Sonntag, 4. Januar 2015

Mein Weihnachten in Mexiko o Mi ano nuevo en México

Hola meine lieben Freunde,

zunächst einmal möchte ich an dieser Stelle zwei Dinge loswerden:

1.) Prrroschd Neijohr, frohes  neues Jahr und Feliz año nuevo für euch alle. Ich hoffe ihr habt es gut angefangen dieses neue Jahr 2015 und hattet beim Reinfeiern viel Spaß.
2.) Danke für all die lieben Neujahrsgrüße die ich erhalten habe und danke, dass ihr mir hier weiterhin treu bleibt! Ihr seid die Besten!

Heute möchte ich euch von meinem ersten Weihnachten hier in Mexiko erzählen. Diese Zeit zwischen diesen beiden Jahreshöhepunkten war für mich sehr anders als gewohnt, aber sehr sehr schön. Ich durfte in diesen Tagen viele neue Einblicke in die mexikanische Kultur und deren Traditionen machen und von all Gemeinsamkeiten und Unterschieden möchte ich euch heute berichten. Viel Spaß beim Lesen!

Feliz Navidad! So wünscht man sich in Mexiko frohe Weihnachten. Ebenso wie in Deutschland ist das Weihnachtsfest auch hier einer der wichtigsten Feiertage. Mit fast 90 Prozent bekennender Katholiken, ist dieses Land, nach Brasilien, die zweitgrösste katholische Nation der Welt. Ihren Ursprung hat der katholische Glauben in der spanischen Kolonialherrschaft. Mit der Eroberung Mexikos durch die Spanier im 16. Jahrhundert wurde neben vielen anderen Gebräuchen, auch rasch der christliche Glaube in der mexikanischen Kultur verankert. Bis heute spielt der Katholizismus im alltäglichen Leben der Mexikaner eine zentrale Rolle. Je höher jedoch das Bildungsniveau der Mexikaner, desto weniger gläubisch sind die Leute jedoch. Dies erklärt warum meine Familie hier in AGS zwar religiös, aber nicht streng gläubig ist. Nichtsdestotrotz spielt der christliche Glaube eine große Rolle im Leben des durchschnittlichen Mexikaners. Die Kultur ist hier sehr geprägt von den christlichen Werten wie Familie, Ehe und Nächstenliebe und die Traditionen des Glaubens werden hier sehr stark gelebt. Dementsprechend ist Weihnachten, La Navidad,  als eines der höchsten Feste des christlichen Glaubens für die Mexikaner mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als in Deutschland und wird auch dementsprechend auch gefeiert. Ja tatsächlich,  auch wenn sich viele meiner Freunde nicht sicher waren, Weihnachten und Heiligabend werden auch hier in Mexiko gefeiert. Wie wird das Fest der Liebe und der Auferstehung Christus also gefeiert in Mexiko? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es im Vergleich zu "meinem" Weihnachten in Deutschland? Diese Fragen möchte ich euch im Folgenden beantworten:

Vorweihnachtszeit:

Auch in Mexiko merkt man nicht nur an den kälter werdenden Nächten, daß es langsam gegen Weihnachten geht. Lange bevor die Straßen entsprechend dekoriert werden, gibt es in den Geschäften die typischen Weihnachtsartikel und Süßigkeiten. Schon lange vor dem 24. Dezember blinken die bunten Lichterketten in den Bäumen, an den Häuserfassaden und in den Einkaufszentren reihen sich unzählige Geschenksuchende geduldig an den Kassen der prachtvoll dekorierten Kaufhäuse - das Weihnachtsfeeling ist wie auch in Deutschland deutlich zu spüren. 

Plätzchen backen:
Plätzchen backen gehört nicht zu den typischen Weihnachtsvorbereitungen einer mexikanischen Hausfrau. Statt selbst gemachten Spritzgebäck, werden hier Süßigkeiten ("Dulces") im Supermarkt gekauft. Dabei dürfen vorallem die Süßigkeiten mit Chilli-Geschmack nicht fehlen.

Weihnachtsbaum:
Zwar findet man in mexikanischen Häusern zur Vorweihnachtszeit selten Adventskränze auf den Tischen, aber ein üppig geschmückter Weihnachtsbaum darf natürlich auch hierzulande nicht fehlen! Schon Anfang Dezember werden die meist künstlichen Tannen hervorgekramt und ganz nach dem Motto „mehr ist mehr“ aufwendig und fantasievoll geschmückt. Da in Mexiko selbst aufgrund des milden Klimas keine Tannenbäume wachsen, werden diese aus den USA und Kanada importiert. Bei diesem teuren Spass verzichten viele Familien auf eine echte Tanne und geben sich deshalb auch mit einem künstlichen Exemplar zufrieden. So auch auch meine Familie.

Posadas (Weihnachtsfeiern)
Neun Tage vor Weihnachten, ab dem 16. Dezember finden Posadas statt, die vergleichbar sind mit den unzählligen kleinen Weihnachtsfeiern in Deutschland sei es mit dem Sportclub oder den Arbeitskollegen. "Posada" bedeutet sprichwörtlich übersetzt Herberge und es wird die Herbergsuche von Maria und Josef nachgespielt. Es finden hier in Mexiko teilweise öffentliche Posadas statt, die anschließend in einer Pastorela (religiösen Theateraufführung) auf eine Platz enden. Eine kleine Gruppe mit typischen Kostümen führt den Umzug an, deren Hauptdarsteller Josef und Maria auf einen Esel ist.
Viel mehr als öffentliche Umzüge werden aber private Posadas gefeiert. Kinder und Erwachsene feiern bei Freunden, Kollegen oder Verwandten. Auch AIESEC Aguascalientes hatte seine eigene Posada. Leider war ich zu dieser Zeit in Oaxaca sodass ich dieses Event leider verpasst habe.

24.12.2014 La noche buena - Heiligabend

Endlich ist es soweit! Der lang ersehnte Heiligabend – la noche buena – steht vor der Tür .
Wie lief dieser hier in Mexiko ab?

Gegen 12 Uhr deutscher Zeit  stand aber erstmal der typische deutsche Heiligabend an, denn via Skype hatte ich mich exklusiv aus Mexiko, Aguascalientes nach Häääschde, Deutschland zuschalten lassen. Da Weihanchten für mich ganz klar das Fest der Familie ist, war es super toll die versammelte Familie, inklusive Opa, Oma und Marie kurz zu sehen und ein bisschen Heimat bei mir zu haben. Als kleine Überraschung hatte ich ein Gedicht vorbereitet, welches ich natürlich in bester Schülermanier sauber vortrug. Nach ein bisschen Small-Talk, einem heiteren "Oh du fröhliche" und lieben Weihnachtsgrüßen verabschiedete ich mich dann nach einer halben Stunde wieder, denn am Mittag begannen dann die Feierlichkeiten meiner Familie hier in Mexiko.

Gemeinsam mit Diego und meinen beiden Schwester Karina und Baleria ging es erstmal zu den Eltern von Daniel, meinem Papa hier. Daniels Familie wohnt etwa 40 Minuten entfernt vom Stadtzentrum in einem kleinen, armen Dörfchen Rincon.

Ab gehts nach Rincon
In Rincon angekommen warteten bereits Diegos Eltern und die Familie auf uns. Komisch war für mich erstmal die Begrüßung. Die gesamte Familie begrüßte Oma und Opa mit meinem ehrfürchtigen Handkuss und mit einer kurzen Kniebeuge. Offensichtlich war das ein Zeichen von Respekt und jahrelanger Tradition. Ebenso sagten Diego und die Schwestern nicht wie ich Opa Alban oder Oma Liesel sondern Papa und Mama zu ihren Großeltern. Ein weiteres Zeichen von Respekt wie mir Diego erzählte, denn durch die Bezeichnung Mama und Papa wird deutlich, dass die Großeltern hier viel näher zu ihren Enkelkindern stehen.

Ich enthielt mich dieser Tradition ersteinmal und begrüßte "meinen" Opa mit einem Handschlag und "meine" Oma mit einem Wangenkuss, so wie ich es immer hier mache. Interessant war das Aussehen der beiden. Der Opa, knappe zwei Meter groß, hatte stereotypisch einen Sombrero, eine Art Cowboyhut, auf und trug Botas (Cowboyschuhe) während die Oma mit ihrer Kochschürtze das typische Hausfrauen-Outfit anhatte. Die traditionelle mexikanische Rollenverteilung war klar zu sehen  Der Mann war der Boss und die Frau seine Gehilfin und Hausfrau. Auch im Haus waren die Traditionen augenscheinlich. Typisch mexikanisch war auch das Wohnzimmer im Haus. Anstatt einem Fernseh mit Fernsehtisch und einer Couch, wie in Deutschland üblich, gab es hier z.B. einen großen Altar mit der Statur der Jungfrau von Guadalupe, vielen Jesuskreuzen und religiösen Bildern.
Meine Großeltern und ich. Links der kleine Altar.
Nach einem kurzen Small-Talk verabschiedeten Diego und ich uns dann wieder. Diegos Cousin Ivan hatte uns zu seiner Ranch eingelanden, um reiten zu gehen. Da ich schon immer mal ein Pferd reiten wollte, sagte ich natürlich zu. Und so ging es in feinstem Weihnachtsoutfit also auf zu meiner ersten Reitstunde. Und diese sollte unvergesslich werden. Warum erzähle ich euch gleich.

Diegos Cousin empfing uns freundlich. Auch er war ein klassischer Vacero (Cowboy), mit Sombrero, Cowboyhemd und Gürtel, pechschwarzem Schnautzer und seinen Botas. Die Stereotypen über Mexikaner wurden in diesem kleinen Dorf wahrlich bestätigt. Ich fühlte mich ein bisschen wie in einem Western. Dazu passte, dass Ivan das Pferd mit einem Lasso einfing....

Komm hol das Lasso raus....
Als das Pferd eingefangen war, hieß es: Einmal aufstatteln und aufsteigen. Und zack, saß ich also auf dem Pferd. Natürlich war ich ein bisschen nervös und hatte riesigen Respekt vor diesem kraftvollen Tier, aber nach wenigen Minuten hatte ich mich mit dem Pferd "angefreundet"

Einmal aufsteigen bitte...
Und das Reiten war tatsächlich leichter als ich vermutet hatte: Mit einem leichten Ziehen an den Zügeln nach links, galopierte das Pferd direkt nach links, mit einem leichten Ziehen an den Zügeln nach rechts, galopierte das Pferd direkt nach rechts und mit einem leichten Ziehen zum Körper hin, blieb das Pferd direkt stehen. Zum losreiten genügte ein kleiner Tritt mit den Füßen aus und schon ritt das Pferd los. Es war also beinahe leichter zu reiten, als Auto zu fahren, dachte ich mir.

Der deutsche Cowboy



In gemütlichem Schritttempo ritt ich also zur Ranch, während Diego und Ivan mich zu Fuß begleiteten. Auf der Ranch durfte sich Diego dann ausprobieren und im Gegensatz zu mir traute er sich etwas mehr zu und ließ er das Pferd mal seine Geschwindigkeit austesten. Andaleeee!

Nachdem ich gesehen hatte, dass Diego das Ganze relativ gut hinbekommen hatte, ließ ich mich dazu ermutigen dem Pferd auch mal etwas "Fuuuuder" zu geben. Also stieg ich wieder aufs Pferd, fasst meinen Mut zusammen und trieb das Pferd an. Mit ein paar kräftigen Tritten und einem lauten "Andaleeeee" nahm das Pferd langsam aber sich immer mehr Geschwindigkeit auf. Am Anfang war das ganz nett, doch plötzlich fing das Pferd an voll loszugaloppieren. Mit geschätzen 40 Km/h schoss ich auf dem staubigen Ranchgelände in Richtung einer Mauer. Ich verlor völlig die Kontrolle über das Pferd, dass immer schneller wurde. Mein gesamter Körper wurde durchgeschüttelt. Die Mauer kam näher. Ich wurde panisch. "Was wenn ich von dem Pferd falle? Werde ich mir meinen Arm brechen? Muss ich Weihnachten im Krankenhaus verbringen?" Werde ich STERBEN?" Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Mit jeder Sekunde fühlte ich mich ohnmächtiger, mein Körper wurde steif und meine Hände eiskalt. Für mich war klar: Entweder das Pferd würde sterben, oder ich würde sterbe. In meinem Angstzustand gab es nur diese zwei Möglichkeiten. Die Mauer kam immer näher. Hinter mir hörte ich Stimmen laut brüllen, es mussten Diego und Ivan sein.Ich wurde immer panischer. Als die Mauer dann nur noch wenige Meter entfernt war und ich schon kaum mehr auf dem Sattel saß, nahm ich meinen ganzen verbliebenen Mut zusammen und riss die Zügeln mit meiner gesamten Kraft nach oben zu meinem Körper hin wie Ivan es mir empfohlen hatte....Und tatsächlich, mit quietschenden Hufen, rutsche das Pferd einige Meter auf dem Sand entlang und blieb 5 Meter vor der Mauer stehen. Mein Herz raste mit 100000 Km/H, alles pochte und kribbelte. Ich zittere wie ein kleines Kind bei einem Horrorfilm. Adrenalin im gesamten Körper. "Ich hatte überlebt!" Das war der erste Gedanke der mir durch den Kopf ging. Nach wenigen Sekunden kam dann Diego zum Pferd gerannt. Als er sah, dass ich okay war fing er laut an zu lachen. Ich sah anscheinend aus wie ein Geist, zumindest war ich kreidebleich. Schelmisch grinsend fragte Diego mich: " Wie wars?" Voll mit Emotionen antwortete ich:" Ich hatte die Angst meines Lebens!" Und das brachte es tatsächlich auf den Punkt. Eines war mir nach diesem Abenteuer klar: Auto fahren ist sicherer als Pferde reiten. Niemals mehr werde ich die Power eines Pferdes unterschätzen und niemals mehr werde ich als blutiger Anfänger auf einen anderen blutigen Anfänger hören!

Zurück bei den Großeltern konnte ich mich dann wieder entspannen. Die Geschichte des Deutschen, der beim Pferdereiten auf einer mexikanischen Ranch den Schrecken seines Lebens bekommen hatten, war natürlich Gesprächsthema Nummer 1 und alle konnten herzlich darüber lachen. Auch ich konnte langsam wieder anfangen zu lachen. Alles war okay, ich war unverletzt und Heiligabend stand vor der Tür.Also alles bestens.

Um diesen heiligen Abend zu feiern fuhren wir dann am Abend zu den Eltern von Diegos Mama Juanita. Dort versammelte sich nach und nach die ganze Familie bis das kleine Häuschen komplett voll war. Der Heiligabend am 24. Dezember wird hier in Mexiko üblicherweise in der Grossfamilie gefeiert und in der Regel laden die Grosseltern ein, um mit ihren Kindern und Enkel einen gemütlichen Abend zu verbringen. Für mich überraschend war, dass wir nicht zur Kirche gingen. Ich hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass der Besuch einer Messe hier fester Bestandteil der Weihnachtszeromonie ist, so gläubig wie die meisten Familien hier sind. Aber falsch gedacht. Auf den Kirchengang wurde hier verzichtet. Dieses Jahr also keine Kinderchristmette, kein "Happy Birthday liebes Christkind", kein Krippenspiel und kein "Geh, Geh, Geh ins weite Land..." mit dem Klatschen am Ende.

Nachdem sich die gesamte Familie inklusive aller Kinder versammelte hatte begannen dann die Feierlichkeiten. Das heißt in Mexiko: Erstmal essen!

Als Getränk gibt es „ponche“, also Punsch aus verschiedenen Früchten , darunter meist auch die aromatischen Guaves, der mit Zuckerrohr gesüsst wird und zu dem man, wenn man will, auch einen Schuss Rum geben darf. - See more at: http://www.puertovallarta.de/puerto-vallarta-blog/2009/12/weihnachten-in-mexiko/#sthash.ydjni0Vr.dpuf
Zu Heiligabend wird ähnlich wie in Deutschland festlich gegessen. Zum Essen gab es das typische mexikanische Weihnachtsessen: Tamales (Maisteig gefüllt mit Fleisch und Cilli, gegart in einem Maisblatt). Zudem gab es Spaghettis, verschiedene Fleischsorten sowie einen Obstsalat. Eine sehr komische Kombination, die ich in dieser Form sicherlich noch nie gegessen hatte. Getrunken wurde "Ponche" ein punschähnliches Heißgetränk mit gekochten Früchten. Zudem gab es Atole, eine Art heiße Schocki. Zu meiner Überraschung gab es kein Alkohol, also weder Wein noch Bier. Weihnachten blieb komplett nüchtern. Ob das bei uns gut gehen würde??
Als Getränk gibt es „ponche“, also Punsch aus verschiedenen Früchten , darunter meist auch die aromatischen Guaves, der mit Zuckerrohr gesüsst wird und zu dem man, wenn man will, auch einen Schuss Rum geben darf. - See more at: http://www.puertovallarta.de/puerto-vallarta-blog/2009/12/weihnachten-in-mexiko/#sthash.ydjni0Vr.dpufZu Heiligabend wird ähnlich wie in Deutschland festlich gegessen

Als Getränk gibt es „ponche“, also Punsch aus verschiedenen Früchten , darunter meist auch die aromatischen Guaves, der mit Zuckerrohr gesüsst wird und zu dem man, wenn man will, auch einen Schuss Rum geben darf. - See more at: http://www.puertovallarta.de/puerto-vallarta-blog/2009/12/weihnachten-in-mexiko/#sthash.ydjni0Vr.dpuf Zu Heiligabend wird ähnlich wie in Deutschland festlich gegessenZum Essen gab es ein ganz typisches mexikanisches Weihnachtsessen:  „Tamales“. Dies ist ein traditionelles lateinamerikanisches Gericht, bestehend aus einem Maisteiggemisch, das normalerweise eine süsse oder herzhafte Füllung enthält und dann in Maisblätter eingewickelt gegart wird. Dazu gab es Spagethi, verschiedene Fleischsorten und einen Obstsalat. Eine sehr sehr komisch Kombination für mich, die ich in dieser Form so sicherlich noch nie hatte. Getrunken wurde „ponche“, was ein punchähnliches Heißgetränk ist besestehend aus aufgekochten Äpfeln, Quitten und Zuckerrohr. Zudem gab es Atole, eine Art Schokoladenkakao-Getränk. Überraschenderweise wurde hier vollends auf Alkohol verzichtet. Es gab weder Wein, noch Bier noch Schnaps. Weihnachten ohne Alkohol, ob das bei uns gutgehen würde???
Nach dem Essen war dann ein gemütliches Beisammensein angesagt. Obwohl sich Heiligabend in Mexiko in vielen äusseren Dingen nur wenig vom Heiligabend in Deutschland unterscheidet, ist es dennoch kein solch besinnliches Fest, wie man es aus der deutschen Heimat kennt. Es ist hier kein Fest der inneren Einkehr, der Besinnung oder gar der Schwermut. Weihnachten ist eher eine Familien-Fiesta, wo soziale Begegnung, Spaß und Freude im Vordergrund steht. Im Gegensatz zum deutschsprachigen Raum gleicht der heilige Abend eher einem fröhliches Familienfest mit vielen sozialen Kontakten, Musik, Tanz, Essen und Trinken.

Übrigens ist das Verteilen von Geschenken am Heiligabend ist in Mexiko eher unüblich und so wurde auch bei meiner Familie darauf verzichtet. Ein weiterer Unterschied: Frohe Weihnachten wünscht man sich hier erst um Punkt 12 Uhr nachts.  Alle nahmen sich in den Arm, verküssten sich und wünschten sich gegenseitig "Feliz Navidad!" bzw. "Fröhliche Weinachten!"
Um das Jesuskind willkommen zu heißen werden hier zudem am 24. Dezember nach der Mitternacht  Freudenfeuer und Feuerwerkskörper gezündet. Ein kleines Silvester an Weihnachten also.

Hier ein paar Eindrücke von meinem ersten Heiligabend in Mexiko:



Ein Tamal mit Obstsalat und rechts ein Becher Atole

Das Festmahl (mit Plastikgeschirr)


Gemütliches Beisammensein

25. Dezember - La Navidad, Weihnachten

Der erste Weihnachtsfeiertag, bzw. Weihnachten an sich, wurde dann eher ruhig begangen. Der Tag begann mit der Übergabe der Geschenke innerhalb der Familie. Ich hatte für jedes Familienmitglied eine Kleinigkeit gekauft und einen kleinen Brief der Dankbarkeit dazu geschrieben. Ich war also gespannt auf die Geschenkübergabe. Und diese Übergabe war etwas anders als ich es von Deutschland gewohnt war.  Es gab kein gespanntes Warten auf die Überraschung, kein kollektives Bestaunen der bunten Verpackungen unter dem Weihnachtsbaum. Stattdessen war es eher ein recht unfeierlicher Akt des unmittelbaren Aufreißens der Verpackungen kurz nach der Übergabe. Jeder gab jedem das Geschenk und bedankte sich herzlich. Kurz und schmerzlos. Natürlich freute sich alle über ihre Geschenke, vor allem Kevin der von meinem Avion (Flugzeug) so begeistert war, dass er es gleich ausprobieren musste. aber die weihnachtliche Atmosphäre war nicht wirklich da. Auch ich bekam, zu meiner Überraschung, etwas geschenkt, über das ich mich außerodentlich freute: Ich bekam einen Kindle-Reader geschenkt! Schon seit Wochen war ich auf der Suche nach diesem Kindle gewesen, aber war nirgends fündig geworden. Ich lese mittlerweile liebend gerne und es geht mir auf die Nerven immer alle meine Bücher mitzuschleppen. Da ist ein Kindle doch viel praktischer. Doch in gesamt AGS war dieses verdammte Teil nicht zu finden. Irgendwie hatte es Diego aber geschafft eines zu besorgen und so war die Überraschung perfekt. Auch Diego bekam von mir etwas spezielles, nämlich ein selbstgestaltetes Tshirt, dass ich einige Tage zuvor in den Druck gegeben hatte. Beim Anblick des Shirts mussten natürlich alle lachen, denn es sagt: "Ich liebe meinen verdammten Deutschen" auf der Vorderseite und auf der Rückseite ist ein Bild auf dem wir uns scheinbar küssen. Geiler Scheiß!

Kary mit Diegos Shirt
Nach der Geschenkübergabe machten wir noch ein, zwei Fotos fürs Erinnerungsalbum. Bisher hatte ich kein Foto mit Diegos Eltern, dies hatte sich nun geändert :)


Diegos Papa als Spaßvogel: Verkleidet wie der Präsident von Mexiko
Zum Frühstück, oder besser gesagt Brunch, ging es morgens dann wieder zur Mama von Juanita. Dort gab es das Essen vom Vorabend aufgewärmt zum Frühstück. In Mexiko ist dieses Aufwärmen von Speisen, genannt Recalendato, ein Teil der Tradition rund um Weihnachten. Und so gab es also wieder Tamales, Atole und und und. Eigentlich hatte ich ja keinen Hunger, aber was solls, ständig überfressen zu sein gehört halt zu Weihnachten dazu, wie der Weihnachtsbaum und die Geschenke.
Auf gehts zum Recalendato

Tamales werden nochmal angebraten

Die Kinder mit ihren neuen Spielsachen
Nach dem Frühstück ging es dann unmittelbar weiter zu den Eltern von Daniel. Und auch hier stand das gemeinsame Essen im Mittelpunkt. Und überraschend gab es wieder Tamales. Dieses Mal jedoch mit Hühnchenfleisch, Salat und Mole. Im Haus von Daniels Eltern konnte ich dann wieder die sehr sehr traditionellen Verhaltensmuster der mexikanischen Kultur beobachten. Beispielsweise nahmen alle Männer ein einem Tisch platz, während alle Frauen an einem eigenen Tisch saßen. Daniels Papa war ganz klar der Mittelpunkt und das Oberhaupt der Familie, dem sich alle respektvoll unterordneten. Während die Männer, inklusive mir, am Tisch saßen und sich von den Frauen bedienen ließen, waren die Frauen für das Servieren und das Kochen verantwortlich. Die Männer machten keinen Finger krumm. Die Rollenverteilung war offensichtlich. Einige mögen jetzt sagen: "Jawoll so isses Recht, verdammte Emanzipation. Frauen an den Herd und sonst nix! Männer an die Front" Diego erzählte mir, dass sich in den letzten Jahren die Familie seiner Großeltern ein bisschen mehr der modernen Kultur geöffnet hat, aber dass hier immer noch die Regel und Verhaltensmuster von vor Jahrzehnten herrschen. Für mich war es äußerst interessant mal zu sehen, wie es in einer typischen traditionellen mexikanischen Familie so abläuft, aber ehrlich gesagt, bevorzuge ich doch lieber die deutsche, aufgeschlossene Kultur in der Männer und Frauen Hand in Hand gehen und vor allem gleichberechtigt sind.

Ready to eat (again)
Tamales, Tamales, Tamales
Die Frauen in der Küche und an einem Tisch

Meine Mädels und Kevin: links Valeria, in der Mitte Silvia und rechts Karina
Nachdem wir den Nachmittag mit der Familie verbrachten hatten, wobei natürlich meine Pferdegeschichte und Deutschland wieder im Mittelpunkt standen, ging es dann nach Hause - endlich. Ich fühlte mich schon die letzten Tage ziemlich schlapp und müde, zudem hatte ich seit meiner Rückkehr aus Oaxaca mit Durchfall und nächtlichen Magenkrämpgen zu kämpfen,  die mich nachts kaum schlafen ließen. Dementsprechend fielen mir nach 5 Minuten auf der Heimfahrt die Äuglein zu. Natürlich die optimale Möglichkeit um ein paar Selfies zu machen. Seht selbst:



Am Abend dann stand der letzte Familienbesuch auf dem Programm, der auch gleichzeitig ein schöner Abschluss der Weihnachtsfeierlichkeiten war. Die ganze Familie seitens Diegos Mama hatte sich nocheinmal versammelt, um gemeinsam den eigentlich Grund von Weihnachten zu feiern: Die Geburt von Jesus Christus, dem Gotteskind ( span. nino dios). Bei Ponche und Atole saß die Großfamilie in dem kleinen Wohnzimmer, das völlig übefüllt war. 


 

Zur Feier des Gotteskindes beteten wir einen Rosenkranz- naja ich eher ein bisschen weniger, da mir der spanische Rosenkranz noch etwas fremd ist ;-) Nach dem halbstündigen Gebet, küsste dann die gesamte Familie das Gotteskind, dass in Form einer kleinen Puppe symbolisiert wurde. Der Kuss des Kindes soll das Neugeborene liebevoll in dieser schwierigen Welt willkommen heißen. Für mich war das eine völlig neue Art die Geburt Jesus zu feiern und natürlich etwas komisch. Andererseits sind es gerade diese Traditionsunterschiede die Weihnachten für mich so interessant gemacht haben.

Nach dem andächtigen Gebet, stand dann noch die Geschenkübergabe für die Kinder an, genannt "intercambio" an. Für die Kids natürlich das Highlight des Tages. Das Intercambio funktioniert so:
Zuerst Jedes Kind zieht einen Zettel auf dem der Name eines anderen Kindes steht. Und dann geht das Spiel auch schon los. Eines der Kinder gibt sein Geschenk (das natürlich von den Eltern ausgesucht wurde) an ein anderes Kind. Nachdem das Kind unter den Anfeuerungsgesängen der Familie das Geschenk ausgepackt hat, bedankt sich as beschenktemit einem Abrazo (einer Umarmung) bei dem Kind für das Geschenk und gibt dann sein Geschenk dem nächsten Kind. Und so weiter und so fort. Ich denke das Prinzip dürfte klar sein. Es war jedenfalls ein Heidenspaß den Kinder beim Auspacken der Geschenke zuzusehen und ihr Strahlen in den Augen zu sehen. Da kommen alte Weihnachtsgefühle auf, an Tage an denen ich glaubte Oma Liesel wüsste wirklich, dass ich mir Fußballmanager 09 gewünscht habe und an Tage an denen ich mir nicht sicher war ob das Christkind Anette war oder doch nicht....

Freudiges Bestauenen des Geschenks

Abrazo nach der Geschenkübergabe

Kevin, unglücklich weil er noch kein Geschenk hatte

Kevin, glücklich, endlich mit Geschenk
Nach diesem Intercambio, bei dem auch ich eine Tüte voller Süßigkeiten bekam, verabschiedeten Diego und ich uns dann vorzeitig. Gemeinsam mit Diegos Cousin Christian hatten wir uns mit ein paar Freunden zu einem Bier verabredet, sodass Weihnachten für uns in einer geselligen Runde in einer angesagten Bar in AGS endete. Denn am 26. 12 ist der ganze Spuck schon wieder vorbei und der Alltag geht weiter. Weihnachtsurlaub wie er in Deutschland üblich ist, machen hier die wenigstens und das ist bei nur 14 Urlaubstagen im Jahr auch verständlich.

Ausklang des Weihnachtsfeiertages in einer Bar
Fazit von Weihnachten:

Nun ja Weihnachten war wie erwartet anders als in Deutschland. Obwohl Weihnachten im Grunde realtiv ähnlich ist wie in Deutschland gibt hier in Mexiko doch andere Sitten, Bräuche und Traditionen rund um dieses Fest. Ich hatte das Glück mein Weihnachten gleich mit zwei Familien zu feiern: Einerseits via Skype mit meiner "echten" Familie und andererseits hier mit meiner "mexikanischen" Familie. Es war für mich eine ganz neue Erfahrung Weihnachten weg von meiner Familie zu feiern, aber diese Erfahrung des mexikanischen Weihnachtsfest war auf jeden Fall super interessant. Ich freue mich dennoch nächstes Jahr hoffentlich gesund und munter wieder mit Oma und Opa an Heiligabend zusammenzusitzen, und die Weihnachtsfeiertage mit der Keller und Behres-Familie zu verbringen. Was blieb von meinem mexikanischen Weihnachten ist, dass ich auch Tage danach noch ziemlich überfressen war und sich ein kleines Bäuchlein gebildet hat. Tamales kann ich erstmal nicht mehr sehen, denn wer einmal Tamales vom Frühstück bis hin zum Abendessen gegessen hat, wird wissen was ich meine. In diesem Sinne hier ein paar witzige Bilder, die das mexikanische Weihnachtessen ein bisschen auf die Schippe nehmen:



Ich mag kein aufgewärmtes Essen




So da ich jetzt erstmal ne Pause mache gibts den Bericht über Silvester erst morgen. Bis dahin, machts gut und bleibt am Ball,

Pascal

1 Kommentar:

  1. Deutsche Sprache, schwere Sprache ! Das gilt offenbar sogar noch für einen ambitionierten Deutsch-Professor:

    Was bedeutet "gläubisch" ? > gläubig ?
    Was bedeutet "reitete" ? > ritt ?

    Im übrigen schlage ich dir vor, einmal oder noch besser mehrmals selbst einen mexikanischen Gottesdienst zu besuchen. Dazu brauchst du keine Familie, die mitgeht, es gibt keinen Gruppenzwang. Und es gehört doch mindestens genauso zur Erforschung der mexikanischen Kultur, wie Essen und Reiten. Lass das Pferd aber dann bitte im Stall.

    Auch freue ich mich schon darauf, wenn du uns im März mit einem erfürchtigen Handkuss und einem ordentlichen Knicks begrüßt. Zumindest mich als Boss der Familie.

    So long.

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