Dienstag, 10. März 2015

Durango, Sayulitha, Aguascalientes - die letzten Wochenenden genießen


Buenas tardes liebe Freunde, Follower und alle die zufällig auf diesen Blog gestoßen sind,

meine Zeit in Mexiko neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Mit dem Wissen, dass mir nur noch wenig Zeit in diesem wundervollen Land bleiben wird, habe ich versucht meine letzten Wochenenden hier voll auszunutzen - und mit ausnutzen meine ich reisen. Das Reisen hat sich hier in Mexiko zu einer kleinen Leidenschaft entwickelt und rückblickend waren meine Trips quer durchs Land die Kirschen auf meiner Mexiko-Torte, denn sie haben mir gezeigt wie außergewöhnlich Mexiko ist. Ich durfte in meinen 5,5 Monaten hier fast alle sehenswerten Orte und Städte rund um Aguascalientes kennenlernen und das waren verdammt viele.... Aber dennoch gab es zwei Orte die ich unbedingt noch sehen wollte bevor ich Aguascalientes verlasse: Durango und Sayulita. 

So bin ich vom 20-22.02. zusammen mit Diego nach Durango gereist und eine Woche drauf durfte ich ein wundervolles Wochenende in Sayultia mit Kary und vielen anderen tollen Menschen verbringen. Da diese zwei Trips absolute Highlights des vergangen Monats für mich waren, möchte ich euch meine Erlebnisse und Erfahrungen (wie immer) nicht vorenthalten. Und dieses Mal (diesmal echt!) werde ich mich kurz halten und mehr Bilder sprechen lassen. Also: Viel Spaß beim Lesen!

Victoria de Durango und einen Tag am Strand von Mazatlan


Starten möchte ich mit dem Wochenendtrip nach Durango. Durango ist ein mexikanischer Bundesstaat ist der viertgrößte in Mexiko. Die spanischen Konquistadoren benannten ihn nach der spanischen Stadt Durango im baskischen Vizcaya. In Victoria de Durango, der Hauptstadt Durangos, besuchten wir Diegos Cousin Cesar und seine Frau Silvia. 

Von links nach rechts: Cesar, Diego, ich und Silvia
Für mich war es meiner erster Trip in den Norden des Landes, der gemeinhin als gefährlich gilt. Vor allem Diegos Eltern, die wie immer über beschützend waren, rieten mir und Diego von dem Trip ab, aber wir hatten uns den Trip schon so lange als letzten gemeinsamen "Bruder"-Ausflug vorgenommen, dass wir einfach mal auf Durchzug schalteten. Und das vorab: Uns passierte rein gar nichts. Wie immer bisher ;-)

 
Diego und ich machten uns am Samstagmorgen auf die Stadt zu besichten. Sight-Seeing war angesagt. Fazit des Sight-Seeing: Durango ist an sich eine weitere schöne Stadt in Mexiko, aber unterscheidet sich im Wesentlichen nicht groß von Aguascalientes. Es reicht wenn man diese Stadt an einem Wochenende kurz besichtigt und das wars. Es gibt in Durango (wie beinahe überall hier) ein schönes Zentrum, mit einer Kathedrale, einem Plaza, einigen tollen Museen, tolle Gebäude im Kolonial-Stil und natürlich eine bezauberende Berglandschaft. 

Die Kathedrale fotografiert vom Plaza bei strahlendem Sonnenschein


Das Innere der tollen Kathedrale in Durango

Die äußere Fassade der Kirche. Schaut euch dieses Kunstwerk an. Wie lange müssen die gebraucht haben, dass so hinzubekommen? Wahnsinn!

Aussicht auf Durango

Müde vom Sight-Seeing gönnten Diego und ich uns erstmal eine kleine Pause

Samstagabend verbrachten wir dann mit Cesar und seiner Ehefrau. Gemeinsam besuchten wir das Silberminen-Museum Durangos, dass sich etwa 10 Meter unter der Erde befindet. Da ich bereits in Zacatecas eine Mine besichtigt hatte, war dieser Besuch nicht wirklich außergewöhnlich. Bemerkenswert war eigentlich nur, dass die englischen Schrifttafeln sowas von falsch waren, dass Diego und ich uns immer wieder entgeistert anschauten. Hätte ich diese Schilder in der 7. Klasse geschrieben, ich hätte nicht weniger Fehler gehabt :D Aber hier in Mexiko geht das schon klar. Is ja nur ein Museum, welches täglich über 500 Menschen besuchen :D

Sonntag stand dann das Highlight des Durango-Trips an - wir fuhren zum Strand nach Mazatlán. Wuuuup. Wuuup, auf gehts zum Strand. Vaaaaamos a la playa! 

Um halb 8 klingte Sonntagmorgen der Wecker, denn Cesar hatte uns versprochen um 8 Uhr vorbeizukommen. Hahaha, Pustekuchen. Ich vergaß mal wieder den Unterschied zwischen Mexiko-Time und German-Time. Eine Stunde später, um 9 Uhr, kam Cesar dann endlich und im Gepäck hatte zwei junge Mädels. Laura und Jimena, so hießen die Mädels, waren zwei Freundinnen bzw Studentinnen von Cesar und 23 bzw. 26 Jahre alt. Dieser alte Schlawiner Cesar.... 

Ich hatte Cesar vor rund einem Monat zusammen mit seiner Ehrfrau in unserem Haus in Aguascalientes kennengelernt und damals hatte er uns nach Durango eingeladen. "Ihr müsst vorbei kommen und dann ziehen wir mal um die Häuser!", waren seine Worte. Obwohl er damals gerade frisch verheiratet war, vermutete ich: "Der Typ ist ein Player und geht fremd!" Und diese Vermutung bestätigte sich an diesem Wochenende. Cesar hatte schon seit unserer Ankunft mehr über andere Frauen gesprochen, als über seine eigene, was mich doch sehr verwunderte. Er erzählte uns von den jungen Hüpfern, die er als Lehrer an der Uni hat und die natürlich scharf darauf sind ihren "Maestro" zu verführen. Ich hatte an der UTR ähnliche Erfahrungen gemacht, aber mich nie auf etwas eingelassen. Cesar sah das Ganze mehr entspannt. Warum den Vorteil, den der Job eines Lehrers an der Uni mitbringt, nicht ausnutzen?

Bevor wir ins Auto einstiegen und die Mädels kennenlernten, gab uns Cesar eine deutliche Anweisung: " Jungs, ihr wisst ja: Ich bin nicht verheiratet, ich bin Single seit 2 Jahren und ihr kennt mich, weil ich Diegos Cousin bin. Kein Ton über mein Frau, okay? Achja und Finger weg von Laura! Die ist mir und meine Art Freundin Jimena gehört euch, wenn ihr wollt. Alles klar?"

Jooouuu, alles klar. Nun wussten wir beide Bescheid, was Sache war. Cesar, der gerade drei Monate verheiratet war, wollte diesen Trip also nutzen, um ein bisschen Spaß zu haben abseits vom "langweiligen" Ehe-Leben mit seiner Ehefrau. "Alter Schwede,", dachte ich mir, warum heiratest du bitte eine Frau, wenn du nach drei Monaten schon fremdgehst? Warum heiratest du überhaupt wenn du lieber Single sein willst? Und warum bist du so ein Depp und betrügst deine Frau mit einem 23-jährigen Mädel, dass sich verhält und aussieht wie eine 18-jährige?" Für mich war meine kleine, naive Illusion einer Ehe völlig auf den Kopf gestellt. Ist man im ersten Ehejahr nicht besonders glücklich und hat das beste Jahr überhaupt?  Da waren viele Fragen und keine Antworten. Ich entschloss mich darüber einfach nicht mehr nachzudenken. Das alles war nicht meine Angelegenheit. Deshalb hielt ich mich raus und spielte das Spiel mit, auch wenn ich mich dabei irgendwie schlecht fühlte.

Mazatlán liegt etwa zwei Stunden mit dem Auto von Durango entfernt. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch die herrliche Berg-und Tallandschaft Mexikos und überquerten auch die Baluarte-Brücke.
Die 1142 Meter lange Baluarte-Brücke führt über eine rund 400 Meter tiefe Schlucht des Rio Baluarte und wurde mit 402,5 Metern Höhenunterschied zwischen Talsohle und Fahrbahn Anfang des Jahres offiziell als höchste Schrägseilbrücke der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Die Brücke ist damit hoch genug, um beispielsweise den kompletten Eiffelturm darunterzustellen! Das war wirklich verdammt hoch und ich mit meiner Höhenangst, hatte da schon ein bisschen feuchte Hände...

Cesar, Diegi und ich auf der Baluarte-Brücke

Nach rund drei Stunden netter Autofahrt mit vielem Dummgelaaber in Spanisch, kamen wir dann in Mazatlan an. Mein erster Eindruck der Stadt: Super touristisch, super amerikanisch, super teuer. Mazatlan ist wirklich eine große touristische Stadt, die vor allem von den Gringos (=Amis) oft und gerne als Urlaubsziel auserkoren wird. Deshalb gab es dort auch ein Hotel neben dem anderen, Hochhäuser direkt am Strand und dickbäuchige Amerikaner in den Straßen. Alles war "amerikanized" mit Burger Kings, McDonalds, KFCs und die Preise spiegelten eher den amerikanischen als den mexikanischen Lebensstil wieder. So sehr ich das ursprüngliche, das einfache und traditionelle in Oaxaca gemocht hatte, so abstoßen fand ich diesen übermäßigen Tourismus mit all den Gringos in dieser Stadt.

Aber nichts destotrotz hat Mazatlan einen Strand, Meer und Alkohol zu bieten. Und das waren doch gute Argumente um einen tollen Tag in Mazatlan dort zu haben, oder?

Ich möchte euch den Tag ein bisschen mit Bildern beschreiben:

Die berühmten Turmspringer von Mazatlan

Die schön hergerichteten Straßen

Den Ausblick genießen...

Naja, das mit dem Salto hat nicht so ganz geklappt...

La pura vida. Enjoying the Beach. Whup, Whup!






Wie ihr seht, verbrachten wir einen super coolen Tag am Strand. Für mich und Diego war dieser Tag auch etwas besonderes, denn es war unser erster und vermutlich letzter Tag den wir gemeinsam hier in Mexiko am Strand verbrachten. Wir schlenderten gemeinsam mit einem Bier in der Hand am Strand entlang und zogen ein erstes Fazit über unsere gemeinsame Zeit:

Obwohl wir am Anfang die ein oder anderen Probleme hatte, sind wir mittlerweile zu besten Freunden geworden. Ich sehe ihn sogar als eine Art dritten Bruder. Wir hatten uns irgendwie nicht gesucht und trotzdem gefunden. War es zu Beginn noch komisch jeden Tag zusammen zu sein, können wir uns mittlerweile kaum noch vorstellen nicht mehr zusammen zu wohnen. Wir hatten soviel zusammen erlebt, so viel erzählt, so viel gelacht und getrauert die letzten 5 Monate, dass wir für immer verbunden bleiben werden.

Doch bald werden wir beide aufbrechen. Und, das sind tolle Neuigkeiten, für uns beide wird es nach Europa gehen. Für uns beide? Ja richtig gelesen! Für mich geht es zurück nach Deutschland, genauer gesagt nach Deggendorf wo ich meinen Master machen werde, während es Diego nach Bukarest zieht. Er wird dort ab Ende März ein sechsmonatiges professionelles Praktikum mit AIESEC machen. Was ein riesiger Schritt für ihn und was eine Krönung unserer gemeinsamen Zeit. Ein Schritt von dem wir seit Monaten gesprochen haben und den er jetzt bald geht. Wahnsinn! Unser baldiger Abschied hier in Mexiko wird also nur ein Abschied für kurze Dauer sein, denn wir haben uns versprochen uns in Deutschland wiederzusehen.Vielleicht habt ihr also bald die Gelgenheit Diego mal persönlich kennenzulernen :)

Der Heimweg nach Durango war dann die reinste Abenteuerfahrt und ich bin glücklich, dass ich sie lebend überstand. Warum?

Cesar hatte sich mit einer kompletten Flasche Tequila, die er im Alleingang trank, komplett aus dem Leben geschossen, sodass Jimena das Auto heimfahren musste.

Zu wie nie...

Mit Banda- Musik und einer unerfahreren Fahrerin ging es also zurück nach Durango. Der Hit von Julión Álvarez Y Su Norteño Banda - Y Así Fue lief dabei gefühlte 100x und wurde bei jedem Mal lauter mitgeröhlt. Ab und zu wachte Cesar mal auf und stimmte mit ein, den Großteil verbrachte er aber damit seinen Rausch auszuschlafen.

https://www.youtube.com/watch?v=We_G8RdJ0Qs

Leidenschaftliche Gesänge

Wie immer hier in Mexiko waren wir verdammt spät dran und hatten dadurch  Zeitdruck. Um 22 Uhr ging unser Bus zurück nach Aguascalientes und erst um halb 8 machten wir uns auf den Weg zurück nach Mazatlan. Ich war sicher, dass wir den Bus verpassen würden. Auf der Hinfahrt hatten wir knappe 3 Stunden gebraucht und das ohne großen Verkehr und mit Licht. Wie sollte das nun also in 2,5 Stunden gehen? Es schien nicht machbar, aber letztlich schafften wir es doch, was mir abermals zeigte; Mexiko ist das Land der Möglichkeiten. Jimena trat während der Rückfahrt anständig aufs Gas und legte einige waghalsige Überholmanöver hin bei denen mir der Atem stockte. Am Ende ging  des dann mit 160 Km/H durch die Innenstadt von Durango. Ich hatte feuchte Hände und wackelige Knie als wir um 21.55 Uhr letztlich mit einem überhitzten Motor und quietschenden Reifen an der Buszentrale ankamen, um dort zu erfahren dass unser Bus eine halbe Stunde Verspätung hatte. All die Aufregung also umsonst. Bienvenido a Mexico, chicos! Herzlich Willkommen im Land der Verspätung.

Fazit: Ende gut alles gut. Es war ein tolles, wenn auch sehr kostenspieliges Wochenende in Durango inklusive einem tollen Tag am Strand von Mazatlan. 



Ein perfektes Wochenende in Sayulita

Während meiner 5,5 Monate die ich bisher in Mexiko bin, durfte ich viele viele unvergessliche Wochenenden an vielen unvergesslichen Orten verbringen, doch das Wochenende in Sayulita mit Kary und den vielen tollen Menschen die wir dort kennenlernten, gehört sicherlich zu den besten. Warum, wieso, weshalb werde ich euch jetzt erzählen :)

Vor knapp zwei Monaten hatte ich ein kurzes Gespräch mit Patrick alias "El Gringo" und während dieses Gesprächs erzählte er mir von einem traumhaften Ort nahe von Aguascalientes: Sayulita. Er berichtete mir von einzigartigen Stränden, einem unvergleichlichen Flair und netten Leuten in diesem kleinen Dörfchen. "Du musst da hin, Pascal! Du wirst es lieben!", sagte er mir am Ende des Gesprächs. Uhlala,. das hörte sich verdammt verlockend an.

Ich wollte sowieso noch einmal an den Strand und zudem einen letzten Trip mit Kary machen. "Warum  nicht zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen?", dachte ich mir. Und so kamen Kary und ich tatsächlich zwei Monate nach dem Gespräch am frühen Freitagmorgen und einer weiteren Nacht im Reisebus ziemlich übermüdet aber zufrieden in Sayulita an.

Wir hatten uns vorgenommen dort am Strand zu campen, doch als wir in Sayulita ankamen, hatten wir zwar ein Zelt im Gepäck, aber keinen Plan, ob es überhaupt einen Zeltplatz gibt. "Ach wenn nicht werden wir halt wild campen. Wird sich schon was finden", lautete unser Credo. Wie es das Schicksal oder Zufall so wollte, trafen wir an der kleinen Bushaltestelle in Sayulita eine junge Frau, die ebenfalls ein Zelt mit sich trug. "Lass uns die mal fragen", sagte ich zu Kary, "die geht bestimmt auch campen!" Tatsächlich war Maria, so hieß die sypmathische Senora, genauso wie wir aus Aguascalientes angereist, um in Sayulita zu campen und sie wusste auch schon wo."Kommt doch einfach mit zu meinem Camping, der ist der beste hier in Sayulita", lud sie uns ein mit ihr zum Campingplatz zu gehen. Das Schicksal hatte also mal wieder zugeschlagen. So kamen wir gemeinsam nach einem 10-minütigem Fußmarsch am Campingplatz an, der nur 15 Meter vom Strand entfernt lag. Herrlich! Was in Deutschland unmöglich wäre, war hier möglich. Ein kleiner Traum ging in Erfüllung. Ich wollte schon immer mal am Strand schlafen und morgens von den ersten Sonnenstrahlen und dem Meeresrauschen geweckt werden. Nun hatte ich die Gelgenheit dazu und war glücklich.

Während wir das Zelt aufbauten, kamen nach und nach weitere Camper an und wie das nunmal auf dem Camping ist, kamen wir direkt ins Gespräch. Wir waren noch keine zwei Minuten auf dem Camping und schon hatte ich mit vier verschiedenen Personen Bekannschaft gemacht. Ich lernte z.B. Juan (25 Jahre) aus South Corlina kennen sowie Tim (35 Jahre) aus Kanada kennen. Beide waren unabhängig voneinander mit ihrem Motorrad nach Sayulita gekommen, um einfach nur ein paar Tage abzuhängen und den Akku aufzuladen.Aus diesen paar Tagen wurden dann, so erzählten mir die beiden, schnell ein paar Tage und noch schneller drei Wochen. Seit drei Wochen hängen die beiden also schon in Sayulita fest und haben all ihre Roadtrip-Pläne umgeworfen, um an diesem tollen Fleckchen Erde zu bleiben. Ist ist eben schwer das Paradies zu verlassen, sagte mir Juan braun gebrannt und mit Meersalz in den Haaren. Ich glaubte es ihm aufs Wort, bei diesem Anblick....

Unser erstes gemeinsames "Haus"gebaut ;-)

Der Campingplatz

Das Haupthause mit Sitzgelegenheiten und Ausblick aufs Meer

Kleine "Häuschen" nahe vom Campingplatz


Happy
Kary und ich machten uns dann am frühen Morgen auf zum Strand und nach einem harten Fußmarsch von 2 Minuten waren wir da ;-) Nach diesem Lauf hatten wir natürlich einen Bärenhunger und so starteten wir den Tag ganz relaxed mit einem Frühstück am Strand. Es gab paar Früchte, Brot und etwas Saft, also alles was man für ein erstes Frühstück eben so braucht :)





Den Rest des ersten Tages verbrachten wir damit einfach mal nichts zu machen, was für mich nach all dem Troubel der letzten Wochen gar nicht so leicht war. Ich hatte Schwierigkeiten einfach mal loszulassen und fünfe Grade sein zu lassen. Da waren zuviele Gedanken in meinem Kopf über all die Dinge, die ich die nächsten Wochen noch erledigen wollte und musste. "Entspann dich", sagte ich zu mir selbst, "du bist an einem der schönsten Orte Mexikos!" Lass Arbeit Arbeit sein und genieß die Zeit hier mit Kary und all den Leuten!" Und genau das tat ich dann auch. Wir plantschten ein bisschen im super-sauberen und warmen Meer, schliefen und erzählten viel, laßen, aßen und genossen das überragende Wetter. Ein ganz normaler Strandtag eben an einem außergewöhnlichen Ort.

Am Nachmittag trieb uns der Hunger dann in das kleine Dorfzentrum Sayulitas. Nach nur rund 10 Min.waren wir dort angekommen und ich war positiv überrascht. Alles war sehr sauber und gepflegt. Wir liefen durch kleine geschmückte Gassen, sahen viele kleine Läden in denen man tolle, oftmals selbstgemacht oder selbstdesignte Souvenirs kaufen konnte und (natürlich) gab es an jeder zweiten Ecke etwas zu essen. Es war ein (fast) rundum tolles Zentrum.


Unser Motto :)
En echter Mexikaner ;-)


Selbstgemachte Souvenirs

Einziger Makel Sayulitas: Los pinches gringos - die verdammten Amerikaner. Hier wimmelte es nur so von Amerikanern und es wurde mehr Englisch gesprochen als Spanisch. Ich hatte noch nirgends in Mexiko soviele Gringos auf einem Fleck gesehen. Das Dörfchen war komplett eingenommen von ausländischen, vornehmlich amerikanischen Touristen. Irgendwo musste da ein Highway sein, der direkt von den USA nach Sayulita führte. Anderes war dieses Ami-Nest nicht zu erklären. Naja, ich sollte mich mal nicht zuviel beklagen, denn immerhin sahen mich die meisten Einheimischen auch als einen Gringo an. Im Gegensatz zu Mazatlan wo die Mehrzahl dicke amerikanische Rentner waren, gab es hier jedoch vermehrt kleine Familien, Ausflugsgruppen und vorallem junge Leute, die zum Surfen oder zum Feiern hierher gekommen waren.


Nach ausladendem Window-Shopping, ein paar leckeren Taccos ("Ich liiiiieb Taccos!") und einem Eis ging es dann wieder zurück zum Camping, wo wir den Abend bei ein paar netten Gesprächen mit den anderen Campingbewohnern ausklingen ließen. Hundemüde vom "Nichtsmachen" zog es uns gegen halb 11 in den Schlafsack und auch die lauten Bachata-Klänge von der Party nebenan hielten uns nicht davon ab tief und fest zu schlafen. Tag Nr. 1 des Wochenendes war vorbei.

Tag Nr. 2 weckte mich mit seinen warmen Sonnenstrahlen und einem unendlich nervigen Hundebellen. Während Kary noch weiterschlummerte, verließ ich meinen Schlafsack und machte mich auf zum Strand, um ein bisschen joggen zu gehen. Barfuß rannte ich am feinen Sandstrand entlang und beobachtete die ersten Surfer und Angler bei ihrer Arbeit. Ich muss wirklich sagen, dass es kaum etwas herrlicheres gibt als morgens bei Sonnenschein am Strand entlang zu laufen. Es fühlt sich einfach saugut an und gibt dir schon am frühen Morgen jede Menge Endorphine. Ich lieb mei Läwe!

Als ich nach dem Lauf meine wohlverdiente eiskalte Dusche genommen hatte und zum Camping zurückkam, hatte Kary schon etwas Essen für unseren heutigen Trip nach San Pancho besorgt. San Pancho ist ein kleines Fischer-Dörfchen ca. 20 Min. von Sayulita entfernt und die Strände dort sollten noch schöner sein als in Sayulita. Das war ein Versprechen, dass wir einlösen wollten.
Leider kamen wir an diesen Stränden nie an, denn unsere kleine Wandertruppe mit den zwei Mädels, Sarah aus Kapstadt und Supy aus New York, Kary und mir, verlief sich. Nachdem wir einen kleinen Jungel durchquert hatten, verpassten wir irgendwo den richtigen Weg, sodass wir letztlich an einem anderen Strand landeten. Und dieser Strand war, um es auf den Punkt zu bringen, hammergeil. Es war ein kleiner, menschenleerer Strand, der schöner hätte nicht sein können. Er war umgeben von mexikanischem Jungel und der Sand war unberührt. Keine Touristen,  keine nervigen Verkäufer, kein Lärm. Pure Natur. Wahnsinn!

Während Sarah und Supy weiterwandern und den Weg nach San Pancho finden wollten, entschlossen Kary und ich uns am diesem Strand zu bleiben "Warum einen besseren Strand suchen, wenn es einen besseren vielleicht gar nicht gibt?", sagten wir uns und blieben. Hier ein paar Eindrücke von unserer kleinen Wandertour und dem Strand:

Am Hauptstrand von Sayulita: Supy, Kary und ich
Hübsche Kary

Ausblick auf DEN Strand


Links Sarah und rechts Supy sowie Kary
Menschenleerer Strand
Bevor wir nach einem tollen Tag diesen traumhaften Strand verließen, kam der für mich emotionalste Moment des Sayulita-Trips:

Kary und ich starrten gedankenversunken einfach nur aufs Meer, als sich irgendwann unsere Blicke kreuzten. Wir schauten uns an und wussten beide, dass dieser Moment wohl einer der schönsten und gleichzeitig einer unserer letzten gemeinsamen Erinnerungen sein wird. Es war das Highlight unserer gemeinsamen Zeit. Wir standen beide auf und nahmen uns minutenlang in den Arm ohne auch nur einen Ton zu sagen. Pure Stille und endlose Gedanken bei denen schon ein gewisser Abschiedschmerz aufkam. Ich glaube wir beide mussten uns zusammenreißen, damit keine Träne aus unseren Auge kullerte....


Am Abend dann hatten wir uns ein paar Bier und Snacks besorgt, um gemütlich den Rest des Tages auf dem Camping zu verbringen. Es war wirklich ein netter Abend an dem ich weitere tolle Menschen aus allen Herrenländern kennenlernte. Da war Brian aus Kanada, der sich auf seiner Tour quer durch Südamerika befand, Abraham aus den USA, der am Strand von Sayulita seinen Glauben zu Gott wiederfinden wollte, Micki aus Finnland, der zum Surf-Profi aufsteigen wollte, Supy, die aus ihrem stressigen Job in New York ausstieg, um hier Klarheit über ihre berufliche Zukunft zu bekommen und, dieser Typ blieb mir am meisten in Erinnerung, Felix aus der Schweiz mit dem ich auf Deutsch erzählen konnte. Felix erzählte mir, dass er  mit 21 Jahren 7 Monate quer durch Südamerika gereist war und das mit einem schmalen Budget von nur 3000 Euro. Er lebte in Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay, Belize und Guatemala. Überall hatte er für Kost und Logi gearbeitet und so quasi für umme gelebt. Er war getramped, hatte gezelte und mit Einheimischen gegessen, um Kosten zu sparen wo es ging. "Es war eine verdammt geile Zeit!", erzählte er mir mit einem fetten Grinsen im Gesicht und seinem komischen Schweiz-Dialekt. Ich bewunderte seinen Mut, seine Abenteuerlust und seine Offenheit. Jetzt war er nach Sayulita gekommen, um nichts anderes zu machen als surfen zu lernen. "Was machst du danach? Hast du Pläne?", fagte ich ihn. "Was danach kommt, weiß ich jetzt noch nicht. Wo der Wind mich hinträgt, werde ich gehen. Für mich ist das Leben zu kurz, um ständig in der Sorge zu leben was morgen kommt. Ich genieß einfach jeden Tag und so mach ich mir das beste Leben.", antwortete er philosophisch. Er erinnerte mich an das Buch "Journeyman", dass ich euch an dieser Stelle als Lesetipp empfehlen möchte:
"http://www.amazon.de/Journeyman-Mann-Kontinente-jede-Menge/dp/3864930146

Der Abend mit dieser kleinen Camping-Familie bei ein paar Bier und viel Gelächter war eine riesige Inspiration und ich nahm so einiges mit an Lebensweisheiten.

Tag Nr. 3 begann wie all die anderen Tage mit Sonnenschein und einem Lächeln auf dem Gesicht. Nach einem gemeinsamen Lauf am Strand, gingen Kary und ich ins Zentrum und besorgten Zutaten fürs Frühstück. Wir kauften Früchte, etwas Thunfisch, Avocado, mehr Gemüse, Brot,Tortillas und das alles frisch und günstig. Es war alles angerichtet für ein letztes Frühstück. Gemeinsam mit Abraham und Maria tranken wir unseren frisch gepressten Organgensaft, aßen unsere Früchte und plauderten über Gott und die Welt. Obwohl das Frühstück sicherlich nicht das leckerste war, war es doch eines der besten, dass ich während meiner Zeit in Mexiko gegessen hatte aus dem einfach Grund, dass so einfach und ursprünglich war, dass es schon wieder außergewöhnlich daher kam.

Kary, Maria und Abraham
Unser leckeres Frühstück

Der Ausblick während des Frühstücks

Den Rest des Tages verbrachten wir mit ein paar Jungs vom Camping am Strand bevor es dann am Abend wieder zurück nach Aguascalientes ging. Natürlich aber nicht ohne Aufregung. Warum?

Nun ja, ihr kennt mich mittlerweile  ja ziemlich gut und ihr wisst das meine Vergesslichkeit teilweise kaum zu übertrumpfen ist. Obwohl sich meine Vergesslichkeit hier in Mexiko einigermaßen in Grenzen hielt, passierte es an diesem Sonntag wieder: Ich vergaß meinen Geldbeutel mit all meiner Kohle und meinem Personalausweis ausgerechnet im OXXO am Strand von Sayulita. Ich hatte dort am Nachmittag meinen Saldo aufgeladen und meinen Geldbeutel liegen lassen.  

Panisch lief ich am frühen Abend zum OXXO zurück und fragte nach meinem Geldbeutel. Die Verkäuferin suchte alles ab, aber da war kein Geldbeutel. Oh man. Anschließend rief sie ihren Arbeitskollegen an der in der Mittagsschicht gearbeitet hatte und fragte, ob ein Geldbeutel gefunden wurde. "Ja ich hab einen gefunden. Aber ich hab dann gefragt wem dieser Geldbeutel gehört und da hat sich einer gemeldet und dem hab ich den Geldbeutel dann gegeben." Oh man. Das Ding war weg und darin all mein Geld um die Rückreise zu bezahlen. Ich war enttäuscht und vor allem sauer auf mich selbst. "Bist du ein Pendejo / Schwachmat!" dachte ich mir. Wie sollte ich nun nach Hause kommen? Kary hatten nicht genung Geld für uns beide. Verdammt.

Plötzlich klingte das Telefon noch einmal und der Typ von der Mittagsschicht sagte: "Ach ne, mir is grad aufgefallen ich hab noch nen anderen Geldbeutel gefunden. Der is braun. Ist das der Geldbeutel, den ihr sucht?" Jaaaaaaa maaaaan, das war mein Geldbeutel!!! "Ich komm in ner halben Stunde vorbei und bringe ihn zurück, okay?" Jaaaaaaa maaaaaan! Und 30 Minuten später hielt ich tatsächlich meinen Geldbeutel mit all meinem Geld wieder in den Händen. Ich verküsste die Verkäuferin und den Typ ebenso. Ich bot den beiden Geld an, um mich erkenntlich zu zeigen, aber beide sagte im Chorus: " Keine Sorge. Du bist unser Gast und wir helfen dir wann immer wir können. Genieß deine Zeit hier!" 

Ach ich liebe die Menschen hier einfach!! Und ich bin ein verdammter Glückspilz seit ich hier bin. Bisher ist nichts, rein gar nichts schief gegangen. Ich hatte Glück mit meinen Jobs, Glück mit meiner Gastfamilie, Glück bei meinen Reisen und nun auch Glück beim Vergessen. Ich meine normalerweise wenn man im OXXO etwas vergisst, ist es zu 98% weg. Aber nicht bei mir. Ich habe Glück, manchmal mehr Glück als Verstand. Woran das liegt? Ich weiß es nicht, aber ich glaube das Medallion, welches Mama vor meiner Abreise gegeben hat, ist ein echter Glücksbringer. Danke dafür!

So ging also mein perfektes Wochenende zu Ende. Mit einem verdammten Sonnenbrand (Ich bin halt doch Deutscher und kein Mexikaner) und vielen guten Erinnerungen verließ ich die Camping-Familie und diesen traumhaften Ort namens Sayulita. Auf das ich bald wieder kommen werde!


Das war also mein Bericht über meine zwei vorletzten Wochenenden in Aguascalientes. Über mein letztes, sehr emotionales Wochenende und meinen Abschied aus Aguascalientes werde ich euch die Tage berichten. 

Ich bin mittlerweile schon in Mexico City angekommen und schreibe diese letzten Zeilen aus der Wohnung von Ross und Memo. Morgen kommt schon Annika und dann startet unsere Tour quer durch den Süden von Mexiko. Ihr werdet über den Trip und alles was wir zusammen erleben natürlich wie immer bestens informiert. Das wird ein affengeiler Trip!

Danke fürs Lesen und bis bald,
euer Pascal