Pascal, ich will einfach nur Danke sagen. Danke, dass du hier an der UTR warst und bei uns im GLS-Projekt mitgearbeitet hast. Du warst nicht nur eine Bereicherung als Lehrkraft und Kollege, sondern vor allem als Mensch für unsere UTR-Familie. Deine offene, aufrichtige und positive Art, immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht, hat dich für uns schnell zum Freund werden lassen. Ich habe vom ersten Tag an bewundert wie zielstrebig und professionell du hier bei uns gearbeitet hast. Du hast unglaublich viel bewegt hier in dieser kurzen Zeit  und die Messlatte für alle weiteren Trainees hoch gelegt. Du wirst nicht glauben wie viele Lehrerkollegen und Schüler sich bei mir positiv über dich geäußert haben.  Wir hatten noch nie einen solch einen engagierten und professionellen Trainee hier. Ich kann dir ehrlich sagen, dass wir uns nicht sicher waren, ob dieses GLS-Projekt wirklich Zukunft bei uns hat.  Nun kann ich aber glücklicherweise sagen: Du warst der Beweis der mir gefehlt hatte. Danke für alles! Wir werden dich vermissen!

Als Gaby aufhörte zu reden, war eine kurze 10-sekündige Stille im Raum. Diese Worte hatten gesessen. Die Stille wurde dann von Moni, meiner AIESEC-Chefin unterbrochen.
„Pascal, ich kann Gaby nur zustimmen. Du warst eine absolute Bereicherung nicht nur für die UTR sondern vor allem auch für AIESEC. Gestern hatte wir ein internes Meeting von AIESEC Aguascalientes und dabei über dich gesprochen. Wir alle haben ganz klar gesagt, dass du der beste Trainee warst den wir je hier in Aguascalientes hatten. Den Titel kannst du so mit nach Hause nehmen, haha. Danke, dass du hier warst!“
Wow!! Ich war beinahe sprachlos und konnte grad so ein schüchternes „Gracias“ herausbringen. Das war fast schon zu viel des Lobes. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Ich hatte damit nicht gerechnet und war mir nicht sicher, ob ich das so aufnehmen konnte. Natürlich machte es mich stolz, dass sich all meine Arbeit und all meine Bemühungen ausgezahlt hatten. Aber war es gerechtfertigt? Vielleicht schon. Ich hatte vom ersten bis zum letzten Tag mein Bestes gegeben und hatte nun das bestmögliche Feedback zurückbekommen.
So ging meine Tag an der UTR zu Ende. Ich verabschiedete mich nach und nach von meinen Studenten und Lehrerkollegen. Obwohl ich Abschiede dieser Art durch meine Praxisphase bei Tenneco schon mehrmals erlebt hatte und ich „Tschüss“ sagen gewohnt bin, war dieser Abschied doch etwas anderes. Es war schlichtweg der Abschied von einer besonderen Station in meinem Arbeitsleben, bei der ich bis dato ohne Zweifel meine beste berufliche Erfahrung gemacht hatte.

We made it (von links): Moni, Haydee, Gaby und Rodrigo
Freitag - Ein letztes Fußballspiel und viel, viel Alkohol

Heute standen schon die ersten Abschiedsvorbereitungen an. Ich packte meine ersten Sachen zusammen, schrieb Abschiedskarten  für Freunde und bereitete gemeinsam mit Kary die Abschiedsgeschenke für meine Familie sowie Diego vor. Ich wollte ihnen mit diesen kleinen, aber mit viel Liebe gebastelten Geschenken etwas von dem zurückgeben, was sie mir in den letzten 5,5 Monaten gegeben hatten.

Für Diego hatte ich die besten Fotos unserer gemeinsamen Zeit ausgedruckt und auf meine riesige Deutschland-Flagge gestickt. Für meine Familie kaufte ich einen großen "Family-Bilderrahmen", welchen ich mit gemeinsamen Bildern bestückte. Zudem stahl ich  mein "Willkommens-Buch", welches ich ihnen am ersten Tag geschenkt hatte und vervollständigte es mit gemeinsamen Bildern, Sprüchen und Zitaten. Es waren sehr persönliche Geschenke, die unsere Zeit authentisch widerspiegelten.


Am Abend stand dann der nächste Abschied, nämlich der Abschied von meiner zweiten Equipo "Los Azules" an, denn heute war unser letztes gemeinsames Spiel. Ein letztes Mal holte mich Danny kurz nach halb 8 Uhr ab und begrüßt mich mit den sympathischen Standardworten :" Que honda Puto, vamonos! - Was geht ab Schwuchtel, auf gehts!" 

Danny, der Bruder von Diego, ist sehr anders als Diego. Er hatte mit 18 Jahren geheiratet und sein erstes Kind bekommen. Er ist eher der Draufgänger und Prolet. Obwohl er als Rechtsanwalt arbeitet, ist Danny nicht wirklich der hellste Stern auf dem Planeten, aber eben super sympathisch, weil er so authentisch ist. Vom ersten Tag an hatten Danny und ich ein gutes Verhältnis, dass sich dann vor allem durch den Fußball immer weiter verbesserte. All die Matches die wir zusammen gespielt haben und all das Dummgebabbel in seinem schwarzen Volkswagen auf dem Weg zum Spiel oder im Haus, hatten uns zusammengeschweißt. Auch Danny ist somit in den letzten Wochen und Monaten zu einer Art Bruder geworden, den ich vermissen werde.

Um 8 Uhr war Anpfiff zum letzten gemeinsamen Spiel für uns und die ganze Truppe war motiviert mir ein optimales Abschiedsspiel zu geben. Schnell führten wir 3:1 und legten schnell nach. 8: 2 war letztes das souveräne Endergebnis. Obwohl mir am Ende alle Bälle zugespielt wurde, war das Tor an diesem Tag für mich wie vernagelt und so blieb ich in meinem letzten mexikanischen Fußballspiel ohne Tor. Dennoch konnte ich zufrieden sein mit meiner Ausbeute während meiner Zeit bei den "Azules": 9 Tore und 15 Torvorlagen, waren nicht von schlechten Eltern. Glernt isch ebe glernt ;-)

Nach dem Spiel war dann Ausstand feiern angesagt. Gemeinsam mit einigen "Briwelf" der Mannschaft zog ich nach dem Spiel ungeduscht in eine Karaokee-Bar, wo wir gebührend auf mich anstießen und feierten. Ich hatte ja schon geahnt, dass auch die mexikanischen Fußballer trinkfest sind, aber was die Jungs runterschluckten war nicht mehr feierlich. Zu sechst tranken wir vier Flaschen Rum mit Cola. Dass die Gläser nicht mitgetrunken wurden war alles. Am Ende landeten wir dann natürlich, wie sollte es anders sein, auf der Bühne und schmetterten einen Hit von dem ich außer die Worte "Passion", "Amor" und "Corazon" nichts verstand. Um halb 3 war ich so "müde", dass kaum noch die Augen aufhalten konnte. "Bist du etwa besoffen?!", schrie mich einer der Jungs an. "Nein, ich bin nur müde und muss morgen früh raus um meine Abschiedsparty vorzubereiten!", lallte ich ihm entgegen. "Ach, hör auf. Meine Frau bringt mich morgen wahrscheinlich um. Aber das ist MORGEN!", lachte er und schob mir einen weiteren Jägermeister rüber...

Uhooooo, ich kann euch sagen....als mir Diego gegen halb 4 die Tür aufmachte, hatten sowohl meine Zunge als auch meine Beine einen gewaltigen Knoten...


Ein Teil meiner Equipo "Los Azules"

Mexikanischen Essen und Rum-Cola :)
Mexikanische Frauen - Da fühl ich mich wohl ;-)




Samstag - Meine Fiesta de despedida

Mit einem fiesen Kater wachte ich am Samstagmorgen auf. Mein Mund war wohl trockener als die mexikanische Sierra und mein Kopf dicker als im Rincke Willi sein Bauch ;-) Würde ich schreiben ich fühlte mich beschissen, wäre das wohl noch untertrieben. "Ouuuuuuuhaha...uhaha", waren die ersten Worte die ich rausbekam. Mit Fußballern trinken ist eben doch immer wieder tödlich ;-)

In diesem Zustand musste ich heute nun meine komplette Abschiedsparty - Fiesta de despedida - vorbereiten, denn bis jetzt war noch nichts getan.

Naja zumindest hatte ich es nach langem Hin und Her und auf den letzten Drücker (einen Tag zuvor) geschafft ein Haus zu organisieren wo die Party stattfinden würde. 

Von Anfang an war die Idee ein Haus zu mieten und dort mit allen zu feiern. Ich machte mir lange kein Kopf über die Organisation und fing erst eine Woche vor der Party richtig an nach einem geeigneten Haus zu suchen. Schnell hatte ich drei Zusagen, doch genauso schnell sagten mir auch alle drei wieder ab. Mexiko eben. Letztlich stand ich einen Tag vor der Party ohne Haus da. Was eine Scheiße!! 

Ich sah die Party schon in einem Desaster enden, als mich Freitagnachmittag aus heiterem Himmel einer meiner Studenten anrief und mir sagte er hätte ein Haus für mich. Mal wieder hatte es das Schicksal gut mit mir gemeint.

So musste am Samstagmorgen also die ganze Fiesta geplant werden. Ich musste den Gästen Bescheid geben, Stühle und Tische organisieren, Getränke einkaufen und vor allem : herausfinden wo die Party genau sein würde, denn ich war selbst noch nie an diesem Haus gewesen :D

Letztlich klappt alles irgendwie und die Party konnte starten. Eigentlich hatte ich die Party auf 16 Uhr angesetzt, aber naja ihr wisst ja, Mexikaner sind gerne mal etwas spät dran und als ich um 19 Uhr (3 Stunden zu spät)  zu meiner eigenen Party kam, waren wir immer noch die ersten Gäste. Völlig irre!

War die Party zu Beginn noch etwas lahm und gemütlich, kamen nach und nach immer mehr Leute. Ich hatte schon Angst gehabt, dass es mir wieder ähnlich gehen würde wie an meinem Geburtstag, als ich fest mit 20 Personen gerechnet hatte, von denen dann am Ende 5 tatsächlich auftauchten. Diesesmal hatten sich 100 Leute angekündigt und tatsächlich waren um 22 Uhr knapp 80 Personen extra für meine Party gekommen. Es waren Kollegen und Studenten aus der UTR, Freunde aus Aguascalientes, die Jungs aus meiner Fußballmannschaft, AIESEC-er und sogar ein Freund aus Mexiko-City da. Alle waren sie wegen mir gekommen. Genial! 

Die Musik war mit einem Mix aus mexikanischen und europäischen Hits bestens aufgelegt, der Alkohl floß, Flip-Cup wurde gespielt, es gelacht und getanzt.Ich war mal hier und mal da, trank ein Bier mit einem Freund und einen Tequila mit einem anderen. Die Party war besser als ich sie mir vorgestellt hatte und ein voller Erfolg!

Hier für euch die besten Party-Bilder und auch ein paar Videos:

Abschiedsfoto mit meinen besten Freunden "Los Mejores: Diego, Kary und Jonathan

Jonathan

Flip Cup-Wahnsinn














Gegen halb Uhr leerte sich dann die Tanzfläche. Hier in Mexiko gehen die Parties nicht so lange und das war mir gerade Recht, denn ich war schon wieder gut dabei. Nach und nach verabschiedeten sich die Ersten von der Fiesta und auch von mir. Ich hörte so viele tolle Abschiedsworte von Menschen, die sich in so kurzer Zeit zu wirklichen Freunden entwickelt hatten. "Am Anfang", so sagte zum Beispiel Ruben, "dachte ich du bist nur ein weiterer Trainee. Aber jetzt muss ich sagen, du bist einer der besten Menschen, die ich je kennengelernt habe und du wirst für immer mein Freund bleiben. Wir sehen uns wieder, versprochen!!" Jede Umarmung war ein kleiner Abschied und obwohl wir glücklich und betrunken auseinander gingen, war es wohl doch ein Abschied für immer von den meisten und das war komisch. 

Um 2 Uhr war dann dann meine Fiesta de Despedida auch für mich beendet. Gemeinsam mit Jonathan und Kary haute ich mir nachts um halb 3 noch einen Burillo rein, der mir vermutlich das Leben rettete, haha ;-) Ich entschloss mich die Nacht bei Kary zu verbringen, weil ich einfach nicht alleine sein wollte in dieser Nacht. Im betrunkenen Zustand erzählten Kary und ich noch bis in die frühen Morgenstunden über die letzten knapp 6 Monate und wir beide heulten als wir über dieser fantastischen Zeit sprachen....


Sonntag - Ein letztes Familienessen und emotionale Abschiede


Am Sonntag wachte ich dann vermutlich zum letzten Mal mit einem Kater in Aguascalientes auf. Es war aber okay, denn ich war glücklich wie meine Fiesta gelaufen war. Alles hatte gepasst und ich hatte einen unvergesslichen Abschiedsabend gehabt.

Heute standen dann einige der letzten "Despedidas" an.

Am frühen Morgen fuhr ich noch ein letzes Mal zum Fußballspiel meiner TRP-Truppe und verabschiedete mich von den "Cabrones". Sie hatten mir extra ein Abschiedsgeschenk in Form eines Trikots der mexikanischen Nationalmannschaft besorgt und es von jedem signieren lassen. Es war ein Klasse Zeichen, dieser klasse Truppe. Vamos TRP!

Abschiedsfoto mit meiner TRP-Truppe

Am Nachmittag dann gingen noch zwei meiner letzten Mexiko-Wünsche in Erfüllung :

1.) Das Abschiedsessen mit meiner mexikanischen Familie.
 Alle, von den Mädels bis hin zu Danny Family, hatten sich heute Zeit genommen, um mit mir gemeinsam ein letztes Mal zu essen. Es war das erste und auch das letzte Mal während meiner gesamten Mexiko-Zeit, dass wir alle vereint waren und ich freute mich darüber riesig.

Für heute sollte es deshalb etwas außergewöhnliches zum Essen geben, weshalb wir knapp 40 Minuten in einen anderen "Estado" fuhren um dort carne asada zu essen. Leider war das angestrebte Restaurant mittlerweile geschlossen worden, sodass wir letztlich in einer kleinen Seitgasse landeten und dort, na was wohl, aßen:
Taccos. 

Scheiß doch auf außergewöhnliches Essen, wenn man Taccos essen kann. Ich liebe Mexikaner, haha.

Das letzte Familienessen

2.) Wir schafften es endlich ein gemeinsames Familienfoto zu machen! Unglaublich! Aber noch unglaublicher: Diegos Eltern lachen sogar ein bisschen auf den Fotos. Sowas hat es bisher noch bei keinem Foto gegeben. Schaut selbst.



Naja und dann gab es da noch den traurigen Teil dieses letzten Sonntags in Aguascalientes: Abschiednehmen.

Es fing an mit Danny, Silvia und vor allem dem kleinen Frechdachs Kevin. Als Danny ihm sagte, dass wir uns jetzt für ganz lange Zeit wohl nicht mehr sehen werden, fing er ganz leise an zu weinen und drückte mich wie wild. Ich hatte einen riesigen Frosch im Hals, als ich mit ihm das letzte Mal durch das Wohnzimmer flog.

Am frühen Abend dann traf ich mich noch einmal mit Mercedes, die mir sehr ans Herz gewachsen war. Der Abschied von ihr fiel mir sehr schwer, denn sie war eine großartige Frau und Freundin für mich. Sie hatte mir zum Abschied einen kleinen Brief geschrieben und sogar ein Bild gemalt. Als wir uns in ihrem Auto bei den Songs von Kings of Convenience verabschiedeten, flossen schon die ersten Tränen. Ich konnte es nicht unterdrücken. Sie wird mir fehlen. 

Als ich mich am Abend ein letztes Mal dann in mein Bett legte, war da einfach nur noch eine Leere. Ich erzählte zwar noch ein bisschen mit Diego, aber die Worte schossen einfach durch mein Ohr. Der Abschiedschmerz war angekommen und er fühlte sich verdammt scheiße an...
 
Montag - Unter Tränen verlasse ich Aguascalientes

Montag, 09.03.2015: Der Tag um endgültig Abschied zu nehmen. 

Am Morgen fuhr ich noch ein letztes Mal mit Diego zum Frühstück, um ein paar Gorditas zu essen und über unsere Europa-Pläne zu quatschen, bevor ich anschließend mit viel Wehmut meine Koffer zusammenpacke. Viele Klamotten ließ ich zurück und einige neue packte ich ein. Die perfekte Methapher für meinen Abschied: Kleine Teile meines Herzens ließ ich zurück, aber dafür nahm ich viele neue Erinnerungen, Freunde und Erfahrungen mit auf meinen Weg mit nach Hause.

Am Morgen sagte ich meiner Familie Auf Wiedersehen. Meine "Mama" war den Tränen nahe als sie mich in den Arm nahm. Für sie war ich zu einem echten Sohn geworden, den sie nun gehen lassen musste. Mein "Papa" gab mir nur einen kurzen Handschlag und drückte mich kurz. "Que te vayas bien! Ciudate! Nos vemos!- Machs gut uns pass auf dich auf. Wir sehen uns - ", sagte er, als ob ich tatsächlich nur auf einen Wochenendtrip gehen würde....

Dann war der Moment des Abschieds gekommen. Ich hatte alles gepackt und verließ das Haus, in dem ich fast 6 Monate gelebt hatte. Meine besten Freunde Diego, Jonathan und Diego hatten sich alle noch einmal Zeit genommen,um mich zur Bushaltestelle zu begleiten. Dort fuhr mein Bus nach Mexico City um 14 Uhr ab. 

Am Check-In, dann die letzten Umarmungen und das letzte "Adios. Hasta lluego." Diego und Jonathan würde ich tatsächlich bald in Europa wiedersehen, aber mit Kary war es wohl ein Abschied für immer. Wir drückten uns und sie überreichte mir noch ein kleines Geschenk. Dann stieg ich in den Bus.

Eine letzte Umarmung
Als der Bus losfuhr las ich zuerst Diegos Nachricht und dann den Brief, den mir Kary geschrieben hatte. Ich heulte hemmungslos. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr kontrollieren. Ich realisierte erst jetzt so richtig, dass die wohl beste Zeit meines Lebens endgültig vorbei war.

Aber wie sagte C. JoyBell in einem ihrer Zitate so schön:

“Ends are not bad things, they just mean that something else is about to begin. And there are many things that don't really end, anyway, they just begin again in a new way. Ends are not bad and many ends aren't really an ending; some things are never-ending.”

 Und genau so ist es. Ends are not bad things, they just mean that something else is about to begin. Aguascalientes wird immer meine Heimat bleiben In diesem Sinne: Danke Aguascalientes für eine unvergessliche Zeit und bis bald.

Nun wird eine neue Reise für mich beginnen.