Samstag, 24. Januar 2015

Meine erste Arbeitswoche an der UTR, Erschöpfung und komische Gefühle



Guten Tag und buenas noches meine liebe Familie, Freunde und  Blogbesucher,

es liegt mal wieder eine sehr lehrreiche und interessante Woche hier in Aguascalientes hinter mir, in der ich so einiges gelernt habe. So positiv die Woche alles in allem verlief,so gab es auch seit langer Zeit auch negative Gefuehle zu vermelden, die aus einem Mix Zweifel, Ungewissheit und Angst vor der Zunkunft entspragen. Warum, wieso, weshalb erfahrt ihr in den naechsten Zeilen, die ich jetzt fuer euch schreibe.

Zunaechst einmal moechte ich das Negative jedoch mal außenvor lassen und euch von den ueberaus positiven Seiten der vergangenen Woche berichten. Dabei steht vor allem meine erste volle Arbeitswoche an der UTR im Mittelpunkt. Zunaechst einmal moechte ich euch die UTR, meine neue Arbeitsstelle, mit ein paar Bildern vorstellen, damit ihr einen Eindruck bekommt, wo ich mich den Großteil meiner Woche so aufhalte:

El Salon de Maestros - Lehrerraum
Der Hauptgang





Die Cafeteria
Wie ich euch letzte Woche berichtet habe, arbeite ich mittlerweile als Lehrer an der UTR. Neben Deutsch-Unterricht, für die Studenten als auch für die Lehrer, gebe ich dort auch und vor allem Unterricht im GLS-Projekt. Mein Studenplan ist mit 30 Unterrichtsstunden in 4 Tagen sehr sehr vollgepackt. Ich habe von allen Lehrern an der UTR die meisten Unterrichtsstunden. Das ist schon verrückt, wenn man bedenkt, dass ich der einzige Lehrer bin, der ohne Gehalt arbeitet, abseits von der Mini-Vergütung die ich für meinen Deutsch-Unterricht bekomme. Einerseits freut es mich natürlich so viel Unterricht zu haben, denn es war mein Ziel wirklich zu arbeiten und es fühlt sich gut an gebraucht zu werden. Andererseits arbeite ich täglich fast 10 Stunden, ohne große Pausen und für das Privatleben bleibt wenig Zeit. Wie ihr an meinem Stundenplan sehen könnt beginne ich jeden Tag um 7.30 Uhr meinen Unterricht und komme normalerweise gegen 18 Uhr wieder nach Hause. Die Zeit des gemütlichen Ausschlafens am Morgen und Spät-ins-Bettgehens am Abend ist also nun endgültig vorbei. Ich gehe aus dem Haus wenn es dunkel ist und komme zurück wenn es dunkel ist. Willkommen zurück in der harten Realität der Arbeitswelt!

Mein Stundenplan an der UTR

An der UTR werden hauptsächlich Ingenieurs-Klassen angeboten, darauf liegt klar der Fokus. Ich unterrichte im GLS-Projekt jedoch alles querbeet von angehenden Mechatronikern ueber IT-ler bis hin zu Personalern. Im GLS-Projekt unterrichte ich 18 Klassen und damit fast alle Studiengruppen hier an der UTR.  In manchen Klassen arbeite ich mit mit den etwas aelteren Studenten aus dem  4. Semster, waehrend ich in anderen Klassen mit den "Freshmen" aus dem 1. Semster zu tun habe. Neben dem Alter schwankt dabei vorallem das Englisch-Level meiner Studenten. In manchen Klassen treffe ich auf Studenten die kaum einen Satz in Englisch sprechen koennen (oder wollen), waehrend ich mich in anderen Klassen mit den Studenten angenehm auf Englisch unterhalten kann. Schwierig ist es natuerlich wenn man von einer Klasse zur naechsten Klasse kommt und das Englisch-Level voellig unterschiedlich ist. Ein schlechtes Englisch-Level macht es fuer mich natuerlich etwas schwer(er) zu unterrichten, denn wenn meine Schüler kaum Englisch verstehen, kann ich meine Botschaft nicht an den Mann bzw. die Frau bringen. Doch im Großen und Ganzen muss ich sagen, klappt der Unterricht ganz gut und falls doch mal Unklarheiten aufkommen, reicht mein Spanisch aus um einzelne Begriffe oder ganze Passagen in Spanisch zu erklären. 


Der Titel meiner Klasse lautet übrigens: "How to build a successfull career and life".Mein Unterricht wird sich in den nächsten 2,5 Monaten genau um dieses Thema drehen. Ihr werdet jetzt vielleicht einige Fragen haben wie z.B.: Warum dieses Thema? 

Nun ja, mein Plan war bzw. ist eine Klasse zu kreiieren, die abseits ist von dem ist was man gewöhnlich an einer Uni lernt. Mein Unterricht soll schlichtweg anders sein als der in allen anderen Klassen. Ich wollte ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Mein Hauptgedanke war etwas zu lehren, womit meine Studenten auch wirklich etwas anfangen können, das für sie nützlich ist und sie für das Leben nach der Uni wirklich vorbereitet. Da meine Studenten für meinen Unterricht keine Noten bekommen und damit sozusagen freiwillig an meinem Unterricht teilnehmen, wollte ich über ein Thema sprechen, dass sie so interesisiert und packt, dass sie gerne jedesmal freiwillig kommen, da sie etwas essenzielles für ihre Karriere lernen können. Mein Ziel war etwas zu unterricht, was jeden interessiert egal ob er nun IT, Mechatronik oder BWL studiert. Es sollte nicht zu spezfisch sein, wie z.B. Entrepreneurship (nicht jeder will ein Unternehmen gründen), aber auch nicht zu weitgefächert sein wie Leadership (es gibt Millionen Arten zu führen). Also was sollte das Thema meines Unterrichts sein? Nach einigen Gedankenspielen und etwas Rechereche, stoß ich zufällig im Internet auf einen Artikel der direkt meine volle Aufmerksamkeit hatte: How to build a successfull career. Als ich den Artikel gelesen hatte, dachte ich mir sofort: Das ist es! Dieses Thema war es das ich gesucht hatte und was alle meine Kriterien für meinen Unterricht erfüllte. Wer wäre wohl nicht an einer erfolgreichen Karriere interessiert? Wer würde denn nicht gern erfolgreicher sein?  
Ich hätte mir als Student sehr gewünscht ein Vorlesung zu diesem Thema zu haben, anstatt irgenwelche mathematische Formel zu lernen, die ich in meinem späteren Berufsleben niemals mehr gebrauchen würde. Daher war das Thema nach vielen Überlegungen die einzige logische Konsequenz und ich fing unmittelbar mit der Erarbeitung eines groben Konzeptes an. Als ich das Konzept meiner Chefin vorlegte, war diese von der Idee und den Inhalten der Klasse sehr angetan. Nach einem kurzen Gespräch gab sie mir das "Go" und so habe ich nun die Möglichkeit gemeinsam mit meinen Studenten  auf eine kleine Reise zu gehen, die am Ende in einer erfolgreichen Karriere und einem erfolgreicheren Lebens muenden soll.

Der ein oder andere wird sich vielleicht auch fragen: Lieber Pascal, wie willst du jemandem etwas darüber erzählen wie man eine erfolgreiche Karriere bzw. ein erfolgreiches Leben kreiiert? Du bist 23 Jahre alt, hast null Erfahrung und selbst keine erfolgreiche Karriere geschweigedenn ein erfolgreiches Leben. Komm mal wieder auf den Boden zurück. Was willst du denen denn beibringen?
Das ist absolut eine berechtigte Frage und meine Antwort lautet: Ich habe zwar keine übermäßige Erfahrung in dem Bereich, aber durch all die unzähligen Bücher, Artikel, Magazine die ich gelesen, und durch all die Gespräche die ich während meiner Praxisphase bei Tenneco und in meinem Leben  hatte, habe ich immernoch mehr Erfahrung und Wissen als jeder meiner Studenten. Das Thema Erfolg hat sich in den letzten paar Monaten zu einer kleinen Passion entwickelt. Ich lese täglich unzählige Artikel und monatlich einige Bücher darüber. Ich sauge alles auf, was ich bekommen kann. Ich brenne dafür, mein Wissen an andere weiterzugeben. Und genau darauf kommt es meiner Meinung nach an: Man muss nicht alles wissen, man muss nur mehr wissen und besser vorbereitet sein als sein als sein Gegenüber sowie durch seine eigene Begeisterung andere von dem Thema zu überzeugen wissen. Das reicht aus um jemandem etwas lehren zu können und genau das bringe ich mit. 

Obwohl ich teilweise jünger bin als der ein oder andere meiner Studenten, habe ich es geschafft, ein Vertrauensverhältnis mit ihnen aufzubauen und den Großteil von der Idee des Projektes zu überzeugen. Mir war von Anfang an klar: Nur wenn ich die Studenten auf meine Seite ziehen und sie nachhaltig davon überzeugen kann, dass sie mit mir Spaß haben und gleichzeitig etwas wichtiges lernen können, würde es mir gelingen mit ihnen gut zu arbeiten. Und genau das ist eingetreten: Die Studenten vertrauen mir und sehen, dass ich ihnen helfen möchte, besser zu werden. Sie respektieren und aktzeptieren mich deshalb als ihr Lehrer. Damit habe ich wohl eine der wichtigsten Hürden genommen, um erfolgreich lehren zu können. Natürlich erreicht man als Lehrer nie 100 % seiner Studenten und das ist bei rund 200 Studenten die ich betreue auch gar nicht mein Ziel. Es gibt immer einen kleinen Anteil von 10-20%, der einfach kein Bock hat etwas zu lernen und der nur in den Unterricht kommt, um ein bisschen abzuhängen. Das ist völlig okay für mich. Solange ich die anderen 80 % erreiche und vielleicht 50 Studenten inspieren bzw. helfen kann, habe ich meine persönliche Zielsetzung erfüllt. Alles in allem sind meine Studenten wirklich super. Die meisten kommen aus etwas ärmlichen Gegenden rund um Aguascalientes. Sie sind durchschnittlich zwischen 18 -25 Jahre alt und bringen keine überragende Vorbildung mit an die Uni. Sie bekommen an der UTR nun die Möglichkeit für wenig Geld an einer kleinen Uni zu studieren, dabei gleichzeitig Englisch zu lernen und ihre Karriere zu starten. Die meisten Studenten sind deshalb sehr lernbereit , dankbar und offen für neue Dinge. Für sie bin ich als Deutscher aus dem Land der Technik und Innovationen eine Art kleine Sensation, da die meisten zuvor noch nie einen Europäer geschweigedenn einen Deutschen in ihrem Leben gesehen haben. Meine Herkunft half mir mal wieder, schnell glaubhaft zu sein. Wir werden als seriös und intelligent wahrgenommen. Fast alle Mexikaner vertrauen und sympathisieren mit einem Deutschen. Auf dem Gang begrüßt, mich jeder, Jungs und Mädels, sehr sehr herzlich mit " Hey Pascal oder Hey Teacher". Während die Jungs natürlich immer ganz cool grüßen, sind die Mädels etwas schüchtern und kichern vor sich hin. Es ist wirklich ein schönes Gefühl, wenn du durch den Gang läufst oder in der Cafeteria sitzt und dich jeder wahrnimmt und begrüßt; man fühlt sich Willkommen und geschätzt. Und genau dieses Gefühl von Wichtigkeit möchte doch jeder irgendwie haben, oder nicht?

Meine erste Woche an der UTR verlief also soweit ausgezeichnet. Im GLS-Projekt sprach ich mit meinen Studenten. über die Idee meines Unterrichts sowie einleitend über die Definition von Erfolg. In meinen Deutsch-Klassen lernten meine Studenten mehr über Deutschland und erste Wörter wie z.B. "Guten Morgen" und "Auf Wiedersehen". Naja ich brachte ihnen auch ein bisschen Straßensprache bei und seitdem begrüßen mich die Jungs mit nem lässigen Handschlag und "Was geht ab, alda?" :D In meinen Pausen zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden versuchte ich meine neuen Lehrerkollegen etwas besser kennenzulernen und mich zu integrieren. Ich versuchte mit jedem ein bisschen ins Gespräch zu kommen und ein, zwei nette Worte zu wechseln. Mir ist es wichtig zu jedem eine gute Beziehung aufzubauen. Je besser ich meine Kollegen kenne, desto wohler werde ich mich fühlen und desto besser wird mein Projekt laufen. Zudem ist es für mich wieder eine Gelegenheit neue Freundschaften zu schließen, neue Geschichten zu hören und etwas neues zu lernen, frei nach dem Credo: "Jeder Mensch, der Dir begegnet ist Dein Lehrer." Nach meiner ersten Woche an der UTR kann ich sagen, dass ich in eine wirklich super lustige, herzensgute und hilfsbereite Truppe von Leuten reingestoplert bin, die es mir wirklich sehr leicht macht so zu sein wie ich bin. Fast alle sind sehr freundlich und überaus offen dafür mich kennenzulernen. Das trifft auf die Lehrerkollegen wie auch auf meine Chefs und Studenten gleichermaßen zu. Die UTR ist wie eine kleine, große Familie in der man sich schnell wohl fühlt.

Am Mittwochabend lud mich Vera, eine Lehrerkollegin an der UTR, ein mit ihr zusammen Schlittschuhlaufen (patinaje sobre hielo) zu gehen. Eislaufen in Mexiko? Ja ich war auch erstmal verwirrt, aber es ist tatsaechlich moeglich. Wie fast immer nahm ich die nette Einladung an und so ging es zum ersten Mal seit gefuehlten 10 Jahren (Vielleicht sind es wirklich 10 Jahre??!) mal wieder aufs Eis. Meine letzte Erinnerung an ein Schlittschuhlaufen sind durchaus dramatisch. Ich sehe zurerst den amateur-olympischen Eisschnelllauf auf dem legendaeren Paddelweiher-gelaende vor ueber 10 Jahren. Ein harter aber fairer Wettkampf, ein verbissenes Duell auf Augenhoehe. Der Bessere wuerde gewinnen. Aber dann, ein Sturz! Ich sehe Blut auf der Eisflaeche und eine blutende Nase. Aus der Traum vom olympischen Gold, stattdessen ab ins Krankenhaus mit einer gebrochenen Nase.

Vor dem Hintergrund dieser traumatischen Erinnerungen, war ich natuerlich leicht angespannt als ich mit meinen Schlittschuhen die Eisflaeche betrat. Nach einigen kleinen Wacklern und Unsicherheiten zu Beginn, fand ich nach und nach wieder das Gefuehl fuers Schlittschuhlaufen. Freudig wie ein kleines Kind, das sich in ein neues Abenteuer stuertzt, drehte ich meine ersten Runden auf mexikanischem Eis. Rechts links, gleeeeeeeiten,Rechts links, gleeeeeeeiten...Herrrrrlich! Ich verstehe zwar noch immer nicht wirklich, warum sich Mexikaner fuers Schlittschuhlaufen interessieren, aber jedem das Seine. Waehrend ich mich also nach und nach zur neuen Anni Frisinger des mexikanischen Eislaufens aufschwang, hatte Vera mit der ganzen Situation zu kaempfen. Rutschiges Eis, komische Schuhe und gleichmaessige sowie angstfreie Bewegung, das waren augenscheinlich nicht ihre Bedingungen. Anstatt die kleine Eisflaeche auszunutzen und ihre Runden zu drehen, schlitterte sie unbeholfen wie kleines, etwas verwirrtes Baby an der Bande der Halle entlang. Ausfluege abseits von der Bande endeten meistens mit dem eleganten Abgang, der in Fachkreisen auch "Arschplumser" genannt wird. Ich amusierte mich herzlich darueber. Schadenfreude ist halt doch was schoenes. Nach einer Stunde war das ganze Spektakel dann vorbei und wir tauschten wieder die eissige Halle gegen angenehme 22 Grad ein. Fazit: Ein vertauchtes Handgelenk von Vera und jede Menge Spass. 

Elegant wie ein Engel

Vera und ich on Ice

Auf dem Heimweg kamen Vera und ich dann ins Plaudern. Nach dem anfaenglichen, ueblichen Smalltalk ueber die netten, aber irgendwie unwichtigen Dinge des Lebens, entwickelte sich daraus ueberraschend ein wirklich ernsthaftes Gespraech. Vera erzaehlte mir von ihrer schwierigen Kindheit. Sie erzaehlte mir auch, dass sie frueher heftig wegen ihres Aussehens und ihrem "Anderssein" gemobbet wurde. Sie stand zweimal kurz davor  sich das Leben zu nehmen und sie beidemale nur aufgrund zufaelliger Umstaende daran gehindert wurde. Sie erzaehlte das Ganze mit solch einer Normalitaet und Gleichgueltigkeit in ihrer Stimme, dass ich erschroken und sprachlos zugleich war. Es traf mich irgendwie. Nie hatte mir jemand erzaehlt, dass er sich das Leben nehmen wollte. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich war auf diese Art von Gespraech einfach nicht vorbereitet. Ich versuchte sie und ihre Geschichte zu verstehen. Ich merkte, dass sie voller Selbstzweifel und ohne Selbstbewusstsein war. Sie ist mit ihrem Aussehen und ihrer Art das typische Aussenseitergirl das von klein auf gehaenselt wird und das jeder als letztes waehlt beim Sport. Ich glaube, sie hatte noch nie wirkliche Freunde geschweigedenn einen Liebhaber in ihrem Leben. Ich versuchte ihr also klar zu machen, dass ich gerne ihre Freundin bin und versuchte sie anschliessend an die Schoenheit des Lebens zu erinnern. Als ich aus ihrem Wagen an diesem Abend ausstieg, hatte ich wirklich das Gefuehl jemandem geholfen. Ich war einfach nur da war und  hatte eine gute Zeit mit jemandem verbrachte, der sonst immer nur alleine ist. Fuer mich war das Schlittschuhlaufen nur eine Kleinigkeit an der ich Spass hatte, aber fuer sie bedeutete das an diesem Abend die Welt. Als ich zuhause im Bett lag schrieb Vera mir folgende, unvergessliche Zeilen:


Ich hatte eine grosse Lektion fuers Leben gelernt: Jemand nicht zu akzeptieren und aufgrund seines Aussehns oder seiner Art zu haenseln, mag fuer uns Spass sein. Fuer denjenigen der gemobbt wird, ist es jedoch die Hoelle auf Erde und fuehrt zu irreperablen Schaeden in der Seele und im Charakter. Haenseln mag ein Spiel sein, um sich zu profilieren und cool zu sein. Welche (seelischen) Schmerzen man dem anderen dabei aber zufuegt, kann man aber gar nicht in Worte fassen. Wenn ein Mensch darueber nachdenkt sich umzubringen, muss der Schmerz tief, tief im Herzen sitzen. Ich habe und hatte das Glueck immer und ueberall in meinem Leben akzeptiert, respektiert und vorallem geliebt zu werden. Ich hatte das Glueck einigermassen gut auszusehen, sportlich erfolgreich und intelligent zu sein. Mobbing bzw. Haenseln war fuer mich deshalb nie ein Problem. Ganz im Gegenteil, ich war oftmals derjenige der gemobbt und sich ueber andere Leute lustig gemacht hat. Ich bereue heute, wie ich mich damals verhalten habe, ich bereue all die dummen, unnoetigen Sprueche ueber Leute, die mir nie etwas boeses getan hatten und die ich nicht mal kannte. Ich war jung, ich war super-cool, ich wollte mich profilieren. Seit ich Veras Geschichte kenne, tut es mir von Herzen leid! Ich kann euch nur dazu aufrufen, Mobbing in welcher Form auch immer zu unterlassen und nicht das dumme Spiel zu spielen, dass ich oft gespielt habe. Was fuer uns nur dumme Worte sind, kann fuer andere das Leben fuer immer veraendern. Mama sagt es richtig: "Niemand hat sich selbst gemacht!" Anstatt uns also das naechste Mal ueber die "haesslichen und uncoolen" Leute lustig zu machen, sollten wir zu ihnen gehen, ihnen unsere Freundschaft anbieten, sie akzeptieren und ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken. Denn auch so kann man Leben veraendern und zwar absolut positiv!

Neben all den positiven Nachrichten gab es diese Woche, aber auch das erste Mal negative Gefühle, die einem Mix Arbeitsstress, Abschiedsgedanken und Angst vor der Zukunft entsprachen. Dieses Gefühlschaos brach am Donnerstagabend aus. Nach einem superlangen, aber guten Arbeitstag an der UTR kam ich gegen halb 7 nach Hause, schlüpfte in meine Laufschuhe und machte mich auf zum Park um ein bisschen den Kopf frei zu kriegen. In meinem Kopf schwirrten 1000 Gedanken umher. Ich bin momentan wohl in der schwierigsten Phase meines Mexiko-Abenteuers. Obwohl es mir nach wie vor bestens geht und ich alles habe was ich ich brauche, war ich diese Woche sehr von "komischen Gefühlen" geprägt. Was meine ich mit komischen Gefühlen? Ich bin nun seit rund 3,5 Monaten hier - mehr als die Hälfte meiner Zeit ist schon vorbei und genau das macht mir zu schaffen. In 2,5 Monaten komme ich wieder in Deutschland an und dieses Abenteuer  und damit die wohl beste Erfahrung meines bisherigen Lebens wird vorbei sein. Ich werde zurückgehen in mein "normales" Leben. Aber will ich das überhaupt? Will ich dieses "normale" Leben tatsächlich führen? Will ich wieder der "alte" Pascal sein? Achja und was werde ich überhaupt machen, wenn ich wieder in Deutschland bin? Studieren, arbeiten, irgendwo en Praktikum machen? Vor meiner Reise war mir absolut klar, dass ich meinen Master machen würde, sobald ich wieder Zuhause bin. Aber diese Erfahrung hier hat mich verändert. Sie meine Perspektiven und Sichtweisen kräftig durchgeschüttelt, ja beinahe auf den Kopf gestellt. Ich habe unglaublich viele Ideen gesammelt, was ich mit meinem Leben so anstellen möchte, aber ich weiß nicht was wirklich "das Richtige" für mich ist. Ich weiß nur: Ich will weiter lernen, weiter wachsen, weiter auf Trab bleiben. Kann ich das wirklich wenn ich wieder mein normales Leben führe? Ich glaube nicht. Ich muss weitergehen, neue Limits erkunden und neue Erfahrungen machen. Doch was ist es genau was ich will? Soll ich meinem Traum folgen und einen eigenen Blog bzw. mein eigenes StartUp aufbauen, oder soll ich doch lieber den sicheren Weg gehen und studieren?  Aber ist der sichere Weg wirklich der bessere Weg? Ich habe da so meine Zweifel. Wir leben in einer Welt mit Millionen Optionen. Wir können jeden Tag entscheiden, was wir machen wollen mit unserem Leben. Wir koennen Pornstar sein oder der naechste deutsche Kanzler. Aber es gar nicht so leicht sich zwischen all den Optionen für die Richtige zu entscheiden. Neben diesen Ängsten was die Zukunft bringen würde, war da auch dieses Gefühl von Abschied in mir. Ich weiß, die Zeit hier wird rasend schnell vergehen und in wenigen Wochen bin ich schon wieder zurück. Gerade jetzt wo ich mich heimisch fühle, in einem Projekt arbeite das mir Spaß macht und echte Freunde gefunden habe, ist es schwierig daran zu denken. Ich muss versuchen die restliche Zeit die mir hier bleibt zu genießen, das Beste rauszuholen, aber gleichzeitig mit einem Auge darauf schlielen was kommt wenn ich wieder in Deutschland bin. Es ist ein schwieriger Spagat, der mir momentan zu schaffen macht. Ich denke jedoch, dass diese Erfahrung ganz natürlich ist und zu einer solchen Auslandsreise dazu gehoert. Es ist sicherlich eine Erfahrung die mich weiter wachsen lässt.

Zum Glück habe ich mit Diego einen Freund gefunden mit dem ich über alles reden kann. Wir sind mittlerweile zu besten Freunden zusammengewachsen. Wir reden über alles, über Frauen, über Fußball, über Träume und vor allem über berufliche Ängste. Wir teilen nicht nur unser Zimmer miteinander sondern auch alle unsere Gedanken. Diego ist wirklich zu einem Bruder geworden. Wir schwimmen absolut auf der gleichen Wellenlänge und habe momentan mit den gleichen Unsicherheiten und Ängsten zu kämpfen. Er geht momentan durch eine schwierige Lebensphase. Er hat seinen Job gekündigt, um Vollzeit an seinem Start-Up zu arbeiten und seinen Traum zu leben. Dafür habe ich allerhöchsten Respekt. Aber seinen Traum zu leben ist nicht immer rosarot. Nein stattdessen ist es harte Arbeit. Diego arbeitet jeden Tag 10-12 Stunden an seinem Start-Up, ohne dafür auch nur einen Penny zu sehen. Er arbeitet ohne zu wissen, ob sich seine Mühen auch wirklich auszahlen werden, denn niemand weiß ob ihr Produkt "SchoolPocket" jemals wirklich verkauft wird. Der Frust jeden Tag hart zu arbeiten und dafür keinen einzigen Cent zu sehen bzw. vielleicht nie einen Cent zu sehen, war ihm am Donnerstag  deutlich anzusehen. Er war in einem absoluten Loch mit Zweifeln, ob dieses StartUp wirklich das ist was ihn glücklich macht oder ob er dich wieder zurück zu seinem alten Job oder doch ein Internship in Euopa machen sollte. Als wir am Abend im Bett lagen, lagen da zwei Mittzwanziger in einem Zimmer voller Zweifel und Unsicherheit. Wir teilten genau die gleichen Gefühle und Ängste. Wir unterhielten uns über zwei Stunden über alles und ermutigten uns gegenseitig, UNSEREN WEG zu gehen, komme was wolle. Wir wollen beide versuchen unsere Träume zu leben, das zu machen worauf wir richtig Bock haben und nicht das zu machen, was andere von uns erwarten. Ob wir dabei scheitern werden? Vielleicht. Ob wir dabei bankrott gehen? Vielleicht. Ob wir manche Dinge bereuen würden? Sicherlich. Sicher war für uns aber auch: Würden wir es nie es nie riskieren, dass zu machen was wir wollen, würden wir es am Ende unseres Lebens bereuen. Das ist unser verdammtes Leben und wir leben nur einmal. Warum sollten wir nicht unseren Ideen und Träumen folgen?  Warum sollten wir das tuen was andere von uns erwarten, anstatt das zu tun wofür wir brennen?


Nach all der Arbeit und den Zweifeln war am Freitag ein bisschen verschnaufen angesagt. Wie es der Zufall, der liebe Gott, die UTR oder wer auch immer so wollte, startet mein Wochenende bereits am Donnerstag, denn Freitag ist für mich….genau: mein freier Tag! Ich nutzte den freien Tag damit all die Dinge nachzuholen, die ich die Arbeitswoche über ein bisschen vernachlässigt hatte. Früh morgens um halb 8 ging es deshalb zunächst einmal eine halbe Stunde laufen bevor ich mich anschließend in einen regelrechten Skype-Marathon begab. Und damit meine ich skypen bis zum Abwinken. Zuerst mit Mama und Papa, anschließend mit einer guten Freundin und zum guten Ende mit den Schwachköpfen namens Max W., Jochen N. und Frederic K ;-) Es war herrlich zu verfolgen wie die Themen der Skypegespräche in dieser Reihenfolge nach und nach unseriöser und damit gleichzeitig lustiger wurde. Während ich mit Mama und Papa noch ganz anständig über meine letzen Erlebnisse sowie meine „komischen Gefühle“ gesprochen hatte, drehte bei meinem letzten Skypie alles um die kleinen und großen Erlebnisse, die man sich halt nur so unter Kumpels erzählte. Nach über 3,5 Monaten hier in Mexiko vermisse ich meine Jungs dann doch schon ab und an ein bisschen. Naja eigentlich vermisse ich nur das Dummgebabbel mit euch :D

Am späten Nachmittag traf ich mich dann zum Kaffee mit Sergio. „Who the fuck is Sergio??“ mag sich der ein oder andere jetzt fragen. Sergio ist der Typ, der an meinem ersten Tag ein der UTR eine richtig gute Präsentation zum Thema Generation Y und zum richtigen Lehrverhalten gegeben hatte und von dem ich mir nach der Präsentation direkt den Kontakt besorgte, um mehr zu erfahren. Ich wollte wissen was er so über unsere Generation denkt, welche Erfahrungen er ihm Lehrbereich hatte  und welche beruflichen Tipps und Lebensweisheiten er mir mit auf meinen beruflichen Weg geben könnte. Und diesen Freitagnachmittag war es dann soweit. Wir trafen uns in einem super gemütlichen Kaffee und fingen einfach mal an darauflos zu plaudern. Nach und nach entwickelte sich ein wirklich außergewöhnliches Gespräch in dem Sergio mir über seine Erfahrungen als Lehrer und Trainer entwickelte. Wir unterhielten uns auf sehr sehr angenehme Weise. Nach dem Ende unseres knapp zweistündigen Gespräch blieben mir viele viele gute und neue Ideen im Gedächtnis und ich hatte so einige kleine Weisheiten fürs Leben mitgenommen. Sergio ist wirklich ein bewundernswerter Typ!

Den Rest des Freitagabends verbrachte ich dann, wiedereinmal, mit Kary. Sie ist und bleibt einfach mein Mädel hier in Mexiko. Zusammen schlenderten wir ein bisschen durch die Stadt und plauderten. Gemeinsam gingen wir zum wohl besten Churros-Laden hier in AGS und ich aß die besten Churros meines Lebens. Mhhhhm, wie eglich! Den Rest der Nacht verbrachten wir bei ihr, bevor ich Samstagsmorgens in ihrem kleinen Bett aufwachte.
 

Die besten Churros in AGS
Am Samstag stand eine Art "Einstandfeier" auf dem Programm. Gabi, meine Chefin, lud die gesamte Belegschaft der UTR ein, um sich besser kennzulernen und gemeinsam ins neue Semster zu starten. Eine sehr nette Idee! Am frühen Mittag holten mich Patrick und Analisa, die beiden Amerikaner (=Gringos) und Jery ab und gemeinsam fuhren wir zur Party-Location. Und diese Location war, naja wie soll ich sagen, speziell. Ich hatte mit einem kleinen Garten gerechnet, wo wir ein kleines Barbecue haben würden, aber stattdessen landeten wir in einer der vornehmsten Gegenden Aguascalientes. Hier in Mexiko ist es üblich, dass die etwas wohlhabenderen Menschen in einer  sog. "Residential", einer Art eigenem kleinen Dörfchen bzw. in einer Nachbarschaft nur für reiche Leute wohnen. Diese Nachbarschaften sind auf dem Reisbrett geplant und so gebaut, dass sich die Reichen wohl und sicher fühlen. Es gibt meistens einen kleinen Wald, einen Sportplatz, einen Pool und ein kleines Veranstaltungshäuschen. Die ganze "Residential" ist zudem strengstens durch Sicherheitsleute gesichert. Will man hier jemanden besuchen, muss man durch eine Art Grenzkontrolle bei der man seinen Ausweis abgegeben und die Kennzeichen angeben muss. Es ist völlig irre, aber die Reichen schaffen sich so ihre eigene schöne Lebenswelt ohne vom "Abschaum" und Schmutz der Normalsterblichen belästigt zu werden. Hier ist alles sehr gepfelgt und sauber. Alles sieht gleich aus und jedes Haus gleicht dem anderen. Für mich war diese Nachbarschaft eine der unnatürlichsten Gegenden in denen man wohnen kann und ich persönlich könnte mir auch niemals vorstellen hier zu wohnen, wo jeder das gleiche denkt, das gleiche macht und fast gleich aussieht. Naja, jeder hat ja seinen eigenen Geschmack.

Jedenfalls hatte Gabi, die in dieser "Residential" wohnt, das Clubhaus gemietet, wo wir uns trafen. Hier ein paar Eindrücke:

Die Fiesta-Location


Die Fiesta war bestens organisiert. Es gab alle möglichen Getränken sowie ein leckeres mexikanisches Buffet. Wir verbrachten einen super netten und lustigen Nachmittag zusammen. Ich lernte nach und nach alle Lehrerkollegen kennen und bei Bier bzw. Tequilla-Lemon lachten wir fleißig miteinandern. Für mich als Mann war natürlich die Verteilung von Frauen und Männer sehr sehr interessant. Es waren 24 Frauen da, die auf  4 Männer verteilt waren. So war es also kein Wunder, dass ich am Frauentisch landete, wo ich mich ganz wohl fühlte. Der ruhige Mittag mit seriösen Gesprächen, wurde mit zunehmendem Alkoholgenuss immer lauter und versauter. Als dann die ersten Trinkspiel angefangen wurde, war klar dass dieser Nachmittag noch richtig lustig werden würde. Vor allem die Mädels wurden mit jedem Bier hemmungsloser. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Die gesamte Lehrerschaft war am Ende mehr als angetrunken, tanzte feucht fröhlich und nach über 12 Stunden war ich gegen halb 3 Uhr zuhause. So kann man mal einen Einstand feiern, hebbba ;-)

Ansturm auf das Buffet

Analisa, Naty und ich

El gringo Patrick, Mercdes (rechts) und Maria


Die Maedels unter Kontrolle

Fucked up

Am Sonntag hatten Diego, Jonathan, Kary und ich einen Ausflug nach Cavillo, einem kleinen Dörfchen ca. 1 Stunde von AGS entfernt, geplant. Cavillo ist berühmt für seine Guayabas und vor allem für seine "Bombas", was eine Art Cocktail aus allem möglichem Alkohol ist und Limetten-Saft ist. Achja und die schönsten Frauen Aguascalientes sollen angeblich dort leben. Beste Voraussetzungen also für einen gelungenen Tag.

Langeweile auf der Fahrt

Und tatsächlich in Cavillo angekommen, konnten wir so einige Schönheiten sichten. Wir machten nur einen kleinen Zwischenstopp im  schönen Dorfzentrum um ein Guayaba-Eis und eine Bomba für jeden zu kaufen. Da wollten wir uns natürlich nicht lumpen lassen.
Placa Municpal in Cavillo


Erstmal ein leckeres Eis

Anschließend machten wir uns auf den Weg um die wunderschöne Landschaft rund um Cavillo zu genießen. In einer einstündigen Fahrt durch Staub, Holz, Stein, entlang wunderschöner Natur und  Kühen, schlängelten wir uns auf einen der Berge in Cavillo hinauf. Dort wartete dann die ganze Schönheit Cavillos auf uns. Himmelblauer Himmel, endlose Wälder, Kakteen, kleine Seeen, sowie ein herrlicher Ausblick - ein kleines Schmuckstück der mexikanischen Natur.
Es erinnerte mich schon ein bisschen an die schöne Pfalz, aber das hier war anders. Nicht besser aber anders. Wir verbrachten den ganzen Mittag einfach mit erzählen und Natur erkunden. Es war wohl nicht der spannendste, aber einer der gemütlichsten Sonntagnachmittage seit ich hier in AGS bin.  Hier die Bilder zu diesem Nachmittag:







Arbeite "Negro"


Beautiful landscape in Cavillo


Mit einem Burger am Abend in einem der vielen mexikanischen Restaurants, die vor allem sonntags immer voll sind, endete dann ein weiterer schöner Tag hier in Mexiko.

Ich genieße weiter jeden Tag und jeden Moment hier. Das hier ist die beste Erfahrung meines Lebens und ich freue mich sie mit euch zu teilen. Danke, dass ihr wieder bis zum Ende dabei geblieben seid!

Ganz viel Liebe und beste Grüße für euch,
Pascal