Montag, 29. Dezember 2014

Mein Oaxaca-Abenteuer Teil 1

Buenas tardes liebe Freunde und Familie,

Weihnachten ist gerade vorbei und der Ranzen vom Weihnachtsessen spannt immernoch, weshalb ich heute nur mein mein Papaya-Bananen-Müsli esse, die Samstagsruhe genieße und für euch diesen Blogeintrag schreibe. Nach den aufregenden letzten zwei Wochen und den schönen Weihnachtstagen mit meiner Familie ist heute (endlich) wieder ein bisschen Ruhe und ein bisschen Alltag in mein Leben hier eingekehrt. Diese Ruhe nutze, um euch von meiner Oaxaca-Reise, die ich vom 15.12 - 23.12 unternommen habe, zu erzählen.

Diese Reise war eines der größten Abenteuer meiner bisherigen Zeit hier in Mexiko und einers meiner persönlichen Highlights. Es war schlichtweg eine unvergesslich großartige Erfahrung. Ich habe in den acht Tagen meiner Reise unglaublich viele neue Eindrücke von diesem fantastischen Land namens Mexiko sammeln und noch besser, wundervolle Menschen kennenlernen dürfen. Es wird schwer sein all meine Eindrücke, Gedanken und Gefühle dieser acht Tage in Worte zu fassen, aber ich werde in den kommenden Zeilen das Beste versuchen, um euch ein stückweit an meiner Erfahrung teilhaben zu lassen.
Also auf gehts ab gehts, rein in das Oaxaca-Abenteuer! Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und beim Neidisch-Sein, haha ;-)

1. Warum ich beinahe nicht nach Oaxaca gelandet wäre und warum mexikanische Hilfsbereitschaft mich glücklich macht

Ich hatte euch in meinem (vor-)letzten Blogpost berichtet (ich hoffe an dieser Stelle alle von euch haben fleißig meinen letzten Blogeintrag gelesen,falls nein: schämt euch!), dass mein erstes Projekt, das MLB-Projekt, vor fast genau zwei Wochen planmäßig am 12.12 geendet hat.  Dieses frühe Projektende gab mir also knapp 10 freie Tage bis zu Weihnachten, praktische meine ersten mexikanischen Urlaubstage darstellen. Schon frühzeitig hatte ich mit dem Gedanken gespielt diese 10 Tage zu nutzen und eine Tour zu machen. Dabei schwirrte von Anfang Oaxaca als Ziel meiner Tour in meinem Kopf rum. Ich hatte von der Stadt und den Stränden dieses Bundesstaates in meinem Lonley-Planet-Reiseführer gelesen und was ich da las, ließ mich heiß werden:

"The state of Oaxaca (wah-hah-kah) has a special magic felt by Mexicans and foreingers alike. A redoubt of indigenous culture, it`s home to country`s most vibrant crafts and art scene, some outstandingly colorful and extroverted festivities, a uniquely savory cuisine and varied natural riches. At the center of state in every way stands beautiful, colonial Oaxaca city, an elegant and fascinating cultural hub.
To the south, across rugged, remote mountains, is Oaxaca`s fabulous coast, with its endless sandy beaches, pumping Pacific surf, seas full of dolphins, turtels and fish and villages that will make any traveler happy."

 Als ich diese Zeilen in meinem Bett in meinem superkühlen, dunklen Zimmer hier in Aguascalientes las, da wurde mir klar: Oaxaca, du bist was ich will! 
Naja oder so klar nun auch wieder nicht, denn fast hätte ich diese mexikanische Perle liegen lassen für eine andere, mit Sicherheit ebenso schöne Perle namens Puerta Vallarta. Doch warum das? Warum wäre ich beihnahe in Puerto Vallarta gelandet? Nun ja, einer meiner Kumpels hier, Jonathan, hatte mich gefragt, ob ich Bock hätte mit ihm und ein paar weiteren Freunden an den Party-Strand nach Puerta Vallarta gehen möchte für vier Tage. Er hatte sich bereits um alles gekümmert: Reise, Hotel, Versorgung, ich musste nur noch zusagen. Und da ich nicht unbedingt alleine reisen wollte hier in diesem fremden Land sagte ich zu. Doch irgendwie hatte ich, obwohl ich zusagte, bei der ganzen Sache kein gutes Gefühl. Der Preis für drei Nächte war teuer, ich würde alleine im Hotel schlafen müssen, ich wäre an andere Leute und Pläne gebunden und hätte meine freie Zeit nicht wirklich genutzt. Nein, das wollte ich nicht. Irgendwie schlug mein Herz doch mehr für Abenteuer, mehr für wunderschönen Strände, mehr für Oaxaca. Und so sagte ich eine Woche vor Reisebeginn Jonathan wieder ab und nahm das Abenteuer Oaxaca in Angriff. Bis heute habe ich diese Entscheidung nicht bereut. Ganz im Gegenteil, es war eine der besten Entscheidungen der letzten Wochen, die mir mal wieder zeigte, dass man am besten mit seinem Herz entscheidet.

Wie jede Reise benötigte auch diese Reise ihre Reisevorbereitung. Ich hatte mir vorgenommen genau 9 Tage zu reisen, um pünktlich zu Weihnachten wieder zurück bei meiner Familie zu sein. Da Oaxaca rund 13 Stunden südlich von Aguascalientes liegt, blieben nach Abzug von knapp zwei vollen Reisetagen also 7 Tage. Diese 7 Tage wollte ich aufsplitten in drei Tage Oaxaca-City und vier Tage Strand und Meer. Und da ich nicht 13 Stunden Non-Stopp im Bus sitzen wollte, entschloss ich  zudem einen kleinen Halt in Mexiko City bei meinen Freunden Ross und Memo für eine Nacht zu machen. Das war der Plan. Also ging es auf zur Umsetzung. Ross und Memo hatte ich gleich mit im Boot. Punkt 1: Check! Da ich nicht unbedingt im Geld schwimme und nur ungern alleine sein wollte in diesem völlig fremden Bundesstaat, war mein zweites Anliegen dann Gast-Familien für meine Tage in der Stadt und am Strand zu finden. Glücklicherweise arbeite ich ja für AIESEC, eine nationale bzw. internationale Studentenorganisation, weshalb es auch in Oaxaca AIESEC gibt. Schnell hatte ich mir einen Kontakt von einem AIESEC-Mitglied dort beschafft und Kontakt aufgenommen. Meine Kontaktperson Lia konnte mir leider keine Unterkunft anbieten, gab mir aber den Kontakt einer ihrer Freundin namens Gabi, die im Zentrum von Oaxaca wohnt. Und Gabi, ohne mich zu kennen, ohne auch nur ein Bild von mir gesehen zu haben, bot mir direkt an bei ihr zu übernachten. Punkt 2: Check!So sind sie die Mexikaner: hilfsbereit und gastfreundlich bis aufs Blut! Einfach grandios und auf jeden Fall nachahmenswert!

Ebenso gab Lia mir den Kontakt eines Freundes in Puerto Escondido, bei dem ich vielleicht wohnen könnte. Aber dieser sagte mir einen Tag vor Reisebeginn ab. Weniger gut. Punkt 3: Fail! Ich hatte also nur eine Unterkunft in der Stadt, jedoch nicht am Strand, zu dem ich unbedingt wollte Naja, ich war dennoch Feuer und Flame für Oaxaca. Notfalls würde ich eben in einem Hostel am Strand schlafen. Irgendwie würde das schon hinhauen. 

Sonntagabend, am Tag vor der Abreise, klärte mich dann Daniel noch ganz fürsorglich über die Gefahren in Oaxaca auf. Oaxaca ist einer der ärmsten Staaten in Mexiko und diese Armut führt gelegentlich auch immer wieder zu Gewalt und Überfallen auf Touristen. Vorsicht und Obacht war also geboten, wie mir Daniel eindrücklich klar machte. Andere hätten nach dieser Ansage vielleicht die ganze Reise abgeblasen, aber ich ließ mich davon nicht wirklich iritieren. Bisher war noch immer alles gut gegangen, egal wo ich war. Zudem hatte ich Mamas Glückskette um den Hals, sodass mir nichts passieren konnte. Vielleicht etwas leichtsinnig und naiv. Aber: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.
2. Der Reisestart und eine Nacht mit Freunden in Mexiko City

So ging es also dann am Montagmittag pünktlich 12 Uhr mit dem Reisebus von der Buszentrale in Aguascalientes auf nach Mexiko City, wo ich meine erste Nacht verbingen wollte. Die Reise begann. Das Abenteuer nahm seinen Lauf.  




On the road to Mexiko City


Mneschenmassen in der Metro-Station


Tausende wartende Menschen


Überfüllte Metro-Züge

Und so lief von der Metro Haltestelle San Cosme den gewohnten Weg zurück "meiner" Wohnung. Augenscheinlich hatte sich nichts wirklich verändert hier in D.F., wie Mexico City auch genannt wird. Immer noch gab es all die kleinen Verkaufstände, die von gefälschten Kopfhörern, Tshirts bis hin zu Raubkopien alles verkauften. Noch immer sah ich bettelnde, verwahlloste Mütter mit ihren Kindern auf den Straßen, noch immer war der Verkehr besorgniseregend. Auch als ich um die Ecke zu Ross Haus bog, stand da immernoch der gleiche, kleinen Tacco-Stand, an dem wir an meinem ersten Abend hier in Mexiko meine ersten Taccos gekauft hatten. Die selben drei witzigen, schwerbeschäftigten Köche winkten mir auch diesesmal nach einem freundlichen "Buenas tardes" freundlich zu. Im Haus traf ich dann als erstes meinen Freund den Hausmeister, mit dem ich damals bei einem kühlen Feierabendbier, mit meinem brüchigen Spanisch über Fußball philosophiert hatte. Die Uhr schien stehen geblieben zu sein, so fühlte sich das zumindest an. Bis, ja bis ich meine alte Heimat betrat. Denn hier hatte sich in der Zwischenzeit so einiges zum Positiven verändert. Aus dem kahlen "Wohnzimmer", dass man eigentlich kaum Wohnzimmer nennen konnte, da es nur aus einer kleinen Komode, einem Fernseh auf dem Boden und meiner Luftmatraze bestand, hatte sich in ein richtig schönes, wohnliches Zimmer entwickelt. Ross und Memo hatten es in den letzen zwei Monaten super schön eingerichtet (inkl. einem echten Weihnachtsbaum), sodass man nun wirklich von einem Wohnzimmer sprechen konnte, in dem man gerne wohnt. Auch meine Deutschland-Flagge, die ich als Gast-Geschenk zurückgeließ, hatte ihren Ehrenplatz an der Wand gefunden.
Es fühlte sich gut an wieder zurück zu sein, wieder vereint zu sein. Die Zeit mit diesen zwei Menschen hat mich einfach geprägt und ist für mich unvergesslich.



Wieder vereint: Memo, Ross und ich


Für den Abend hatten Ross und Memo eine kleine Posada ( = mexikanisch für Weihnachtsfeier) mit Freunden organisiert. Gegen halb 10 Uhr abends fanden dann nach und nach alle eingeladenen Freunde. Sie alle kamen in ihren Buisnessdresses, und das ist kein Spaß, gerade von der Arbeit. Hier in Mexiko, gerade in Mexiko City,  ist es üblich bis spät in den Abend zu arbeiten. Die Mexikaner arbeiten wirklich lange, Überstunden sind hier oftmals an der Tagesordnung. Unter der Woche gibt es neben der Arbeit, essen und vielleicht ein paar Freunde treffen nicht viel anderes. Freizeithobbies wie Sport, Kino, Musikunterricht oder sonstiges haben hier kaum Kultur. Ein wesentlicher Unterschied zur deutschen Arbeitskultur und der mittlerweile gerade von der Generation Y geforderten Life-Work-Balance.
Nach kurzem Kennenlernen, fanden dann tatsächlich alle 8 Personen Platz und gemeinsam aßen wir das von Memo und Ross super lecker zubereitete Abendessen. Dazu gab es einen weniger leckeren Rotwein. Aber als noi demit!
In gesseliger Runde verbrachten wir einen schönen Abend, auch wenn ich so meine Probleme hatte den Gesprächen zu folgen. So gut ist mein Spanisch nun doch wieder nicht.
 
La Posada




Gegen halb zwei lag ich dann im Bett. Naja es war weniger ein Bett, denn zwei dünne Decken auf dem Boden, einem Kissen und meinem Schlafsack (Danke an dieser Stelle für das Geschenk Dominic). Meine so geliebte Luftmatraze, die nach zwei Stunden ihre Luft verliert, hatte Ruben sich gekrallt, der vorübergangsweise bei Ross und Memo eingezogen war.

Nach einer kurzen Nacht, klingte um 6 Uhr dann der Wecker. Ich machte mich schnell fertig, haute mir ein Paar Eier in die Pfanne, einen Kaba in den Bauch und während noch alle schliefen verließ ich das Haus. Weiter ging es nach Oaxaca.
 
Rührei und Kaba am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen




3. Eine neue Familie - Drei einzigartige Tage in Oaxcaca

Mehr oder minder pünktlich gegen halb 8 verließ mein Reisebus Mexiko City gen Oaxaca. Nun konnte das Abenteuer also so richtig beginnen. Ich hatte ehrlich gesagt keinen Schimmer, wer oder was mich in Oaxaca tatsächlich erwarten würde, denn außer einem kurzen Skypie und ein paar kurzen WhatsApp-Nachrichten wusste ich eigentlich nichts von Gabi und meiner neuen Gast-Familie. Aber trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Circa sechs Stunden ging es mit dem ADO Bus südwestlich von Mexico City, durch wunderschöne Kaktus- und Berglandschaften – eine willkommene Oase nach einem Tag in der beschäftigten Hauptstadt Mexikos.




Tag 1: Ankunft und Oaxaca bei Nacht

Gegen 14 Uhr kam ich dann in Oaxaca an der kleinen Buszentrale an. Dort erwartete mich Gabi. Ich wusste jedoch nicht so recht nach welchem Gesicht ich Ausschau halten sollte als ich so in die Empfangshalle reinspazierte. Glücklicherweise falle ich mit meinen Haar und meinem Kleidungsstil hier in Mexiko regelmäßig auf, sodass mich Gabi und ihre Schwester gleich erkannten, auf mich zukamen und mich begrüßten. Mein erster Eindruck (ehrlich): Zwei weniger hübsche, etwas dürre, wirklich anders aussehende Mädels, aber sehr symphatisch. Gemeinsam liefen wir den Weg von der Busstation zu meinem neuen Zuhause und kamen gleich ins Gespräch. Gabi war 24 Jahre alt während ihre jüngere Schwester Eli genau wie ich 22 Jahre auf dem Zähler hatte. Beide studierten hier in Oaxaca Sprachen. Gabi sprach neben Spanisch auch ein bisschen Englisch und sogar Deutsch. Auch ich erzählte ein bisschen über mich, meine Arbeit und meine Gründe nach Oaxaca zu kommen. Unsere gemeinsame Sprache war dabei nicht Englisch, sondern Spanisch. Nach etwa 15 minütigem Fußmarsch, vorbei an einem Eis (!)laufstadion (völlig irre bei mehr als 26 Grad Außentemperatur) waren wir dann am Haus angekommen und ich konnte zum ersten Mal ein Blick in mein neues "Zuhause" werfen. Es war eine mittelgroße Wohnung mit zwei Zimmern, einer großen Küche, einem Hinterhof sowie einer Toilette mit Dusche. Ich hatte mein eigenes Bett, sowie Steckdosen und Internet. Also alles was ein moderner Mensch so zum Überleben braucht, haha. Die Wohnung war nett, aber völlig inluxeriös, teilweise spartanisch eingerichtet und ausgestattet. Es fühlt sich wie in einer kleinen Studenten-WG an. Die zwei Schwestern lebten hier mit ihren zwei kleinen Brüdern, Noah (Schüler, 14 Jahre) und Emanuel (Azubi, 18 Jahre), zusammen. Ursprünglich kommt die Familie aus einem armen Dörfchen, ohne Schulen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Deshalb sind alle nach und nach hier in die Stadt gezogen, um zu studieren, zu lernen oder zu arbeiten. Die ganze Familie, bis auf die Eltern, war also nun hier in Oaxaca vereint und lebte zusammen. Und ich durfte nun für drei Tage teil dieser Familie sein. 



Gabi (links) , Elli und ich
Wie üblich hier in Mexiko gab es natürlich... erstmal etwas zu essen und nach meiner langen Reise war mir das gerade Recht. Es gab von Gabi zubereitete Flautas. Gabi sollte sich als wahre Super-Köchin herausstellen, doch dazu später mehr.


Flautas





Nach dem leckeren Mittagessen zogen Gabi, Elli und ich dann bei Dämmerung zu meiner ersten City-Tour los.Wir liefen durch die schönen Gassen, vorbei an den beleuchteten Gebäuden und noch geöffneten Läden. Die zwei zeigten mir die wichtigsten Plätze der Stadt, wir sahen den Zocalo, die Cathedrale, den Palacio de Gobierno, Templo de Santo Domingo und vieles mehr. Die Stadt hatte ihren ganz eigenen Charme.
Der koloniale Charme war besonders rund um den Hauptplatz, den Zocalo spürbar. In Oaxaca, wie auch in vielen anderen mexikanischen Städten, wird der Hauptplatz „Plaza de la Constitución“ (Gründerplatz) genannt, aber man sollte nie unter diesem Namen nach ihm suchen. Im Volksmund ist er als Zócalo bekannt und er ist ohne jeden Zweifel das Herz der Stadt. Der Platz wird gesäumt von eindrücklichen Arkaden, mit gemütlichen Cafes und Restaurants. Von hier kann man auch bestens das muntere Treiben beobachten: Schuhputzer offerieren ihren Service, Indigenas versuchen den Touristen handgemachte Souvenirs zu verkaufen, Studenten machen es sich auf den schmiedeeisernen Bänken unter den riesigen Bäumen bequem.Hier konnte ich die kleinstädtischen Bilder der Luftballonverkäufer, Straßenmusiker und Touristen jeder Altersgruppe aus allen Ecken der Welt sehen. Hier war alles versammelt., groß und klein. Bei Sonnenuntergang konnten wir zudem einem der Konzerte der traditionellen Blasmusikgruppen aus Oaxaca lauschen. Es herrschte eine unvergleichliche Stimmung!
Hier ein Zitat, dass ich darüber gelesen habe und das die Stimmung dort auf den Punkt bringt:
"Was für andere ein Plätzchen unter einer Palme am Meeresstrand, ist fuer mich der Zócalo von Oaxaca: Ein Traumort der Ruhe, inmitten des kunterbunten Treibens, das diesen autofreien Platz wie eine Insel umspült. Endlich wieder im Café unter den Arkaden sitzen, gleich am frühen Morgen."

Hier ein paar Bilder und Eindrücke des Zocalos:
















Templo de Santo Domingo




Am Abend dann servierten die Mädels noch einen selbstgemachten Cafe de Olla - mein absoluter Lieblingskaffe hier in Mexiko.


Cafe de Olla mit Zuckerbrot




Der Kaffe ist mit nichts zu vergleichen, was es in Deutschland so an Kaffe gibt. Er hat ein ganz anderes Aroma und einen ganz anderen Geschmack. Er schmeckt eher etwas süßlich, ja fast sogar etwas "weihnachtlich", wenn ihr versteht was ich damit meine. Naja jedenfalls trank ich genüsslich meinen Kaffee und tunkte dazu (wie zu besten Behres-Zeiten) wie üblich hier in Mexiko meinen Kuchen in den Kaffee. Da saß ich also, mit vier völlig fremden Menschen zusammen in ihrer Küche und trank mit ihnen Kaffee und lachte mit ihnen als würden wir uns schon Jahre kennen. Schon jetzt war mir diese kleine Familie super sympathisch geworden.

Tag 2: Die Schönheit Oaxacas

Für den nächsten Morgen hatte ich mit den zwei Mädels dann vorgeschlagen, dass wir gemeinsam ein auf Erkundungstour durch die Stadt gehen. Die zwei Schwestern hatten gleich zugestimmt und sich als Touristenführer angeboten. 
Bevor es losging wollte ich dann eine schnelle Dusche nehmen. Also schnell ins Bad und hä? Da war irgendwie keine funktionierende Dusche. Ich hatte vergessen, dass ich hier in einem der ärmsten Bundesstaaten des Landes bin und nicht in meinem "Luxus-Haus" in Aguascalientes wohne. Die zwei Duschen waren nicht mehr wirklich funktionsfähig, sodass sich die ganze Familie der ursprünglichen Duschvariante widmete: Wasser in einen Eimer und ab über den Kopf. Falls man warm duschen wollte, musste zuvor das Wasser auf dem Herd gewärmt werden. Auch mit den Toiletten funktionierte  das hier etwas anders. Es gab keine, wie in Deutschland absolut selbstverständlich, Toilettenspülung. Stattdessen warf man das Papier, das man bei einem "großen Geschäft" benutzt hatte in einen daneben stehenden Papiereimer und spült anschließend den Rest mit einem großen Eimer voll Wasser weg. Zähneputzen war in der Küche angesagt, da es sonst kein Waschbecken gab und unter der Beobachtung von vielen Käfern fühlte ich mich ein bisschen komisch, haha.
Da meine Familie hier in AGS ziemlich ähnlich lebt wie wir in Deutschland, war ich das natürlich nicht gewohnt und für mich schon ein bisschen ungewohnt. Aber hätte ich früher damit sicher so meine Probleme gehabt, macht mir das ganze mittlerweile nichts mehr aus. Ich kann mich realtiv gut anpassen, brauche keinen Luxus, keine Dusche mit Tropengeräuschen und keine Toilette mit Kloschüsselwärmer. Irgendwie mag ich diese Einfachheit, diese Unkompliziertheit sogar, denn sie zeigt das ursprüngliche Leben und hielt mir vor Augen, dass man auch ohne großen Besitz und Reichtum zu haben einfach, einfach ein glückliches Leben führen kann. Die Familie machte es mir vor.

Nach einer eiskalten Dusche und einem von Gabi zubereiteten super leckeren Tortillas zum Frühstück machten wir uns dann auf den Weg zur Stadt-Tour. Mit dem Bus ging knapp 30 Minuten raus aus der Stadt nach  Santa María del Tule . Dieses Dörfchen ist genau für einen Grund bekannt:
Den Árbol del Tule, eines der größten Lebewesen der Erde. Ins deutsche übersetzt heißt dies "Baum von Tule" und der Baum ist ein etwa 1400–1600 Jahre altes Baumexemplar der Art Mexikanische Sumpfzypresse  Mit einem Stammdurchmesser von 14,05 Metern ist er der dickste Baum der Welt.
Nach den offiziellen Angaben hat der „Baum von Tule“ bei einer Höhe von 41,85 m ein Gewicht von 636,107 Tonnen. In Bodennähe beträgt sein Umfang 46 Meter. Als man 1996 daranging, das abgestorbene Holz herauszuschneiden, fielen davon 10 Tonnen an.

Der Baum hat, wie mir die Mädels erzählen, den Spitznamen „Baum des Lebens“ bekommen, dies wegen der durch die unterschiedlichen Holzformationen (angeblich) sichtbaren Tiere an seinem knorrigen Stamm. Und tatsächlich konnte man mit etwas Fantasie z..B Löwen, Affen oder gar Elefanten erkennen.






Nach dieser ersten Station ging es dann bei bestem Wetter weiter.
Neben der schönen Altstadt ist  sicherlich auch dieses angenehme Klima, das Touristen anlockt: Oaxaca wird auch „Stadt des Frühlings“ genannt – dort herrschen das ganze Jahr über angenehme Frühlingstemperaturen.




Zu unserer zweiten Tourstation führten mich die Mädels an einen See außerhalb der Stadt. Dort kommt man als normaler Tourist sicherlich sonst nicht hin, denn wir mussten drei verschiedene Busse bis dahin nehmen bis wir dort ankamen. Aber die Fahrt hatte sich gelohnt. Der See lag inmitten der herrlichen Landschaft Oaxacas, die umgeben ist von grünen Bergen und Felsen. Fast wie "Dehääm" im Pfälzer Wald. Einfach herrlich, diese Natur. Zwar war schwimmen im See verboten, aber dennoch ließ ich mir es nicht nehmen mich ein bisschen zu erfrischen, wenn auch nur mit den Füßen. Gabi gefiel die Idee und zog gleich nach. Letztendlich standen wir dann in dem kleinen Wasserfall und fühlten uns wie kleine Kinder, die im Wasser plantschen dürfen. Das eiskalte Wasser an unseren Füßen, war erquickend und vitalisierend zugleich und stand im Kontrast zur Wärme.



Herrlich
 




Inmitten des Mini-Wasserfall


Wir verlieben eine Weile an diesem wirklich schönen Fleckchen Oaxacas und genossen die Ruhe der Natur. Ich versuchte den Mädels beizubringen wie man Steine ins Wasser flippert, aber als auch beim 20. Versuch der Stein einfach ins Wasser geschmissen wurde, gab ich es auf.... :D

Gemeinsam zogen wir weiter. Es ging zurück Richtung Stadtzentrum und das in einem überfüllten Bus ohne Klimaanlage. Es waren gefühlte 35 Grad in dem Bus und außer schwitzen, konnte ich nichts machen. Als wir in der Stadt angekommen waren, hatte uns die Hitze alle müde gemacht, sodass wir uns erstmal ausruhen und stärken mussten. Was liegt da näher als ein Tacco und ein Refresca? Zumindest in Mexiko nicht viel. Also ab zum nächsten Taccostand, in den Schatten (ooohh Schatte) und handgemachte Taccos essen.
Taccostand in Oaxaca



Mahlzeit :)
Nach dieser Stärkung nahmen wir den wohl anstregendsten Teil unseres Tagestrip in Angriff. Und zwar wollten wir die Stufen hoch zur einer Art Open-Air-Arena nehmen. Also auf die Plätze und los. 350 Stufen waren es letztendlich bis wir oben ankamen (Ja wir hatten gezählt, weil wir gewettet hatten. Ich war mit 165 natürlich lächerlich schlecht). 

Die Mexiko-Flagge. Unser Ziel!


Stufe, für Stufe auf dem Weg nach oben


Oben angekommen trafen wir dann erstmal auf wunderschöne Wandgemälde und anschließend konnten wir dann unvergleichbaren Blick von ganz oben auf Oaxaca genießen. Es war wie immer bisher auf meiner Reise: Nimmst du die Stufen und die Mühen in Kauf, wirst du oben mit der Aussicht belohnt. Ich hatte mittlerweile ja schon viele dieser Ausblicke, sei es in Guanajato oder Zacatecas, aber jedes Mal flasht mich so ein Ausblick über das ganze Land. Es kickt einfach die Endorphine nach oben! Aber schaut selbst und stellt euch vor was ihr fühlen würdet.



Zwischen all den wichtigen Persönlichkeiten darf der Deutsche natürlich nicht fehle


Der Ausblick über die Stadt



El Aleman unter der mexikanischen Flagge



  
Nach diesem herrausragenden Mittag, verbrachten wir den Rest des Tages dann mit einem Stadtbummel, denn Oaxaca besteht nicht nur aus den typischen touristischen Sehenswürdigkeiten sondern versprüht seinen Charme vorallem durch seine multikulturelle Einwohner und das Leben in der Stadt. Sicher, es gibt eine Reihe von sehenswerten Kathedralen, Museen und Kunstgalerien. Sie tragen äußerst positiv zum Stadtbild bei. Doch ich laufe nicht mehr eine Kirche nach der anderen ab. Die Zeiten sind vorbei, nach den hunderten Museen und Kirchen die ich hier schon gesehen habe
Also, was macht Oaxaca de Juárez so besonders? Für mich sind es einige Kleinigkeiten, die in einer sehr entspannten Atmosphäre resultieren.
Die vielen  Märkte auf denen Kunsthandwerk verkauft wird und die kleinen Konzerte hier und da sind der tatsächliche Puls einer Stadt. Das Leben ist hier viefältig, pulsierend und anders. Auch die Küche ist hier besonders. Wir konnten die in Handarbeit hergestellte Schokolade probieren, uns die verschiedenen Mole (Sauce der mexikanischen Küche mit Chilis, Gewürzen, Nüssen und ungesüßter Schokolade, teils vorspanischen, teils kolonialen Ursprungs) kosten, die Chapulines (geröstete Grashüpfer), die zu den beliebtesten Snacks in diesem Gebiet Mexikos gehören, den typischen Käse der Region (der in Fäden zerrissen und geschmolzen wird), die Huaraches (in Form einer Schuhsohle geformter Maisteig, belegt mit Sauce , Zwiebeln, Kartoffeln, Koriander, Fleisch und geriebenem Frischkäse) wie auch die örtlichen Früchte naschen und die Gewürze riechen. Auch wenn es hier und da etwas hektisch zugeht und man auf den Märkten seine Wertsachen besser im Blick behalten sollte, ist Oaxaca sehr schön. Hier ein paar Eindrücke, die ich einfach mal unkommentiert lasse:



Chapulines



Gewürze der Region







Herstellung der typischen Schokolade hier in Oaxaca





Straßen in Oaxaca


Zubereitung der typischen Küche in Oaxaca



Mole




Am Abend trafen wir dann noch Lia, die mir ja den Kontakt zu meiner Familie hier vermittelt hatte. Sie war nicht nur hübsch (Verdammt, warum wohne ich nicht bei ihr?), sondern auch charmant. Wir laberten ein bisschen dumm lachten viel und Lia war am Ende felsenfest davon überzeugt bald nach 
Deutschland zu kommen.


Selfie, mit Lia links neben mir

Den Abend ließen wir dann, müde von unserer Tagestour gemütlich bei selbstgemachten fritierten Bananen ausklingen. Und dann hieß es "Buenas noches".

Fritierte Bananen mit süßer Milchsauce


Tag 3: Die Touri-Tour

Für Tag drei in Oaxaca hatten Gabi und ich uns eine typische Touristen-Tour gebucht, die uns zu den sehenswerten Plätzen rund um Oaxaca bringen würde. 
Früh morgens ging es, nachdem ich Mama halbwegs persönlich über Skype endlich zu ihrem Geburtstag gratulieren konnte (an dieser Stelle: Mama, ich hab dich lieb!), los.
Unsere erste Station des Tages war der Monte Alban. Nein, das hat nix mit Opa Alban zu tun. Der Monte ist etwas älter und noch nicht ins Kellerloch gefallen. So viel zum Unterschied ;-)

Eine Tour nach Monte Albán gehört wahrscheinlich in jedes Touristenprogramm in Oaxaca.
Monte Albán (span. weißer Berg) war die Hauptstadt der Zapoteken und liegt 10 km entfernt von der Stadt Oaxaca im gleichnamigen Bundesstaat Oaxaca (Mexiko). Monte Albán liegt 2000 m über dem Meeresspiegel auf einer künstlich abgeflachten Bergkuppe und war das religiöse Zentrum der Zapoteken, später der Mixteken. Seine Blütezeit liegt zwischen 300 und 900 n. Chr. Die Anfänge der Besiedlung von Monte Albán lagen nach bisherigen Erkenntnissen im 8. Jahrhundert v. Chr. Erhalten sind umfangreiche Reste von Wohn- und Kultbauten, ein Observatorium, Grabkammern mit Skulpturen und Wandmalereien. 1987 wurde Monte Albán ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. 

Der Monte Alban ist sicherlich eine der beeindruckendsten archäologischen Stätten des Landes und bietet einen beeindruckenden Blick über das Tal von Oaxaca. Schaut selbst:







Unser Touri-Führer erklärt die Welt der Zapoteken



Schatten in Mexiko
Quintett am Start


 

Monte Albán gehört zu meinen liebsten Ruinen, weil es dort oben schön grün, kühl und ruhig ist. Hier gab es zwar auch viele Touristen und wie immer auch einige Deutsche (ich traf zwei Stutgatter), aber dennoch nicht so viele wie z.B. in Teoticucan. Zwar sind andere Pyramiden in Mexiko vielleicht spektakulärer aber sicherlich nicht ganz so idyllisch.

Unser zweiter Programmpunkt führte uns dann zu einer Kunstgalerie. Dort gab es von Männern handgeschnitzte und von Frauen handbemalte Holzfiguren und Schmuck bestaunen und natürlich auch für teueres Geld zu kaufen. Aber die Preise waren absolut gerechtfertigt, selten hatte ich so etwas aufwändiges und gleichzeitig schönes gesehen. Ich denke in Deutschland könnte man diese Figuren für das doppelte oder dreifache loswerden. 
Die Amerikaner unserer Gruppe sahen das vielleicht auch so und kauften deshalb für schlappe 12.000 Pesos Figuren und Schmuck. Amis halt :D

Maenner schnitzen Holz





 





Der dritte  war das verlassene Kloster Cuilapan de Guerrero, was so ganz ohne andere Touristen ein wirklich schönes Ziel gewesen ist.


 




Unser vierter und letzer Programmpunkt führte uns dann zu Doña Rosas Keramikmanufaktur im Dorf San Bartolo Coyotepec das 15 km südlich von OX liegt .
Berühmt ist das Dorf für seine Artesanía, schwarze Keramik. Diese wird hier von Hand hergestellt. Keramikprodukte hat man hier schon immer hergestellt, hauptsächlich Krüge für den Mezcal. Die 1980 verstorbene Keramikherstellerin Doña Rosa hat herausgefunden, wie man die Keramik mit einer schwarz glänzenden Oberfläche versieht. Damit war diese eigenständige Kunst geschaffen, die Artesanía, von der heute viele Dorfbewohner leben. Doña Rosas Keramikmanufaktur ist eine der größten, es gibt aber auch viele winzige Hersteller. Besonders typisch sind große runde Krüge. Es gibt aber auch kleinere Sachen, die sich leichter schleppen lassen. Ich kaufte ein paar Kleinigkeiten für meine Gast-Familie als Dankeschön. Danke sagen war mir verdammt wichtig nach diesen Tagen mit dieser netten Familie. Denn nicht nur dass ich super aufgenommen wurde, einen speziellen Touristenservice hatte, in die Kultur eintauchen konnte und neue Leute kennenlernen durfte, nein ich habe auch verdammt viel Geld gespart,dadurch, dass ich kostenlos essen und trinken durfte.
 




 

Keller P. am Werk

Am Abend stand dann schon der letzte gemeinsame Abend mit meiner neuen Famlie an. Mittlerweile war mir die ganze Familie ans Herz gewachsen. Jeder einzelene ob Gabi, die eine wahre Meister-Köchin, Mutter und Freundin gleichzeitig für mich war, Eli, die etwas schüchtern, aber doch sehr herzlich mit mir umging sowie Emanuel, auch genannt El Gordo (Der Fette) weil er am liebsten aß und aß oder der klein, schmächtige Bruder Noah, auch genannt El Negor, da er als einziger der Familie schwarze Haare hat, der nach und nach immer mehr auftaute, der zukünftige Architekt, von dessen Talent sowie Gespür für Kunst ich begeistert war. Alle hatten ihren ganz speziellen Anteil zu einer unvergesslichen Zeit in OX beigetragen.


El Negro beim Bau einer Pinata

Als Abschlussessen gab es eine DER Spezialitäten der Küche in OX:
Tlayudas. Das ist eine große, auf Kohle geröstete Tortilla belegt mit Frijoles-Bohnen, Salat, Fleisch und Gemüse. Ich durfte mir meine erste eigene Tlayudas zubereiten während die ganze Familie mir dabei gespannt zusah.



Zubereitung der Tlayuda


Meine neue Familie
So verging der letzte Abend rasend schnell und früh lag ich dann im Bett, denn am nächsten Morgen ging es um halb 6 weiter zum Strand. Wie ich es doch noch geschafft habe, dort eine Unterkunft zu finden und warum es dort das Paradies auf Erden gibt, erzähle ich euch dann in Teil 2 meines OX-Abenteuer, den es bald gibt. Bleibt also dran und gespannt!


Mied wie en Hund






















































































Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen