Donnerstag, 9. Oktober 2014

Meine letzten Tage in Mexico City oder Mis últimos días en la ciudad de Mexico


Beginnen möchte ich diesen Blogeintrag ganz poetisch mit einem Gedicht, dass ich die Tage zufällig las. Ich finde es wirklich großartig und in gewisser Weise spiegelt es  auch meine Abschiedsgefühle wider. Das Gedicht stammt von Hermann Hesse und geht so:

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, 
blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und
 jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe 
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben. 

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegensenden, d
es Lebens Ruf an uns wird niemals enden ... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!


Langsam aber sicher neigt sich meine erste Woche in Mexico und damit meine Zeit in Mexico City zu Ende. Irgendwie schade, denn ich hatte hier wirklich eine unvergesslich tolle Zeit. Aber ich weiß ja alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei und jedes Ende ist der Beginn von etwas Neuem. Deshalb bin ich, anstatt traurig über das Ende meiner Zeit zu sein, wirklich glücklich und dankbar über meinen gelungenen  Start hier in Mexico (natürlich abgesehen von meiner Gefangenschaft im Immigrationraum). Bisher fühle ich überhaupt nichts von dem erwarteten "Kulturschock". Ganz im Gegenteil ich fühle mich als wäre ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Menschen - kurz gesagt: Ich fühle mich pudelwohl hier, was natürlich vor allem an der Gastfreundlichkeit der Mexicaner und insbesondere an Ross und Memo liegt. Die beiden haben mir wirklich gezeigt, was Gastfreundlichkeit und vor allem Hilfsbereitschaft bedeutet. Es war wundervoll dieses Gefühl von Willkommensein und Hilfe zu erfahren und für mich bedeutet das nur eines: falls ich mal jemanden zu Gast habe, werde ich versuchen meinem Gast genau das gleiche Gefühl zu geben. Ich bin der Meinung, dass bedingungslose Hilfsbereitschaft, also zu helfen ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten, einer der Schlüssel ist, um ein glückliches Leben zu führen. If you go looking for a friend, you're going to find they're very scarce. If you go out to be a friend, you'll find them everywhere! Wenn du anderen hilfst erfolgreich und glücklich zu sein, wirst du selbst genau das werden. Genau mit dieser Attitüde möchte ich die kommenden Monate antreten, dies habe ich aus meiner ersten Woche in Mexico sicherlich mitgenommen. Ich denke und jeder kann davon halten was er will, man lebt richtig, wenn man regelmäßig das gibt, was man mit Geld nicht zurückbezahlen kann. Und genau das haben Ross und Memo, aber auch all die anderen teilweise skurillen Personen, die ich während meiner Woche in D.F. kennenlernen durfte gemacht und damit wesentlich dazu beigetragen, dass ich die Zeit hier nicht so schnell nicht vergessen werde.

Doch nun heißt es langsam aber sicher "Hasta lluego" und "Adios" zu sagen, denn meine Reise geht weiter und zwar am Mittwoch nach Queretaro. Momentan fühlt sich das ganze noch wie eine Art Auslandsurlaub an, den ich hier mit wirklich tollen Menschen verbringen darf. Der wirkliche Ernst, und damit meine ich meinen Praktikumsstart am kommenden Montag, ist noch weit weg. Dann heißt es jeden Tag lehren/arbeiten und damit gleichzeitig auch weniger Freizeit. Ich versuche deshalb bewusst die Tage bis zu meinem Praktikumsbeginn wirklich zu genießen und die schönen Momente aufzusaugen.

Vor dem Hintergrund dieser Absicht, machte ich mich deshalb am Montag auf den Weg zur berühmten Basillika in Guadalupe. Dies ist eine wichtigsten katholischen Pilgerstätten auf der gesamten Welt. Mama hatte mir von diesem Ort erzählt, bevor ich aus Deutschland abgereist bin und die Karmelschwester wiederum hatten ihr von der beinahe unglaublichen Geschichte, auf der die Basillika und der ganze Kult rund um Guadalaupe beruht, erzählt. So war es mir ein Bedürfnis der ganzen Sache mal auf den Grund zu gehen. Der ein oder andere wird sich jetzt fragen: " Was ist denn Guadalaupe? Was is ne Basillika und was soll da bitteschön so interessant dran sein?" Natürlich möchte ich euch diese (berechtigten) Fragen beantworten, denn mein Blog soll euch ja nicht nur gut unterhalten, sondern auch weiterbilden ;-). Wer also etwas neues lernen will, kann die nächsten Zeilen lesen, wer nicht, der springt einfach ein paar Zeilen weiter. Die Geschichte rund um Guadalaupe und die Jungfrau Maria spielte sich folgendermaßen ab:

Demnach befand sich ein Indigener namens Juan Diego Cuauhtlatoatzin am 9. Dezember 1531 auf dem Weg zur Messe als ihm die Gottesmutter Maria auf dem Hügel von Tepeyac am Rande des heutigen Mexiko Stadt erschien. Sie bat ihn in ihrem Namen beim örtlichen Bischof Juan de Zumárraga vorzusprechen, damit dieser am Ort ihrer Erscheinung eine Kapelle erbauen ließe. Dafür versprach sie allen, die sie hierin verehrten ihre Gnade zu schenken. Als Juan Diego dem Folge leistete glaubte ihm der Bischof jedoch nicht und verlangte, auch nachdem Maria ein drittes Mal erschienen war, Beweise. Am 12. Dezember kehrte Juan Diego daher erneut nach Tepeyac zurück, wo ihm Maria zum vierten Mal erschien und ihn anwies eine Handvoll seltener Blumen vom Hügel zu pflücken. Trotz des Winters hatte der Indigene keine Mühe die kastellianischen Rosen vorzufinden, die den Bischof an den spanischen Marienkult erinnern sollten und brachte sie auf Marias Wunsch hin in seinen Mantel gehüllt zu Zumárraga. Als Juan Diego nun seinen Mantel vor dem Bischof öffnete, fielen die Blumen zu Boden und hinterließen einen Abdruck auf dem Stoff, der sich in das Antlitz Mariens verwandelte. Der Bischof erkannte darin das Bild der spanischen Jungfrau von Guadalupe und ließ in Demut die gewünschte Kapelle in Tepeyac errichten. Bis heute ist der Mantel eine Art Mysterium. Kein Wissenschaftler auf der Welt konnte bisher eindeutig eindeutig klären wie die Farben auf dem Mantel zustandekamen. 
Lange Zeit von der katholischen Kirche geschmäht, ist die Jungfrau von Guadalupe heutzutage die offizielle Patronin Mexikos. In Guadalupe in Mexiko befindet sich nun die Basilika der Jungfrau von Guadalupe Hidalgo, das wichtigste Heiligtum Mexikos und eines der bedeutendsten Marienheiligtümer der Welt.

So weit zur Geschichte. Ich finde, sie ist wirklich sehr mysteriös und deshalb spannend. Ob man nun an  das Wunder und die Jungfrau glauben möchte oder nicht, eines ist sicher: Die Jungfrau Maria hat den katholischen Glauben in Mexico sehr stark beeinflusst und Guadalaupe zu einem Pilgerort für abertrausende Katholiken und Schaulustige (wie mich) werden lassen. Die unternstehenden Bilder sollen euch einen Eindruck über die Basillika in Guadalupe geben.




Das Gebäude mit dem türkisen Dach ist die neu erbaute Basillika, in der auch regelmäßig Gottesdienste stattfinden.


 Oben auf dem Hügel die Kapelle Tepeyac
Die Jungfrau Maria in der Mitte des Altars


 Innensicht der Basillika Gudalaupe
 Die heilige Jungfrau Maria und natürlich die Mexiko-Flagge




 Die alte Basillika mit einer gelben Kuppel und der Maria Statur



 Die Kapelle auf dem Hügel Tepeyac, gebaut zu Ehren der Jungfrau Maria
Blick vom Hügel Hügel Tepeyac



Auch wenn ich diesesmal keine neuen (verrückten) Leute kennelernte, hat mir der Ausflug nach Guadalupe sehr gut gefallen. Die Basillika und die gesamte Anlage sind wirklich eine Quelle der Ruhe und Besinnlichkeit in Mitten des hektischen Alltagsgeschehen in Mexico City. Hier kann man in eine besondere Atmosphäre eintauchen und sich von den außergewöhnlichen Bauten beeindrucken lassen. Glücklicherweise fand genau während meines Besuches ein Gottesdienst in der Basillika statt, sodass ich seit langer Zeit (Schande auf mein Haupt) mal wieder eine Messe besuchte. Zwar verstand ich während dem Gottesdienst außer ein paar Brocken kaum ein Wort, aber dennoch konnte ich dem Gottesdienst gut folgen, denn er lief fast genauso ab wie in Deutschland. Während der Messe mit all den anderen, teilweise tief gläubigen Menschen, hatte ich wirklich mal Zeit zum Nachdenken und zum Refelektieren der letzten Wochen und Tage. Ich schätze es als ein großes Glück, dass ich momentan hier in Mexico sein und diese außergewöhnliche Erfahrung machen darf. Ich bin dankbar für jeden, und das seid vorallem ihr, der mich während dieser Reise, auf welche Art und Weise auch immer, unterstützt und verspreche euch, Deutschland hier von seiner besten Seite zu repräsentieren. Dies will ich machen indem ich meine Werte wie z.B. Offenheit, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Freundlichkeit und Dankbarkeit weitergebe.

Ich verbrachte fast drei Stunden in Guadalaupe und schaut mir wirklich alle Gebäude und natürlich das Abbild der Jungfrau Maria in Ruhe an. Anschließend hatte ich Lunch im Subway, bevor es mit der Metro wieder nach Hause ging. Die Metro-Bahnen sind hier in Mexico City ein gutes Transportmittel um von A nach B zu kommen und nach kurzer Eingewöhnung hat man das System auch schnell verstand. Leider sind die Bahnen, wie sollte es bei mehr als 20 Mio. Einwohner auch sein, stets überfüllt und stickig. Für mich völlig neu war, dass circa jede Station jemand einsteigt und mit lautem Geschrei irgendwas verkaufen möchte. In der Metro kann man also nicht nur lesen und schlafen, sondern gleichzeitig auch Musik-CDs, Haargel, Kopfhörer sowie Essen und Trinken kaufen.Wirklich irre! Auch in den Ubahn-Gebäuden kann man vom Handy bis zur Zuckerwatte alles kaufen. Auffallend ist, dass es hier in den Metro-Stationen, aber auch auf den Straßen unheimlich viele Frauen gibt, die zusammen mit ihren kleinen Kindern Sachen verkaufen oder betteln. Für mich ist das immer wieder ein bedrückendes Gefühl, wenn ich die Armut der Menschen und vor allem der Kinder hier sehe und es ist komisch nichts dagegen tun zu können. In Deutschland spende ich den Bettlern eigentlich regelmäßig etwas, denn ich finde mir tun 2 Euro nicht weh, während es für den Bettler verdammt viel Geld ist. Was dieser dann letztlich mit dem Geld macht, ob er es in Alkohol, Drogen oder doch in Essen investiert, ist mir nicht so wichtig, denn darüber habe ich nicht zu entscheiden. Hier kann ich diese Schiene jedoch nicht fahren, ich kann hier ich nicht jedem etwas geben, denn es sind einfach zu viele arme Menschen, die vor allem mich als „reichen“ Touristen ansprechen. Also gebe ich gerechterweise niemandem etwas, was mir manchmal echt schwer fällt. Ich finde hier in Mexico City kann man deutlich die Schere zwischen reichen, in schicken Anzug herumstolzierenden Menschen und den armen, sehr verwahrlosten armen Menschen erkennen. Alle kommen hier her in die Metropole, um das große Geld zu verdienen und ihren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen, aber es zeigt sich, dass dies nicht jedem gelingt. Und so kommt es, dass hier Armut herrscht, die sich teilweise in Kriminalität und Gewalt kanalisiert. Ich bin jedoch der Meinung, dass dies in beinahe jeder großen Stadt auf der Welt so ist. Wo großer Reichtum ist, herrscht auch meistens noch größere Armut und letztlich gehen diese beiden immer Hand in Hand. That`s Kapitalismus. Und das meine ich ohne irgendeine Wertung.

Eigentlich hatte ich mir an diesem Tag noch vorgenommen das Castillo de Chapultepec zu besichtigen, aber gegen 16 Uhr rum, wurde ich so verdammt müde, dass ich anstatt zum Castillo nach Hause fuhr, um mich aufs Ohr zu legen. Gegen Abend dann ging ich mit Memo einkaufen und das nicht wie üblich in einem der unzähligen OXXO, die es hier an jeder zweiten Straßenecke gibt. Die OXXO sind kleine Supermärkte, die nur den minimalen Bedarf an Lebensmitteln abdecken und ansonsten nur Junk-Food anbieten. Es gibt dort weder Obst noch Gemüse noch Fleisch. Umso mehr freute ich mich endlich mal in einen „richtigen“ Supermarkt einkaufen zu gehen und endlich mal wieder Obst, Gemüse und Fleisch zu essen, nach all den Taccos und Burritos. 

Memo und ich fuhren also mit dem Taxi zum Supermarkt und dort erlebte ich so etwas wie meinen ersten „Kulturschock“. Der Supermarkt war riiiiiesig. Ich meine Walmart und Real sind ja schon groß und bieten eine große Anzahl von Produkten, aber dieser Supermarkt toppte alles bisher Bekannte. Hier gab es von einem Produkt nicht wie in Deutschland üblich drei verschiedene Sorte, sondern teilweise 7 oder 8. Wer auch immer diese Auswahl wünscht, der muss verrückt sein :D Memo und ich suchten also in den riesigen Regalen unsere benötigten Zutaten. Natürlich durfte dabei Bier nicht fehlen. Memo trinkt sowieso gern Bier und als ich dann plötzlich Erdinger Weißbier sah, ging mir sofort das Herz auf - ein bisschen Heimat und die Erinnerung an einige Cola-Weizen im Fabrik-Cafe ( oder wars doch es FAC?), daran dachte ich sofort. So e schääääines Cola-Weizen zum Abendessen, mhhmm….lecker! 

An der Kasse angekommen, musste ich feststellen, dass die Mentalität hier eine ganz andere wie in Deutschland ist. Hier legt jeder gaaanz gemütlich seine Sachen auf das Laufband und die Kassiererin unterhält sich in aller Ruhe mit ihren Kunden. Trotzdem kommt es selten zu langen Schlangen, weil es hier anstatt 4 oder 5 Kassen 20 Kassen gibt. Neu für mich war zudem, dass am Ende einer jeden Kasse ein Mitarbeiter steht und die bezahlten Produkte in kleine Plastiktüten eintütet. Man muss also nicht selbst die Sachen schnell verstauen, damit der nächste Platz hat, sondern das macht ein Mitarbeiter für dich. Dieser „Verpacker“ wird jedoch nicht vom Supermarkt bezahlt, sondern der sein Lohn kommt dadurch zustande, dass die Leute  am Ende eines Einkaufs für gewöhnlich 2-8 Pesos Trinkgeld. Memo erzählte mir, dass er diesen Job in seiner Jugend auch gemacht hatte und dass man an guten Tagen bis zu 400 Pesos verdienen kann, was enorm viel Geld für so einen „einfachen“ Job ist. Am Ende unseres Einkaufs packte der „Verpacker“ also unsere Sachen ein und da man hier für Plastiktüten nicht extra bezahlen muss, packte er immer nur 3-4 Produkte in eine Tüte und nutzte für die nächsten Produkte wieder eine neue Tüte. Und so hatten wir am Ende nicht eine oder zwei Plastiktüten wie in Deutschland üblich, sondern zwölf. Für mich völlig unverständlich und auch nicht gerade umweltfreundlich, aber : Andere Länder, andere Sitten. Für den Heimweg vom Supermarkt nutzen wir wie auf dem Hinweg das Taxi. Dies ist hier einfach der leichteste Weg von A nach B zu kommen, auch wenn es im Vergleich zu Metro doch deutlich teurer ist.

Bepackt mit jeweils 6 Plastiktüten voll mit Lebensmitteln kamen Memo und ich schließlich gegen halb 10 wieder zuhause an. Und erst dann war endlich Zeit für Abendessen. Ich muss mich wirklich noch ein bisschen dran gewöhnen so spät und dann noch deftig Abendbrot zu haben. In den Tagen, die ich in Mexico City verbrachte, war er es keine Seltenheit, dass wir erst gegen 10 Uhr zu Abend aßen. Meinem Magen tut das natürlich nicht soooo gut. Ich habe in den letzten Tagen schon gemerkt, dass mein Magen mit der Ernährungsumstellung ein bisschen zu kämpfen hat – um es formal auszudrücken ;-). Während sich Memo und Ross noch was kochten, aß ich nur noch eine Schüssel meines heißgeliebten Müslis und ging dann schlafen.
Am Dienstag, meinem letzten Tag in Mexico City, hatte ich dann erstmals die Möglichkeit meine Familie via Skype wiederzusehen. Es ist echt fantastisch, dass man mit der heutigen Technologie kostenlos miteinander telefonieren und sich sehen kann, obwohl man tausende von Kilometern entfernt ist. Nachdem ich mich rund eine Stunde mit Mama und Frederic  ausgetauscht hatte, machte ich mich anschließend ein letztes Mal zum Sight-Seeing  auf und besichtigte das Castillo de Chapultepec. Das Schloss steht auf dem Hügel von Chapultepec und ist das Wahrzeichen für die jahrelange Aristokratie in Mexico. Das Schloss hat bis 1939 alle mexikanischen Präsidenten beherbergt und wurde anschließend zum Museo Nacional de Historica erklärt. So viel zur Geschichte des Castillos. 

Am Castillo angekommen, musste ich mir erst einmal den genauen Fußweg erfragen. Mitten durch einen riesigen Park, gelangte ich schließlich auf einen breit geteerten Weg der hoch zum Schloss führte. Zu meinem Erstaunen sollte der Eintritt zum Castillo 59 Pesos, also umgerechnet knapp 3 Euro kosten, was hier vergleichsweise viel ist. Doch dann las ich, dass Studenten unter Vorlage ihres Studentenausweises freien Einlass bekommen. Das Problem ist nur, dass ich momentan kein Student mehr bin und damit auch keinen aktuellen Studentenausweis besitze. Also versuchte ich es einfach mit meinem Personalausweis und gaukelte dem Kontrolleur vor, dass dies mein Studentenausweis sei. Und siehe da, ich kam ohne einen Pesos Eintritt zu bezahlen durch. Wieder knapp 3 Euro gespart – Hebbaaa! ( Faschd wie de Papa ;-)). Nach 10-minütigem Fußmarsch erreichte ich schließlich das Castillo. Dort genoss ich die wunderbare Aussicht über diese riesige Stadt, mit dem Wissen, dass ich diese so schnell nicht mehr haben werde. Anschließend machte ich einen ausführlichen Rundgang durch das Schloss und sah mir all seine altertümlichen Reliquien an. Das Schloss war wirklich sehr gepflegt  und gut erhalten. Es gab mir einen schönen Einblick in die Lebensweise und Geschichten des spanischen/mexikanischen Adels, auch wenn die Informationstafeln leider nur auf Spanisch waren.
















Eroberung Mexicos durch die Spanier



Angriff der Spanier auf Mexico



 Gegen 15 Uhr machte mir dann wie tags zuvor das Mittagstief zu schaffen. Ich merke erst jetzt, nach rund einer Woche, dass die Zeitumstellung meinem Körper wirklich zu schaffen macht. Für meinen Körper ist um 15 Uhr (also 22 Uhr deutscher Zeit) Schlafenszeit angesagt, da ich zu dieser Zeit in Deutschland für gewöhnlich ins Bett gehe. Ich hoffe ich und mein Körper finden in den nächsten Tagen schnell den neuen mexikanischen Rhythmus, denn dies würde mir die Nachmittage hier erleichtern. Um gegen das Mittagstief anzukämpfen, entschloss ich mich das Castillo wieder zu verlassen und mir mal den Park genauer zu betrachten. Im Park waren (wie überall hier) Essens- und Souvenirgeschenke aufgebaut und unter lautem Gebrüll versuchten die Verkäufer (20 Pesos, 20 Pesos, 20 Pesos solo hoy. Muuuuuuuy barato usw.) ihre Kunden anzulocken. Ich finde das zwar lustig, aber halte diese Verkaufsstrategie nicht für effektiv. Trotzdem blieb ich an einem der Souvenirstände hängen und shoppte ein paar kleine Mitbringsel für euch J Anschließend lief ich bei wirklich tollem Wetter noch einmal die Paseo de la Reforma entlang und schaut mir den Independenz-Engel bei Sonnenlicht an. Als ich dann gegen 17 Uhr nach Hause wollte, bemerkte ich, dass ich gar nicht wusste welcher Bus mich wieder nach Hause bringen sollte. Ich hatte mich nur um den Hinweg gekümmert. Oh man, typisch! Da ich nach meinem Souvenir-Shopping nur noch ein bisschen mehr als 20 Pesos in der Tasche hatte, kam ein Taxi leider nicht in Frage. Da auch mein Handyakku längst leer war, konnte ich auch weder Ross noch Memo anrufen und sie fragen. Mhm…was nu? Ich holte mir erstmal ein Eis und dachte mir dann einfach: Komm, ich lauf zurück. Soooo weit war das doch gar nicht (laut Memo wären es rund 45 Min gewesen). Als ich schon auf dem Heimweg war, sprach mich dann ein junger Argentinier an und fragte mich, ob ich mich an einem Hilfsprojekt beteiligen wolle. Glücklicherweise sprach er neben Spanisch auch vergleichsweise gutes Englisch, sodass ich ihn einfach fragte, wie ich am schnellsten nach San Cosme, also meinem Apartment, komme. Er empfahl mir die Metro zu nehmen und erklärte mir grob den Weg. Also machte ich mich auf zur Metrostation und nach mehrmaligem Nachfragen fand ich sie auch, sodass ich relativ unkompliziert wieder nach Hause kam. Wieder hatte mir der Zufall geholfen. Das Glück ist anscheinend doch mit den Tüchtigen ;-).. Doch genug Blabla.
Zuhause angekommen bereitete ich schließlich die Zutaten für das Abendessen vor. Ich hatte Memo und Ross als kleines Dankeschön für ihre Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft ein selbstgekochtes Abendessen versprochen. Ich hatte mich dabei für Pasta mit einer Garnelen-Spinatsoße  als „Hauptgang“ und für kleine Pancakes als Dessert entschieden. Es war eine ganz schöne Herausforderung in der kleinen Küche sowie ohne Topf und mit nur einer kleinen Pfanne zu kochen, aber letztlich ist mein Essen (so zumindest die Aussagen von Ross und Memo) gut angekommen und es hat allen gut geschmeckt. Wir hatten während des Essens auch nochmal die Gelegenheit über viele persönliche Dinge zu reden. Ross interessierte sich  dabei vor allem für meine Frauengeschichten und meine Ansichten über die „perfekte“ Frau. Ich erzählte natürlich ein paar Stories und während mir Ross und Memo von ihrem Zusammenkommen erzählten. Es war wirklich ein sehr netter Abend und wir haben viel gelacht an diesem (vorerst) letzten gemeinsamen Abend. Nachdem ich meine Koffer zusammengepackt hatte, hieß es  dann ein letztes Mal : „Buenas noches! Hasta manana“ und einkuscheln in meinem liebgewonnenen Luftbett . Nach einer kurzen Nacht war dann fertig machen für meinen Trip nach Queretaro angesagt. Queretaro liegt ziemlich genau auf dem Weg nach Aguascalientes und ich habe mich entschlossen dort einen Boxenstopp zu machen und bevor ich am Donnerstag weiter nach Aguascalientes reise. Die Stadt soll schön und überaus sehenswert sein, weshalb ich Ross von meinen Plänen erzählte hatte dort vielleicht eine Nacht zu bleiben. Darauf angesprochen, stellte Ross mir den Kontakt zu einer ihrer Freundinnen her, die in Queretaro wohnt und nach einem unkomplizierten Telefonanruf kann ich nun eine Nacht bei Ilse, so der Name der Freundin, übernachten. Ilse ist auch eine AIESECerin und genau wie ich auch 22 Jahre. Sie scheint echt nett zu sein und ich freue mich sehr, dass ich bei ihr übernachten darf. Ich mag diese unkomplizierte und gastfreundliche Seite der Mexikaner (oder vielleicht auch nur der AIESECer) sehr. Ich meine, wenn mich heute en Kumpel anrufen und sagen würde: „Hey, da is ein Mexikaner bei mir und der will sich Mannheim anschauen. Kann der bei dir pennen für eine Nacht?“ wüsste ich nicht, ob ich einfach so meine Tür für einen wildfremden Menschen öffnen würde. Aber hier zögern die Leute keine Minute, sondern freuen sich, wenn sie jemandem helfen können. Ich finde das bewundernswert.

Gegen 8 Uhr machte ich mich dann also mit dem Taxi auf zum Busbahnhof Nord in Mexico City, da ich mit dem Bus nach Queretaro reiste. Auf dem Weg dahin unterhielt ich mich wirklich angenehm mit einem viel zu dicken Fahrer namens Hugo. Mein Spanisch reicht mittlerweile immerhin für ein bisschen Small-Talk. Angekommen am Busbahnhof checkte ich mit meinem Online-Ticket, welches ich zusammen mit Memo tags zuvor gebucht hatte, am Check-In-Schalter ein. Und dann ging es auch schon los. Nun sitze ich in einem dieser überaus komfortablen Reisebusse und schreibe diesen Bericht. Ich denke in rund einer Stunde sind wir in Queretaro. Ich bin gespannt, was ich dort so alles erleben werde. Natürlich halte ich euch auf dem Laufenden! Bis bald, haltet die Ohren steif und bleibt sauber.




Grüße aus dem sonnigen Mexico,
Pascal
 


Lange Zeit von der katholischen Kirche geschmäht, ist die Jungfrau von Guadalupe heutzutage die offizielle Patronin Mexikos.
Lange Zeit von der katholischen Kirche geschmäht, ist die Jungfrau von Guadalupe heutzutage die offizielle Patronin Mexikos.
Lange Zeit von der katholischen Kirche geschmäht, ist die Jungfrau von Guadalupe heutzutage die offizielle Patronin Mexikos.

1 Kommentar:

  1. Wieder ein schöner Bericht. Und endlich auch ein Bild deiner Familie und das an einem exponierten Platz. Da hast du meinen Kommentar wirklich ernst genommen (was er ja auch war) und auf diese Weise deine erfreuliche Antwort gegeben. Das freut mich und ich hätte es nicht unbedingt erwartet.
    Ansonsten klingen deine Berichte irgendwie bewundernswert (außer den Seitenhieben zu der vermeintlichen Sparsamkeit deines Vaters), aus der Sicht eines echten Sonnyboys geschrieben, dem es gut geht, der alles Neue, Schöne und Erlebenswerte aufsaugt und davon fasziniert ist.
    Ich hoffe, es bleibt alles auch in den neuen Stationen weiter so positiv wie bisher.

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